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Gneisenau
Gneisenau,
 
August Wilhelm Anton Graf (seit 1814) Neidhardt von, preußischer Heerführer, * Schildau (bei Torgau) 27. 10. 1760, ✝ Posen 23. 8. 1831. Nach kurzem Studium war Gneisenau Offiziersanwärter in einem österreichischen, dann Offizier in einem brandenburg-ansbachischen Regiment, mit dem er 1782/83 auf britischer Seite am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teilnahm. Seit Ende 1785 war Gneisenau Offizier im preußischen Dienst. Bekannt wurde er, als er ab 29. 4. 1807 mit J. Nettelbeck und F. von Schill die Festung Kolberg bis zum Frieden von Tilsit (7. 7.) verteidigte. Gneisenau war neben G. J. D. Scharnhorst die bedeutendste Persönlichkeit der preußischen Heeresreform, in der er sich u. a. für die Volksbewaffnung sowie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (Gesetz vom 3. 9. 1814) einsetzte und sich gegen die Prügelstrafe (1808 abgeschafft) wandte. Er verlangte die staatsbürgerliche Gleichstellung des Soldaten mit dem Offizier und trat für den Verzicht auf veraltete Disziplinarordnungen und Ausbildungsregeln ein. Die von ihm vertretene strategische Konzeption hatte die Vernichtung des Gegners zum Ziel. In den Befreiungskriegen 1813-15, für die er seit 1811 warb, hatte Gneisenau (nach Scharnhorsts Tod ab 8. 8. 1813) als Generalquartiermeister G. L. Blüchers entscheidenden Anteil an den Operationen der Schlesischen Armee, besonders bei der Planung zur Schlacht bei Leipzig (16.-19. 10. 1813) und mit seinem Einfluss auf die Führung in der Schlacht bei Waterloo (18. 6. 1815. Er galt als bedeutendster militärischer Gegenspieler Napoleons I. 1816 nahm er aus politischen Gründen den Abschied. 1825 zum Generalfeldmarschall ernannt, erhielt Gneisenau 1831 beim polnischen Aufstand den Oberbefehl über vier Armeekorps im Osten; bald nach der Ernennung starb er an der Cholera.
 
Ausgabe: Briefe 1809-15, herausgegeben von J. von Pflugk-Hartung (1913).
 
Literatur:
 
G. Ritter: G. u. die dt. Freiheitsidee (1932);
 H. Bock: Zw. Vaterland u. Thron. G. im preuß. Krieg 1806-07 (1966).
 

Universal-Lexikon. 2012.