1Gra|na|da:
Stadt in Südspanien.
2Gra|na|da; -s:
Provinz in Südspanien.
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I Granạda,
1) Hauptstadt der gleichnamigen spanischen Provinz, am Zusammenfluss von Genil und Darro im Andalusischen Bergland, 662-780 m über dem Meeresspiegel, 241 500 Einwohner; geistiges, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des östlichen Andalusien; Erzbischofssitz, Universität (1532 neu gegründet; Festspiele (jährlich: »Festival Internacional de Música y Danza« und »Festival Internacional del Teatro«). Granada wird (seit 1970) als Schwerpunkt der industriellen Entwicklung staatlich gefördert; Metall-, Maschinen-, Zucker-, Textil-, Nahrungsmittel-, Keramikindustrie, Erdölraffinerie; Verkehrsknotenpunkt, Flughafen (18 km westlich bei Santa Fe); Fremdenverkehr. Granada liegt malerisch an den Hängen dreier Hügel (einem aufgeplatzten Granatapfel, arabische Garnata, vergleichbar) in den nördlichen Vorbergen der Sierra Nevada, am Rande der vom Genil bewässerten oasenhaften Vega von Granada. Wegen ihrer Lage und der unvergleichlichen Kunst- und Kulturschätze wurde die gesamte Stadt zum spanischen Nationaldenkmal erklärt. Das tief eingeschnittene, meist trockene Darrotal trennt den zentralen Sabikahügel mit der Alhambra und dem dahinter und höher liegenden Palacio del Generalife von den alten Stadtteilen Alcazaba Cadima, Albaicín und Sacromonte im Norden, ein Trockental trennt ihn im Süden von den alten Stadtteilen Monte Mauror und Antequerela; am Fuß des Zentralhügels liegt das Stadtzentrum mit der Kathedrale und dem in einem unterirdischen Kanal geführten Darro.
Die alten Stadtteile haben trotz christlichen Ein- und Umbauten weitgehend ihr maurisches Aussehen erhalten. Bedeutendstes Bauwerk ist der ummauerte, weitläufige Komplex der maurischen Schlossburg Alhambra (von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt); aus maurischer Zeit stammen die turmbewehrten Siridenmauern (11. Jahrhundert) um Alcazaba Cadima und die Nasridenmauern (13./14. Jahrhundert) um Albaicín, die Torres Bermejas (11. Jahrhundert), die Stadttore Puerta de Elvira (12. Jahrhundert), Puerta Genil (12. Jahrhundert), Puerta de Monaita (11. Jahrhundert), Puerta Nueva (11. Jahrhundert) und Puente del Cadi (11. Jahrhundert), ferner die Alcaicería (ehemaliges Basar für Seidenstoffe), der Corral del Carbón (ehemalige maurische Karawanserei, 14. Jahrhundert), die arabischen Bäder (11. Jahrhundert), verschiedene Paläste, u. a. der ebenfalls von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Palast Generalife (14. Jahrhundert), des Weiteren die Paläste Daralhorra (15. Jahrhundert), Alcázar Genil (14. Jahrhundert), Casa de los Girones (13. Jahrhundert), Casa del Chapiz (15./16. Jahrhundert); maurisches Erbe sind die »Carmenes« (ummauerte Häuser mit Gärten, Zisternen und Teichen); das Carmen des Musikers Manuel de Falla ist heute Museum. Die christliche Baukunst in Granada ist v. a. vom Renaissance- und Barockstil geprägt. Die Kathedrale, 1523 an der Stelle der ehemaligen Hauptmoschee begonnen, wurde zur bedeutendsten Renaissancekirche Spaniens ausgebaut (barocke Fassade von 1667); im fünfschiffigen Innern Gemälde von El Greco, A. Cano, J. Ribera, P. A. Bocanegra und Juan de Sevilla sowie Skulpturen von P. de Mena y Medrano (Katholische Könige, 1675-77) u. a.; im Museum sakrale Silberschmiedearbeiten und flämische Wandteppiche. Die angrenzende spätgotisch-platereske Capilla Real (1504-21), die Grabstätte der Katholischen Könige Ferdinand II. und Isabella I. (Marmorgrabmal von D. Fancelli) sowie von Johanna der Wahnsinnigen und Philipp dem Schönen (Grabmäler von B. Ordóñez), hat einen plateresken Hochaltar (1520-22) und ein Museum mit Objekten aus dem Besitz der Katholischen Könige (u. a. flämischer Gemälde). Viele Kirchen, Klöster und Einsiedeleien, nach der Reconquista über ehemalige Moscheen oder arabische Palästen errichtet, bewahren zum Teil arabische Reste und haben meist Mudéjardekor, v. a. prachtvolle Artesonados: u. a. San Sebastián (1509), Santa Catalina de Zafra (1520), San Miguel (1528), San Juan de los Reyes (1520, arabisches Minarett 13. Jahrhundert), San José (1525, arabisches Minarett 9. Jahrhundert), Santa Cruz la Real (1492), Santa María (1581-1618) und San Francisco (1495, heute Parador) im Alhambrabereich, San Miguel el Alto (1673), San Cacilio (1528), Santos Justo y Pasto (1575), Santa Isabel la Real (1501), San Salvador (16. Jahrhundert), San Bartolomé (1501), San Cristóbal (1501) und San Nicolás (1525). Ebenso wurden viele maurische Paläste zu christlichen Adelspalästen (mit erhaltenen maurischen Teilen) umgebaut: u. a. Cuarto Real de Santo Domingo, Casa de los Duques de Abrantes, Casa de los Mascarones, Casa de los Marqueses de Casablanca. In der Casa del Cabildo Antiguo (ehemaliges Rathaus, Barockfassade) befand sich die 1346 von Jusuf I. gegründete arabische Universität Im Renaissancepalast Karls V. (1526 ff., runder Hof von 31 m Durchmesser) sind das Nationalmuseum für spanisch-islamische Kunst (Alhambravase, 1320; Marmorbecken aus Córdoba, 10. Jahrhundert) und das Museum der Schönen Künste (Gemälde und Skulpturen) untergebracht; in der Casa de Castril (Renaissancebau des 16. Jahrhunderts) befindet sich das Archäologiee Landesmuseum (Funde aus prähistorischer bis arabischer Zeit). Der Bau des Klosters La Cartuja (1506 gegründet) am nördlichen Stadtrand bildet einen Höhepunkt des spanischen Spätbarock. Die Höhlenwohnungen am Sacromonte sind nur noch zum Teil von Roma (»Gitanos«) bewohnt.
