Akademik

Mathilde
Mạthilde,
 
Herrscherinnen:
 
 England:  
 1) Mathịlde, Thronerbin, * London 1102, ✝ bei Rouen 10. 9. 1167; Tochter Heinrichs I. von England, seit 1114 mit Kaiser Heinrich V. kinderlos verheiratet. Nach dessen Tod (1125) kehrte Mathilde nach England zurück, konnte aber, seit 1128 mit Graf Gottfried V. von Anjou verheiratet, nach dem Tod ihres Vaters (1135) ihren Thronanspruch gegen ihren Vetter Stephan I. von Blois nicht behaupten. Nach langen Kämpfen musste Mathilde sich in die Normandie zurückziehen. Ein Vertrag mit Stephan (1153) sicherte ihrem Sohn Heinrich (II.) die Thronfolge. Damit wurde Mathilde zur Stammmutter der Dynastie Plantagenet.
 
Literatur:
 
N. Pain: Empress Matilda (London 1978).
 
 Ostfränkisches Reich:  
 2) Mathịlde die Heilige, Königin, * um 895, ✝ Quedlinburg 14. 3. 968; wurde 909 mit Herzog Heinrich von Sachsen, dem späteren König Heinrich I., verheiratet, Mutter Ottos I., des Großen, und Großmutter von 3). In der Thronkandidatur von 936 unterstützte sie Ottos Bruder Heinrich.
 
Literatur:
 
G. Althoff u. H. Keller: Heinrich I. u. Otto d. Gr., 2 Bde. (1985).
 
 Quedlinburg:  
 3) Mathịlde, Äbtissin, * 955, ✝ Quedlinburg 7. 2. 999, Tochter von Kaiser Otto I., dem Großen, Enkelin von 2); wurde 966 Äbtissin von Quedlinburg, führte in den Jahren 997-999 die Regentschaft für ihren unmündigen Neffen Otto III., der ihr 993 Potsdam vermachte. - Widukind von Corvey widmete ihr seine »Sachsengeschichte«.
 
Literatur:
 
H. Beumann: Die Ottonen (41997).
 
 Tuszien:  
 4) Mathịlde, Markgräfin, * 1046, ✝ Bondeno (bei Ferrara) 24. 7. 1115; Tochter von Markgraf Bonifaz von Tuszien (* um 985, ✝ 1052) und Beatrix von Lothringen (* um 1015, ✝ 1076), heiratete nach dem Tod ihres Stiefvaters Gottfried II., des Bärtigen, dessen Sohn Gottfried III., den Buckligen (1070?), und übernahm nach dessen Tod (1076) als Alleinerbin des Hauses Canossa die Regierung in Tuszien. Im Verlauf ihrer langen Herrschaft war sie während des Investiturstreits die verlässlichste Bundesgenossin der Päpste, die sie finanziell, militärisch und diplomatisch unterstützte. Auf ihrer Burg Canossa leistete Kaiser Heinrich IV. 1077 Kirchenbuße. Wohl 1079 vermachte Mathilde dem Heiligen Stuhl ihre weitläufigen Besitzungen (Mathildische Güter) in Mittelitalien, erhielt sie aber vom Papst als Lehen zur freien Verfügung zurück. 1111 setzte sie Kaiser Heinrich V. zum Erben ein. Der Streit zwischen Kaiser und Papst um diese Güter dauerte, bis Kaiser Friedrich II. 1213 formell auf sie verzichtete. Mit dem Tod Mathildes, die auch in der sechsjährigen zweiten Ehe mit dem jungen Welf V. (1095 geschieden) kinderlos blieb, erlosch das Haus Canossa.
 

Universal-Lexikon. 2012.