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Forum Romanum
Forum Romanum
 
[lateinisch], Forum des antiken Rom, lag in der Talsenke zwischen Palatin, Kapitol, Quirinal und Esquilin. Unter der Etruskerherrschaft wurde das vom 9.-7. Jahrhundert als Friedhof benutzte Tal im 6. Jahrhundert v. Chr. durch Entwässerung (Cloaca maxima), Pflasterung und Errichtung erster öffentlichen Bauten und Heiligtümer in die Siedlung einbezogen und der Platz in einen politischen und einen merkantilen Bereich aufgeteilt. Der Bezirk mit dem Rathaus (Curia hostilia), dem eigentlichen Versammlungsplatz (Comitium), und der Regia stammte noch aus der Königszeit: Unter der Regia, die Ende des 6. Jahrhunderts errichtet wurde (mehrfach erneuert), fanden sich Reste älterer kleiner Heiligtümer. Die Regia diente als Amtssitz des »Rex sacrificulus« und war dann Sitz des Pontifex maximus, der die religiösen Verrichtungen übernahm, die bis dahin dem König vorbehalten waren. Nach nahtlosem Übergang zur republikanischen Zeit mit Erneuerung alter und Neuerrichtung einiger weniger Kultbauten bleibt die Geschichte des Forum Romanum im 5. und 4. Jahrhundert weitgehend im Dunkeln. Erst nach den Punischen Kriegen erfolgte ein grandioser Aufschwung mit zahlreichen Veränderungen (Neubauten und Wiederherstellung vorhandener Bauten), die unter Caesar und Augustus dem Forum Romanum seine endgültige regelmäßige Gestalt gaben, aber gleichzeitig mit einem deutlichen Bedeutungswandel des Forum Romanum verbunden waren. So wurden wichtige politische, aber auch wirtschaftliche Zentren räumlich verlegt: Rathaus und Versammlungsplatz wurden dem Caesarforum angeschlossen, die Tätigkeit des Pontifex maximus von der alten Regia gelöst und dem Markt ein neuer Platz angewiesen.
 
Der jetzige Zustand des Forum Romanum ist im Wesentlichen auf die Um- und Neubauten der Kaiserzeit zurückzuführen. Die Begrenzung des schmalen Forumsplatzes bilden die 179 v. Chr. gegründete Basilika Aemilia im Norden und die über 100 m lange Basilika Julia im Süden (anstelle der 170 v. Chr. errichteten Basilika Sempronia, 46 v. Chr. geweiht, nach Brand 12 n. Chr. neu geweiht), die der Rechtspflege und den Börsengeschäften dienten, beide letztmalig im 5. Jahrhundert restauriert. An der Schmalseite stehen sich die kaiserzeitliche Rostra (Rednertribüne) und der Tempel des Caesar (29 v. Chr. von Augustus errichtet) gegenüber. Die bedeutendsten Kultbauten unterhalb des Kapitols zwischen Clivius Capitolinus und Vicus Jugarius sind die Tempel des Saturn (ursprünglich 498 v. Chr.; mehrfach erneuert, letzter Neubau nach 283 n. Chr., davon acht Säulen mit Giebel erhalten), des Vespasian (79 n. Chr.) und der Concordia (4. Jahrhundert v. Chr., Neuweihung 7-10 n. Chr.) und im östlichen Teil die Tempel des Antoninus Pius und der Faustina (141 beziehungsweise 161 geweiht; Reste heute in der Kirche San Lorenzo in Miranda verbaut), des Kastor und des Pollux (484 v. Chr. geweiht, erneuert 117 v. Chr., Neubau 6 n. Chr. geweiht) mit den berühmten drei aufrecht stehenden Säulen, der von Maxentius errichtete Rundtempel des Romulus (309-12; heute mit der frühchristlichen Kirche Santi Cosma et Damiani verbunden) und noch weiter östlich am Kolosseum der hadrianische Doppeltempel von Venus und Roma (135 geweiht, Neubau 307). Am Fuße des Palatin errichtete man den Vestalinnen neben dem teilweise wiederhergestellten Rundtempel (193-211 n. Chr.), in dem das heilige Feuer gehütet wurde, ein großes Haus mit Atrium, letztmalig erneuert unter Julia Domna. Triumphbögen wurden für Augustus, Tiberius, Titus und Septimius Severus erbaut. Das größte Gebäude am Forum Romanum ist die dreischiffige Maxentiusbasilika, deren drei tonnengewölbte Apsiden des nördlichen Seitenschiffs erhalten sind. Sie liegt mit den Tempeln für Venus und Roma sowie Romulus und dem Titusbogen auf dem Veliahang, der nicht eigentlich zum Forum Romanum zählt. Weitere Denkmale sind der aus der Frühzeit stammende 1899 entdeckte Lapis niger, eine schwarze Marmorplatte, unter der sich ein archaisches Kult- und Grabheiligtum mit Altar, Statuenbasis und der ältesten lateinischen Inschrift befindet; das Miliarium Aureum, der goldene Meilenstein (20 v. Chr., mit Angaben der Entfernungen zu anderen römischen Städten); der Umbilicus urbis Romae, der Mittelpunktstein des Römischen Reiches (im 2. Jahrhundert n. Chr. eingelassen), sowie Lacus Juturnae, eine noch heute sprudelnde Quelle, die als Rosstränke der Dioskuren gilt, und daneben das wieder aufgebaute Tempelchen der Quellgöttin Juturna. Das späteste Denkmal des Forum Romanum ist eine Säule für den byzantinischen Kaiser Phokas (608).
 
Die weitgehende Zerstörung des Forum Romanum ist nicht dem Mittelalter, wo man das verschüttete Gelände als Viehweide (Campo Vaccino) nutzte, zuzuschreiben, sondern dem Zeitalter der Renaissance, das nicht nur die antiken Gebäude wieder entdeckte, sondern sie als Baumaterial benutzte. So konnten die 1788 mit der Aufdeckung der Basilika Julia begonnenen systematischen Grabungen, denen im 19. Jahrhundert und in der Folgezeit zahlreiche Grabungen folgten (v. a. 1898-1904 durch den italienischen Archäologen Giacomo Boni [* 1859, ✝ 1925] u. a.), bis auf geringe architektonische und plastische Reste nur die Fundamente der Bauwerke freilegen. Die Forschungen dauern auch in der Gegenwart weiter an. (Forum)
 
Literatur:
 
P. Zanker: F. R. Die Neugestaltung durch Augustus (1972);
 F. Coarelli: Rom. Ein archäolog. Führer (a. d. Ital., 41989).

Universal-Lexikon. 2012.