Die iberische Gründung Eilbyrge aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., das römische Illiberis (62 n. Chr. Bischofssitz) und das westgotische Elvira (5. Jahrhundert) blieben relativ unbedeutend. Erst nach der Eroberung des Gebiets durch die Mauren (711) begann deren Neugründung Garnata aufzublühen und wurde im 11. Jahrhundert unter den berberischen Siriden Hauptstadt eines Taifa-Reiches. Unter den Almoraviden und den Almohaden weiter ausgebaut, erreichte es ab 1238 seinen Höhepunkt unter den Nasriden als Hauptstadt des selbstständigen maurischen Königreichs Granada. Im 13.-15. Jahrhundert war Granada als reiche Handelsstadt ein künstlerisches und kulturelles Zentrum des westlichen Islam (Wirkungsstätte bedeutender arabischer Dichter, Historiker und Baukünstler); es wurde 1492 als letzter maurischer Besitz in Spanien von Ferdinand II. von Aragonien und Isabella I. von Kastilien zurückerobert. Nach den Aufständen der Morisken (1568/69) und deren Vertreibung (1609-14) verlor Granada an Bedeutung. Erst die Romantiker (besonders W. Irving) entdeckten die Schönheiten und die historische Bedeutung der Stadt wieder. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebt Granada einen erneuten Aufschwung.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
arabische Herrschaft in Europa: Minarett und Kirchturm
2) Hauptstadt des gleichnamigen Departaments in Nicaragua, am Nordwestufer des Nicaraguasees, drittgrößte Stadt des Landes mit 88 600 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Textil- und Nahrungsmittelindustrie, Sägewerke.
Barockkirche La Merced mit reich verzierter Fassade (Ende 18. Jahrhundert) und mächtigem, gegliedertem Eckturm (1781-83, nach Zerstörung 1892 vollendet).
Die Stadt, 1523 von dem spanischen Eroberer F. Hernández de Córdoba gegründet, hat trotz Zerstörungen durch Brandschatzung (im 16. Jahrhundert durch F. Drake, 1856 durch den amerikanischen Abenteurer W. Walker) noch kolonialzeitlichen Charakter bewahrt. Vor 1858 rivalisierte Granada mit dem weiter nördlich gelegenen León um die Stellung als Hauptstadt Nicaraguas.
3) Provinz in Andalusien, Südspanien, 12 531 km2, 801 200 Einwohner; hat im Süden Anteil am Küstensaum der mittleren Costa del Sol (Badeorte; Anbau von Gemüse, Zuckerrohr), nach Norden zu folgen die zentrale Sierra Nevada (in Gipfellagen ganzjährig Wintersport; bis 1 500 m über dem Meeresspiegel Getreidebau und Dauersiedlungen, bis 2 000 m karge Weideflächen), die hochandalusischen Beckenlandschaften (rd. 600 m über dem Meeresspiegel) mit Bewässerungskulturen (zum Teil Spezialkulturen, u. a. Tabak) in den Vegas, die Schichttafeln der nördlichen Vorgebirge der Sierra Nevada (rd. 1 000 m über dem Meeresspiegel) mit Getreide-, Sonnenblumen-, Ölbaum- und Rebkulturen, die Betische Längsdepression sowie die Subbetischen Kordilleren im Nordosten. Die dünn besiedelte Provinz Granada ist, trotz einiger Industriezentren, agrarisch ausgerichtet; infolge Großgrundbesitz mit extensivem Trockenfeldbau in den höheren Lagen sind Wanderarbeit und Landflucht verbreitet.
4) historische Region in Andalusien, Südspanien, umfasst im Wesentlichen das Gebiet der heutigen Provinz Málaga, Granada und Almería.
Granạda,
Fray Luis de, spanischer Dominikaner, Luis de Granada, Fray.
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Gra|na|da: Stadt u. Provinz in Südspanien.
Universal-Lexikon. 2012.