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Fielding
Fielding
 
['fiːldɪȖ],
 
 1) Henry, englischer Erzähler und Dramatiker, * Sharpham Park (bei Glastonbury, County Somerset) 22. 4. 1707, ✝ Lissabon 8. 10. 1754, Bruder von 2); war adeliger Herkunft, studierte zuerst klassische Literatur, später Jura. Als Friedensrichter in London kämpfte er gegen die sozialen Missstände seiner Zeit, hauptsächlich gegen das Bandenunwesen, und entwickelte sich dort zu einer der zentralen rechts- und polizeireformerischen Gestalten des 18. Jahrhunderts. Nach einigen Farcen und politischen Satiren, die er zum größten Teil in dem von ihm erworbenen Little Theatre (später Haymarket Theatre) aufführen ließ, schuf er mit »The. .. adventures of Joseph Andrews. ..« (1742; deutsch u. a. als »Joseph Andrews«), einer Parodie auf S. Richardsons »Pamela«, den ersten realistischen Roman der englischen Literatur, in dem er der psychologisierenden Empfindsamkeit das Gentlemanideal entgegenstellte. Sein Meisterwerk ist »The history of Tom Jones, a foundling« (1749, 6 Bände; deutsch »Geschichte des Thomas Jones, eines Fündlings«; von T. Richardson 1963 verfilmt), eine Art Bildungsroman in der pikaresken
 
Tradition. Fieldings Werk ist von großer Bedeutung für die Entwicklung des modernen realistischen Romans mit »gemischten Charakteren«; es knüpft an den Realismus von G. Chaucer, Shakespeare und Cervantes an und steht in der Linie, die zu C. Dickens und W. M. Thackeray führt. Lange umstritten, gilt Fielding seit dem 19. Jahrhundert als einer der größten Ironiker Englands und »Vater des englischen Romans«.
 
Weitere Werke: Romane: History of the late Mr. Jonathan Wild the Great (1743; deutsch u. a. als Jonathan Wild der Große); Amelia, 4 Bände (1752; deutsch).
 
. .. The life and death of Tom Thumb the Great (1730, Burleske; deutsch. .. Leben und Tod von Tom Däumling, dem Großen).
 
The journal of a voyage to Lisbon (herausgegeben 1755; deutsch Tagebuch einer Reise nach Lissabon).
 
Ausgaben: The complete works, herausgegeben von W. E. Henley, 16 Bände (Neuausgabe 1967); The Wesleyan edition of the works, herausgegeben von W. B. Coley und anderen, auf mehrere Bände berechnet (1967 folgende).
 
Sämtliche Romane in 4 Bänden, herausgegeben von N. Miller (1965-66).
 
Literatur:
 
H. F. The critical heritage, hg. v. R. Paulson u. a. (London 1969);
 
H. F. u. der engl. Roman des 18. Jh., hg. v. W. Iser (1972);
 P. Rogers: H. F. A biography (London 1979);
 L. J. Morrissey: H. F. A reference guide (Boston, Mass., 1980);
 J. A. Stoler u. R. B. Fulton: F. criticism. An annotated bibliography of 20th century criticism, 1900-1977 (New York 1980);
 R. J. Dircks: H. F. (Boston, Mass., 1983);
 M. C. u. R. R. Battestin: H. F.: a life (London u. a. 1989).
 
 2) Sarah, englische Schriftstellerin, * East Stour (bei Salisbury) 8. 11. 1710, ✝ Bath 9. 4. 1768, Schwester von 1); Mitglied des Kreises um S. Richardson. In ihren Werken verbindet sich die Seelenanalyse und Empfindsamkeit der Romane Richardsons mit dem Interesse an gesellschaftlichem Verhalten und der Ironie der Romane ihres Bruders. Am bekanntesten ist ihre Beschreibung des Lebens von David Simple in den Romanen »The adventures of David Simple, a moral romance« (1744), »Familiar letters between the principal characters in David Simple« (1747), »Volume the last« (1753).
 

Universal-Lexikon. 2012.