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Sozialdemokratische Partei der Schweiz
Sozialdemokratische Partei der Schweiz,
 
Abkürzung SPS, auch SP, politische Partei, gegründet 1888. Die SPS durchlief in ihrer programmatischen Entwicklung verschiedener Phasen: In ihrem »Berner Programm« (1888) forderte sie - auf evolutionärem Wege - die Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Mit ihrem zweiten Programm (1904) wandte sie sich unter dem Einfluss der deutschen Sozialdemokratie stärker marxistischen Maximen zu. Das Programm von 1920 stellte die Partei als Klassenpartei heraus und bekannte sich zur Diktatur des Proletariats. Mit dem »Luzerner Programm« (1935) kehrte die SPS stärker zu reformistischen Zielen innerhalb der bestehenden Staatsordnung zurück und trat für die Landesverteidigung ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg sah sie sich in ihrem Programm von 1959 nicht mehr als Klassenpartei, sondern als Sachwalter der Erwerbstätigen.
 
Organisation:
 
Oberstes Organ ist der alle zwei Jahre zusammentretende Parteitag; in der Zeit zwischen den Parteitagen befindet der Parteivorstand über die Auslegung des Parteiprogramms; eigentliches Führungsorgan ist die Geschäftsleitung.
 
Geschichte:
 
Die SPS wurde von dem Berner Albert Steck (* 1843, ✝ 1899) als demokratische Volkspartei gegründet, v. a. um jene durch die Industrialisierung verarmten Schichten zu erreichen, die der Freisinn als bürgerlich-politische Kraft nicht mehr gewinnen konnte. Zwar stieg die Wählerzahl der SPS von (1890) 3,6 % der Stimmen auf (1917) 30,8 %, aber die parlamentarischen Möglichkeiten (geringe Mandatszahl aufgrund des Mehrheitswahlrechts) und die plebiszitären Chancen (aufgrund politisch-gesellschaftlicher Isolierung) blieben beschränkt. Unter Führung von R. Grimm suchte v. a. die Linke in der Partei mit der internationalen Konferenz von Zimmerwald (1915) die pazifistischen Kräfte der europäischen Sozialisten zu organisieren und mit dem »Oltener Aktionskomitee« im November 1918 im Zuge eines am 11. 11. 1918 ausgerufenen Generalstreiks die Gesellschaftsordnung der Schweiz zu revolutionieren. In einer Urabstimmung lehnte die Parteibasis den vom Parteitag bereits beschlossenen Beitritt zur Komintern (KI) ab. Mit der Einführung des Proporzwahlsystems 1919 konnte die SPS ihre Repräsentanz v. a. im Nationalrat verstärken (bis 1953). Bei den Nationalratswahlen von 1943 wurde sie stärkste Partei und entsandte mit E. Nobs erstmals einen Vertreter in den Bundesrat (seitdem zwischen 28 % und 23 % der Stimmen). Seit 1959 ist sie (laut »Zauberformel«) mit zwei Vertretern in der Regierung vertreten; 1987-91 erreichte sie weniger als 20 % der Stimmen; erst 1995 kam sie wieder auf 21,8 % (55 Abgeordnete). Bei der Wahl 1999 wurde sie mit 22,47 % der Stimmen knapp nach der SVP zweitstärkste Partei (51 Abgeordnete im Nationalrat, dort stärkste Partei, und 6 im Ständerat; damit zweitstärkste Partei in der Vereinigten Bundesversammlung).

Universal-Lexikon. 2012.