Stịrner,
Max, eigentlich Johann Kaspar Schmịdt, philosophischer Schriftsteller, * Bayreuth 25. 10. 1806, ✝ Berlin 25. 6. 1856; Schüler G. W. F. Hegels, später Lehrer und Journalist in Berlin. Stirner traf in der junghegelianischen Vereinigung »Die Freien« u. a. mit B. Bauer und F. Engels zusammen. In seinem einzigen bedeutenden Werk »Der Einzige und sein Eigenthum« (1845) denkt Stirner, ausgehend von L. Feuerbach und Bauer, einen extremen Egoismus (ethischer Solipsismus) zu Ende, der jeglichen Autorität (v. a. Gott, Kirche, Staat) negiert. Vom theoretischen Anarchismus, dem Stirner nahe steht, unterscheidet er sich durch die Ablehnung einer allgemeinen Humanität und die Verwerfung jeden Ideals. Wert erkennt er nur dem zu, das dem »Mir« (»Mir geht nichts über mich!«) nützt. Im Eigentum erfährt das Ich seine Objektivierung. Revolutionen lehnt Stirner ab, da sie nur eine neue staatliche Ordnung an die Stelle der alten setzen. Nach anfänglicher Beachtung in Vergessenheit geraten, fand Stirner wieder Aufmerksamkeit, als Ende des 19. Jahrhunderts. Parallelen zwischen dem »Einzigen« und F. Nietzsches »Übermenschen« und später zum französischen Existenzialismus sowie Einflüsse auf die russische (I. S. Turgenjew, F. M. Dostojewskij) und französische Literatur (A. Gide, A. Breton) festgestellt wurden.
Weiteres Werk: Geschichte der Reaction, 2 Bände (1852).
Ausgabe: Kleinere Schriften und seine Entgegnungen auf die Kritik seines Werkes »Der Einzige und sein Eigentum«, herausgegeben von J. H. Mackay (21914, Nachdruck 1976).
J. H. Mackay: M. S. Sein Leben u. sein Werk (31914, Nachdr. 1977);
H. G. Helms: Die Ideologie der anonymen Gesellschaft. M. S.s »Einziger« u. der Fortschritt des demokrat. Selbstbewußtseins vom Vormärz bis zur Bundesrep. (1966);
G. Senft: Der Schatten des Einzigen. Die Gesch. des Stirnerschen Individual-Anarchismus (Wien 1988);
Universal-Lexikon. 2012.