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Mandela
Mandẹla,
 
1) Nelson Rolihlahla, südafrikanischer Politiker, * Qunu (Transkei) 18. 7. 1918, 1958-96 Ȋ mit 2); aus der Herrscherfamilie der Tembu, Anwalt, seit 1944 Mitglied des African National Congress (ANC) und Mitbegründer der Jugendliga des ANC, seit 1949 Mitglied des ANC-Exekutivausschusses, organisierte 1952 die »Defiance-Campaign« (Missachtungskampagne), mit der der ANC durch gewaltfreie Übertretung von Rassengesetzen gegen die 1948 eingeleitete Apartheid protestierte. Mandela, seit 1952 ANC-Vizepräsident, wurde deswegen zu neun Monaten Haft (auf Bewährung) verurteilt und anschließend unter einen »Bannbefehl« gestellt, der mit Hausarrest und dem Verbot jeglicher politischer Tätigkeit verbunden war. Er blieb jedoch im Untergrund aktiv und formulierte die 1955 proklamierte »Freiheits-Charta« des ANC maßgeblich mit. Zusammen mit vielen anderen Oppositionellen wurde er im Dezember 1956 des Hochverrats angeklagt, jedoch 1961 freigesprochen. Nach dem Verbot des ANC formierte Mandela 1961 die auf Sabotageunternehmen ausgerichtete Militärorganisation »Umkonto we Sizwe« (»Speer der Nation«) und wurde deren Befehlshaber. 1962 nach Rückkehr von einer illegalen Auslandsreise zu fünf Jahren Haft wegen Beteiligung an verschiedenen Protestaktionen verurteilt, wurde Mandela im Oktober 1963 im so genannten »Rivonia-Prozess« des Hochverrats, der Sabotage und Verschwörung angeklagt und im Juni 1964 zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Bis April 1982 auf der Felseninsel »Robben Island« vor Kapstadt, danach im Hochsicherheitsgefängnis Pollsmoor (bei Kapstadt) und schließlich ab Dezember 1988 im Victor-Verster-Gefängnis bei Paarl inhaftiert, lehnte er im Februar 1985 seine Entlassung unter der von der Regierung gestellten Bedingung, auf Gewalt künftig zu verzichten, ab und forderte stattdessen die Legalisierung des ANC und die Abschaffung der Apartheid.
 
Unter dem Druck der schwarzafrikanischen Bevölkerung und der Weltöffentlichkeit wurde Mandela am 11. 2. 1990 aus der Haft entlassen. Im März 1990 wählte ihn der wieder zugelassene ANC zu seinem Vizepräsidenten, im Juli 1991 zu seinem Präsidenten. Auf der Seite des ANC leitete Mandela die Verhandlungen mit der weißen Minderheitsregierung unter F. W. de Klerk, die schließlich zum Ende der Apartheid und zum friedlichen Übergang Südafrikas zu einer gemischtrassigen Demokratie führten. Dafür erhielt er zusammen mit de Klerk 1993 den Friedensnobelpreis. Am 10. 5. 1994 wurde Mandela, nach dem Sieg des ANC in den Wahlen vom April, als erster schwarzer Staatspräsident der Republik Südafrika vereidigt. Im Dezember 1997 trat Mandela als Präsident des ANC zurück. Bei den Wahlen im Juni 1999 verzichtete Mandela auf eine Kandidatur; sein Nachfolger als Staatspräsident (und ANC-Präsident) wurde T. Mbeki.
 
Werk: Long walk to freedom (1994; deutsch Der lange Weg zur Freiheit. Autobiographie).
 
Ausgaben: No easy walk to freedom. Articles, speeches, and trial addresses, herausgegeben von R. First (1965). - Der Kampf ist mein Leben. Gesammelte Reden und Schriften, übersetzt von A. Schulze-Allen (1986).
 
Literatur:
 
R. Falk: N. M. Biograph. Porträt mit Selbstzeugnissen (1986);
 
Für N. M., Beitrr. v. J. Derrida u. a. (a. d. Frz., 1987);
 H. Joseph: Allein u. doch nicht einsam. Ein Leben gegen die Apartheid (a. d. Engl., 1987);
 F. Meer: N. M. Stimme der Hoffnung (a. d. Engl., Neuausg. 1990);
 M. Benson: N. M. - die Hoffnung Südafrikas (a. d. Engl., Neuausg. 1993);
 A. Hagemann: N. M. (1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Südafrika: Republik im Umbruch
 
 2) Winnie Nomzamo, geborene Madikizẹla, südafrikanische Politikerin, * Bizana (Transkei) 1934, 1958-96 Ȋ mit 1), Sozialarbeiterin, seit 1958 Mitglied des African National Congress (ANC); nach der Verhaftung ihres Mannes (1962) verfolgt und 1969-70 inhaftiert, trat sie als entschiedene Kämpferin gegen die Apartheid hervor; lebte 1977-85 als »gebannte Person«. Ihre politischen Alleingänge und Äußerungen lösten massive Kritik, auch innerhalb des ANC, aus. 1990 wurde Mandela Leiterin des ANC-Sozialbüros und Mitglied des ANC-Exekutivkomitees. 1991 wurde sie wegen Mittäterschaft bei der Entführung und Misshandlung von vier schwarzen Jugendlichen 1988, bei der eine Person starb, verurteilt, die Berufung 1993 sprach sie vom Vorwurf der Misshandlung frei. 1992 trat Mandela von ihren Funktionen im ANC zurück, wurde jedoch 1993 zur Präsidentin der ANC-Frauenliga gewählt (Wiederwahl 1997). Ihre Rolle bei Menschenrechtsverletzungen (Mord, Entführung, Folterung) in den 80er Jahren führte zu ihrer Anhörung vor der Wahrheitskommission Ende 1997.
 
Ausgabe: Ein Stück von meiner Seele ging mit ihm, herausgegeben von A. Benjamin (265.-269. Tausend 1990).
 
Literatur:
 
J. Haskins: W. M. Life of struggle (New York 1988);
 E. Gilbey: The lady. The life and times of W. M. (London 1994).

Universal-Lexikon. 2012.