Freising,
1) Große Kreisstadt in Oberbayern, am Rande des Tertiärhügellandes über der Isar nordwestlich vom Erdinger Moos, 42 000 Einwohner; Stadtarchiv, Diözesanmuseum, Heimatmuseum; Motoren- und Maschinenbau, Textilindustrie. Im Stadtteil Weihenstephan ist das namengebende ehemalige Kloster Weihenstephan (seit 1804 Mustergut, seit 1852 staatliche Landwirtschaftsschule) Sitz der Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau und der Fakultät für Brauwesen, Lebensmitteltechnologie und Milchwissenschaft der TU München sowie der Fachhochschule Weihenstephan (für Gartenbau, Landschaftspflege und Forstwirtschaft) und seit 1992 die zur Ludwig-Maximilians-Universität gehörige Forstwissenschaftliche Fakultät. Hier befindet sich auch eine 1140 als Klosterbrauerei erstmals erwähnte Brauerei.
Die Stadt beherrscht der Domberg mit dem Dom Santa Maria und Korbinian (Neubau 1160-1205, 1480/81 neu eingewölbt, im Innern 1723/24 durch die Brüder Asam barock umgestaltet, die auch die das südliche Seitenschiff abschließende Johanneskapelle schufen; in der romanischen Krypta die »Bestiensäule«, 1164 vollendet) mit am Hochchor angebauter Maximilianskapelle (1715), Kreuzgang (15. Jahrhundert) und Benediktuskapelle (14. und 15. Jahrhundert, 1716 barockisiert). Am Domplatz die gotische Taufkirche Sankt Johannes (1319-21) und die ehemalige fürstbischöfliche Residenz (16.-18. Jahrhundert) mit reich stukkierten Innenräumen. Die gotische Stadtpfarrkirche Sankt Georg (Neubau um 1440) mit barockem Westturm war Mittelpunkt der alten Unterstadt. Im Stadtteil Neustift ehemaliges Prämonstratenserkloster Sankt Peter und Paul (1142 gegründet) mit Barockkirche (1756 vollendet; beteiligte Künstler: G. A. Viscardi; Johann Michael Fischer; Franz Xaver Feuchtmayer, * 1705, ✝ 1764; J. B. Zimmermann und I. Günther).
Um 700 ließen die Bayernherzöge in erhöhter Lage eine Burg errichten, 744 als Cạstrum Frigisịnga (nach dem Personennamen Frigis) erstmals genannt. Freising war Wirkungsstätte des heiligen Korbinian, der vor 730 die Anfänge des Klosters Weihenstephan begründete (Benediktinerkloster, neugegründet 1020, aufgehoben 1803). Um 739 errichtete Bonifatius das Bistum Freising (798-1803 Suffraganbistum von Salzburg). Die seit dem 8. Jahrhundert bezeugte Siedlung erhielt 996 durch Kaiser Otto III. einen Tagesmarkt, Münzrecht, einen Brückenzoll und den Marktfrieden. Seit etwa 1000 bildeten sich die Domstadt (urbs) und die Untere Stadt (suburbium) aus. 1138-58 war der Babenberger Otto von Freising Bischof. Nach Zerstörung der bischöflich-freisingischen Isarbrücke bei Föhring durch Heinrich den Löwen und Verlegung des dortigen Marktes nach München (1158) verlor Freising an wirtschaftlicher Bedeutung. 1818 ging das Bistum Freising im Erzbistum München und Freising auf.
J. Sieber: F. (1983);
2) Landkreis im Regierungsbezirk Oberbayern, Bayern, nordöstlich von München, 780 km2, 149 700 Einwohner; Kreisstadt ist Freising1). Der Kreis liegt größtenteils im Donau-Isar-Hügelland an Isar und Amper, reicht im Osten bei Moosburg an der Isar bis in das untere Isartal und greift im Süden auf Ausläufer der Münchener Ebene über (bis an das Erdinger Moos). In dem dicht besiedelten Kreis herrscht Landwirtschaft vor; Haupterzeugnisse der klein- bis mittelbäuerlichen Betriebe sind Weizen, Gerste, Zuckerrüben, Kartoffeln; auf fruchtbaren Lössböden im Norden auch Hopfenanbau (um Au in dem Hallertau), in Niederungen Grünlandwirtschaft. Industrie gibt es in Moosburg an der Isar und Freising; im Süden, im Einzugsbereich von München, sind in Neufahrn bei Freising und Eching große Gewerbegebiete und Wohnsiedlungen entstanden. Südöstlich von Freising wurde 1992 der neue Flughafen München eröffnet.
Universal-Lexikon. 2012.