Reconstruction
[riːkən'strʌkʃn; englisch »Wiederaufbau«] die, -, nach dem Sezessionskrieg in den USA die Periode der Wiedereingliederung der elf Südstaaten in die Union (1865-77). Sie wurde durch verschiedene soziale und politische Probleme erschwert: die Verwüstung und Verarmung des Südens, der nach der Emanzipation der rd. 4 Mio. Sklaven zu einem neuen System freier Arbeit finden musste; die Rivalität zwischen Präsident A. Johnson, der wie A. Lincoln eine großzügige Behandlung der besiegten Südstaaten anstrebte, und dem von radikalen Republikanern (T. Stevens) beherrschten Kongress, der die Durchführung der Reconstruction für sich beanspruchte und eine Rückkehr der Demokraten an die Macht verhindern wollte; die Haltung der weißen Bevölkerung in den Südstaaten, die mit allen Mitteln (Sondergesetzgebung für Schwarze in den »Black Codes«, Ku-Klux-Klan, Lynchen und andere Formen der Einschüchterung) eine gänzliche Emanzipation der Schwarzen, die durch das vom Kongress 1865 geschaffene »Freedmen's Bureau« unterstützt wurde, zu verhindern suchte. Die Reconstruction-Gesetzgebung von 1866 und 1867 (Reconstruction Acts) erzwang unter der Militärregierung die Annahme der Emanzipationsartikel der Verfassung (XIII.-XV. Amendment) und die Einrichtung von Staatsregierung, die von republikanischen Parteigängern (Schwarze, Carpetbaggers, Scalawags) beherrscht waren. Diese Regierungen leisteten Beachtliches für den Wiederaufbau und die Modernisierung des Südens, wurden aber von den dortigen Weißen als Demütigung empfunden und rasch durch Regierung der weißen Konservativen ersetzt. Als die Reconstruction durch den Abzug der letzten Besatzungstruppen 1877 beendet wurde, war die Politik der Nordstaaten gescheitert. Ihr Erbe, die Feindseligkeit zwischen den Rassen und die Rivalität zwischen Norden und Süden, ist bis heute nicht völlig überwunden.
R., 1865-1877, hg. v. R. W. Johannsen (ebd. 1970);
E. Foner: R. America's unfinished revolution, 1863-1877 (Neuausg. ebd. 1989).
Universal-Lexikon. 2012.