Febronianịsmus
der, -, in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in Deutschland entstandene kirchenpolitische Richtung, die die päpstliche Jurisdiktion zugunsten einer Nationalkirche mit staatlicher Hilfe zurückzudrängen versuchte, um günstigere Bedingungen für eine Wiedervereinigung der christlichen Kirchen auf der Basis der Kirchenverfassung des 1. Jahrtausends zu schaffen. Vorbereitet durch das Episkopalsystem und den Gallikanismus, wurde der Febronianismus ausgelöst durch das unter dem Pseudonym »Justinus Febronius« veröffentlichte Buch »De statu ecclesiae et legitima potestate Romani pontificis« (1763) des J. N. von Hontheim mit seiner primatfeindlichen Tendenz. Seine Hauptträger waren die drei geistlichen Kurfürsten von Mainz, Trier und Köln sowie der Erzbischof von Salzburg. Der Höhepukt der Bewegung war die Emser Punktation, die die jurisdiktionelle Selbstständigkeit der Bischöfe verlangte. Der Febronianismus konnte sich jedoch gegen den Widerstand der Bischöfe, die die päpstliche der Metropolitanjurisdiktion vorzogen, und gegen die Gleichgültigkeit oder Ablehnung der weltlichen Fürsten nicht durchsetzen und verschwand mit den Koalitionskriegen, der Säkularisation von 1803 und der Auflösung des Reiches 1806.
V. Pitzer: Justinus Febronius. Das Ringen eines kath. Irenikers um die Einheit der Kirche im Zeitalter der Aufklärung (1976).
Universal-Lexikon. 2012.