Langer Marsch
Der Begriff bezeichnet den Rückzug der Kommunisten aus ihrer zentralen Basis in Kiangsi 1934/35, wo sie von den Truppen der Kuomintang (KMT) unter Chiang Kai-shek eingeschlossen und bedrängt wurden. Ihm war die Vernichtung der Kommunisten ein wichtiges Ziel. Die kommunistischen Streitkräfte durchbrachen Mitte Oktober 1934 den Ring der nationalchinesischen Einheiten in westlicher Richtung. Angaben über die Stärke der Ausbrechenden schwanken zwischen 50000 und 140000; hinzu kamen noch etwa 15000 Mann des Parteiapparats. Die gewaltige Absetzbewegung führte durch die Provinz Kweitschou weit nach Westen bis nördlich von Kunming in der Provinz Yünnan. Dann verlief der Marsch in nördlicher Richtung bis in den Nordwesten der Provinz Shaanxi.
Die durch schwere Kämpfe mit den nationalchinesischen Streitkräften und durch Strapazen auf dem insgesamt 12500 km langen Marsch bis auf 7000 Mann dezimierten kommunistischen Einheiten erreichten die neue Basis im Oktober 1935. Zusammen mit den Abteilungen anderer kommunistischer Armeen zählte dieser Kern schließlich 30000 Mann. Die Führung der Haupteinheit auf dem Marsch lag bei General Chu Te, politischer Kommissar war Zhou Enlai. Mao Zedong spielte zunächst noch eine untergeordnete Rolle. Der einzige Ausländer, der an dem langen Marsch teilnahm, war der deutsche Komintern-Berater Li Te (Klarname: Otto Braun).
Im Januar 1935 fand in Tsunyi in der Provinz Kweitschou eine erweiterte Sitzung des Politbüros statt, auf der Mao Zedong die 28 Bolschewiken, die aus der Sowjetunion zurückgekehrten chinesischen Kommunisten aus der Parteispitze verdrängte und damit den Einfluss der Komintern weitgehend ausschaltete. Mao wurde Vorsitzender des Politbüros. Auch mit dem Politkommissar der Vierten Frontarmee, Zhang Guodao, überwarf sich Mao Zedong wegen der Frage, wo eine neue Rätebasis geschaffen werden solle: Zhang plädierte für Sichuan, Mao wollte weiter nach Norden in das Gebiet von Shaanxi-Gansu marschieren. Die Folge war die Spaltung der Roten Armee. Erst 1936 stieß Zhang mit seinen Streitkräften zu der von Mao geführten Basis.
Die politische Bedeutung des Langen Marsches liegt zum einen in dem Beweis, dass die KPCh in der Lage war, den an Zahl und Ausrüstung weit überlegenen nationalchinesischen Streitkräften standzuhalten; zum anderen ging mit der Konzentration der kom munistischen Kräfte in einem Stützpunktgebiet der Aufbau einer einheitlichen Führung einher. Für den späteren Weg zur Macht hatte das große Bedeutung.
II
Langer Marsch,
der Zug der chinesischen Kommunisten und ihrer bewaffneten Streitkräfte (Rote Armee) von der Provinz Jiangxi (Südostchina) durch elf Provinzen nach Yanan (Provinz Shaanxi, Nordwestchina) von Oktober 1934 bis Oktober 1935, erstreckte sich über rd. 12 500 km. In der von ihnen errichteten »Chinesischen Sowjetrepublik« (in der Provinz Jiangxi) von den Truppen der Nationalregierung (unter Chiang Kai-shek) militärisch schwer bedrängt, entschlossen sich die chinesischen Kommunisten, ihre Machtbasis in die Nähe der sowjetisch-chinesischen Grenze und des von den Japanern besetzten Gebietes in Nordchina zu verlagern. Unter Führung von Zhu De (militärischer Oberbefehlshaber) und Zhou Enlai (politischer Kommissar) durchbrach die chinesische Rote Armee die Linien der Nationaltruppen; in den ersten Monaten des Langen Marschs verlor mehr als die Hälfte der Teilnehmer ihr Leben. Auf der Konferenz der KPCh in Zunyi (Provinz Guizhou) im Januar 1935 setzte sich Mao Zedong endgültig als politischer Führer der chinesischen Kommunisten durch. Im Juni 1935 schlossen sich kommunistische Verbände unter Zhang Guotao der Hauptstreitmacht an. Von den insgesamt 300 000 Teilnehmern am Langen Marsch erreichte 1935 nur etwa ein Zehntel das Ziel. Im Oktober 1936 trafen noch die Reste der 2. und 4. Frontarmee ein. - Den Langen Marsch verklärte die KPCh später zum Heldenepos; er wurde zum Symbol für eine lang andauernde, letztlich aber doch erfolgreiche Revolution.
Universal-Lexikon. 2012.