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Mirabeau
Mirabeau
 
[mira'bo],
 
 1) Honoré Gabriel du Riqueti [rikɛ'ti], Graf von, französischer Politiker und Publizist, * Le Bignon (heute Le Bignon-Mirabeau, Département Loiret) 9. 3. 1749, ✝ Paris 2. 4. 1791, Sohn von 2); führte in seiner Jugend ein bewegtes Leben (hohe Schulden, Prozesse); 1777 wurde er aufgrund seiner Flucht mit der verheirateten Marquise Marie-Thérèse (»Sophie«) de Monnier (* 1754, ✝ 1789) zum Tode verurteilt, doch nach dreijähriger Haft in Vincennes, wo er seine berühmten »Lettres à Sophie« (herausgegeben 1792) schrieb, begnadigt. Nach einem Aufenthalt in England (1784/85) wirkte Mirabeau in Paris als gefürchteter Publizist. 1786/87 war er, mit einer geheimen Mission betraut, in Berlin. Er wurde von Friedrich dem Großen empfangen; mithilfe des deutschen Majors Jakob Mauvillon (* 1743, ✝ 1794) schrieb er das Werk »De la monarchie prussienne sous Frédéric le Grand« (1788, 4 Bände; deutsch »Über die preußische Monarchie unter Friedrich dem Großen«), in dem er die Schwächen des preußischen Staates beschrieb, als weiteres Ergebnis des Berlinaufenthalts »Histoire secrète de la cour de Berlin. ..« (1789, 2 Bände; deutsch »Geheime Geschichten des Berliner Hofes«). Am 4. 4. 1789 ließ sich Mirabeau, vom Adel der Provence zurückgewiesen, in Aix-en-Provence vom dritten Stand in die Generalstände wählen und beherrschte nach der Sitzung vom 23. 6. 1789 die Nationalversammlung mit überlegener Beredsamkeit. Mirabeau erstrebte eine konstitutionelle Reform nach englischem Vorbild; mit seiner Forderung nach dem absoluten Vetorecht für den König geriet er in Konflikt mit den »Patrioten«. Die feudalen Vorrechte bekämpfte er leidenschaftlich. Im Dezember 1790 wurde er Präsident des Jakobinerklubs, im Februar 1791 auch der Nationalversammlung. Sein plötzlicher Tod begünstigte die radikale Entwicklung der Revolution.
 
Ausgaben: Œuvres, herausgegeben von M. Mérilhou, 9 Bände (1825-27; mit Biographie); Mémoires biographiques, littéraires et politiques de Mirabeau, herausgegeben von G. Lucas de Montigny, 8 Bände (Paris 1834-35).
 
Ausgewählte Schriften, herausgegeben von J. Fürstauer, 2 Bände (21989); Der Redner der Revolution. Reden, Briefe, Schriften, herausgegeben von H. Günther (1989).
 
Literatur:
 
R. de La Croix, Duc de Castries: M. Das Drama eines polit. Genies (a. d. Frz., 1963);
 G. Chaussinand-Nogaret: M. entre le Roi et la Révolution (Paris 1986);
 J. F. Wittkop: Graf M. (Neuausg. 1989).
 
 2) Victor de Riqueti [rikɛ'ti], Marquis von, französischer Volkswirtschaftler, * Pertuis (Département Vaucluse) 3. 10. 1715, ✝ Argenteuil 13. 7. 1789, Vater von 1); Physiokrat, plädierte für die Nichteinmischung des Staates in die Wirtschaft und die Erhebung einer einzigen Steuer auf das von den Grundeigentümern angeeignete Mehrprodukt.
 
Werke: L'ami des hommes, ou Traité de la population, 6 Teile (1756-58); Théorie de l'impôt (1760); Philosophie rurale, ou économie génerale et politique de l'agriculture (1763).
 

Universal-Lexikon. 2012.