Methodịsten,
Bezeichnung für die Mitglieder verschiedener christlicher Freikirchen, die sich seit dem 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Erweckungsbewegung im angelsächsischen Raum gebildet haben. Sie gehen zurück auf die von den Brüdern J. und C. Wesley während ihrer Studienzeit in Oxford in den 20er-Jahren des 18. Jahrhunderts ins Leben gerufene geistliche Erneuerungsbewegung. Diese war ursprünglich nicht mit der Absicht verbunden, eine eigene Kirche zu gründen, sondern verstand sich als eine kirchliche Bewegung innerhalb der Kirche von England. In ihrem Mittelpunkt standen die individuelle Vergewisserung des eigenen Glaubens und der persönlichen Erfahrung des Angenommenseins durch Gott, wobei die reformatorische Rechtfertigungslehre die theologische Grundlage bildete. In kleinen Gruppen (»Klassen«) sollten die Anhänger, angeleitet von einem »Klassenleiter«, systematisch zu geistlichem Fortschritt geführt werden. Dieses »methodische« Vorgehen trug ihnen den Spottnamen Methodisten ein. Zur schnellen Ausbreitung der wesleyschen Bewegung, zunächst in England und bald auch im gesamten angelsächsischen Raum, trug die planvoll organisierte Evangelisation bei. Zur Predigt, der dabei große Bedeutung zukam, berief J. Wesley entgegen dem anglikanischen Brauch auch nicht ordinierte Laien, was den Bruch mit der anglikanischer Staatskirche und die Herausbildung eigener methodistischen Gemeinden zur Folge hatte. In der Frühphase reisten die Prediger von Ort zu Ort und versuchten durch ihre an Straßen und auf Plätzen gehaltenen Predigten auch wenig kirchlich gesinnte Menschen zu gewinnen. In Nordamerika entstanden die ersten Gemeinden nach 1760 infolge der Evangelisation irischer Methodisten. Hier entstand 1784 mit der Bischöflichen Methodistenkirche auch die erste eigenständige methodistische Kirche, deren Gründung 1795 in England nachvollzogen wurde. Durch Abspaltungen und Neugründungen bildeten sich in der folgenden Zeit weitere methodistischen Kirchen.
Eine eigene Entwicklung nahmen die Anhänger des deutschstämmigen J. Albrecht, der sich 1792 einer Methodistengemeinde in Pennsylvania anschloss, dort als Laienprediger mitarbeitete und seit 1796 den Einwanderern in ihrer deutschen Muttersprache predigte. Aus den so gewonnenen Gläubigen, den »Albrechtsleuten«, deren Sonderweg von den englischsprachigen Methodisten nicht gebilligt wurde, entstand eine selbstständige deutschsprachige methodistische Gemeinschaft (seit 1816 als Evangelische Gemeinschaft bezeichnet), die sich bis nach Kanada und seit 1850 durch die Rückkehr deutscher Auswanderer auch in Deutschland verbreitete.
1968 schlossen sich die Anhänger der Bischöflichen Methodistenkirche und der Evangelischen Gemeinschaft zur Evangelisch-methodistischen Kirche, Abkürzung EmK zusammen. Die EmK bildet einen integrierten Zweig der United Methodist Church, der mit rd. 20 Mio. Methodisten (davon rd. 12 Mio. [erwachsene] Kirchenmitglieder im rechtlichen Sinn) größten methodistischen Kirche. In Deutschland gehören ihr (2001) rd. 65 000 (39 000) Methodisten an, in der Schweiz rd. 20 000 (13 000) und in Österreich rd. 2 000 (1 000). Die im »Weltrat Methodistischer Kirchen« (»World Methodist Council«; gegründet 1881) zusammengeschlossenen 74 autonomen Mitgliedskirchen repräsentieren rd. 70 Mio. (33 Mio.) Methodisten in über 100 Ländern; darunter rd. 13,7 Mio. (9 Mio) in den USA und rd. 1,2 Mio. (380 000) in Großbritannien. Innerhalb des Methodismus am stärksten im Wachsen begriffen sind die methodistischen Kirchen in Afrika und in Asien.
Der Methodismus, hg. v. C. E. Sommer (1968);
The encyclopedia of world methodism, hg. v. N. B. Harmon, 2 Bde. (Nashville, Tenn., 1974);
Sourcebook of American Methodism, hg. v. F. A. Norwood (ebd., 1982);
Geschichte der Evangelisch-methodist. Kirche. Weg, Wesen u. Auftrag des Methodismus unter besonderer Berücksichtigung der deutschsprachigen Länder Europas, hg. v. K. Steckel u. a. (1982);
Der kontinentaleurop. Methodismus zw. den beiden Weltkriegen, hg. v. M. Weyer (1990);
W. Klaiber u. M. Marquardt: Gelebte Gnade. Grundr. einer Theologie der Ev.-Methodist. Kirche (1993).
Universal-Lexikon. 2012.