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Swedenborg
Swedenborg
 
[-bɔrj], Emanuel von (seit 1719), schwedischer Naturforscher und Theosoph, * Stockholm 29. 1. 1688, ✝ London 29. 3. 1772; 1716-47 Bergbauassessor in Stockholm; befasste sich mit Metallurgie, Astronomie, Anatomie und Seelenanalyse, entwarf technische Konstruktionen (Gleitflugapparat, Tauchboot) und stellte bereits vor I. Kant und P. S. M. de Laplace die Nebularhypothese auf. Visionäre Erlebnisse, besonders zwei Christusvisionen (1744/45), waren Anlass, seine wissenschaftliche Tätigkeit aufzugeben und fortan die in den Visionen erfahrene Welt der Engel und Geister öffentlich zu bezeugen. Die von ihm daraufhin entworfene Theorie der spirituellen Welt geht davon aus, dass sich alles Sein von Gott abwärts in drei abgestuften Reichen (dem himmlischen, geistigen und natürlichen) entfaltet, die miteinander in einer abwärts und aufwärts gerichteten Evolution verbunden sind. Der Mensch steht in der Mitte und vereinigt die Elemente aller Schöpfungsstufen. Die jeweils gleich gearteten Geistwesen gruppieren sich in Gemeinschaften, die Menschengestalt tragen und Planeten und Gestirne bewohnen. Alle zusammen bilden den »homo maximus«. Die Geschichte der Menschheit stand für Swedenborg im Zeichen fortschreitender Verderbnis, bis nach der Aufschließung der Wahrheit durch ihn selbst 1770 die geistige Wiederkunft Christi und die Epoche der »Neuen Kirche« beginnen sollte.
 
Während Swedenborg die lutherische Kirche Schwedens trotz Verfolgungen nicht verlassen hatte, gründeten seine Anhänger eigene Vereinigungen (Swedenborgianer): ab 1787 in England Gemeinden der »Neuen Kirche«, 1817 in den USA die »General Convention of the New Jerusalem«, von der sich 1897 die konservative »General Church of the New Jerusalem« trennte. Im deutschen Sprachraum entstanden 1874 der »Schweizerische Bund der Neuen Kirche« und 1922 die »Deutsche Neue Kirche«. Blühende Missionsgemeinden bestehen in West- und Südafrika. Über diesen Kreis hinaus hat das Werk Swedenborgs bedeutende Männer angeregt: z. B. J. K. Lavater, I. Kant, Goethe, A. Schopenhauer, M. Claudius und F. W. J. Schelling.
 
Werke: Opera philosophica et mineralia, 3 Bände (1734); Arcana coelestia, 8 Bände (1749-56); De coelo et ejus mirabilibus et de inferno ex auditis et visis (1758); De equo albo, de quo in Apocalypsi (1758); De nova Hierosolyma et ejus doctrina coelesti etc. (1758); Apocalypsis revelata. .. (1766); Summaria expositio doctrinae Novae Ecclesiae (1769); Vera christiana religio,. .. (1771; deutsch Die wahre christliche Religion, 4 Bände).
 
Ausgabe: Ausgewählte Schriften, herausgegeben von M. Lamm (1949).
 
Literatur:
 
I. Kant: Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik (1766);
 J. F. Tafel: Slg. von Urkunden, betreffend das Leben u. den Charakter E. S.s, 3 Tle. (1839-42);
 J. Hyde: Bibliography of the works of E. S. (London 1906);
 J. Hyde: E. S. (ebd. 61989);
 C. Byse: Swédenborg, 5 Bde. (Lausanne 1911-13);
 H. de Geymüller: S. u. die übersinnl. Welt (a. d. Frz., 1936, Nachdr. Zürich 1988);
 E. Benz: E. S. Naturforscher u. Seher (ebd. 21969);
 
E. S. 1688-1772. Naturforscher u. Kundiger der Überwelt, bearb. v. H. Bergmann u. a., Ausst.-Kat. (1988);
 G. Florschütz: S.s verborgene Wirkung auf Kant (1992);
 O. Lagercrantz: Vom Leben auf der anderen Seite. Ein Buch über E. S. (a. d. Schwed., 1997).
 

Universal-Lexikon. 2012.