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Tintoretto
Tintorẹtto
 
[italienisch »der kleine Färber«], eigentlich Jacopo Robụsti, italienischer Maler, * Venedig Ende September/Anfang Oktober 1518, ✝ ebenda 31. 5. 1594; zählt nach Tizian und neben Veronese zu den wichtigsten Malern des Cinquecento in Venedig, arbeitete aber im Gegensatz zu diesen v. a. für die in Bruderschaften organisierten Bürgerlichen, sodass Forderungen nach Repräsentation seiner von Vergeistigung der religiösen Inhalte und Nähe zu den Bürgern der Stadt geprägten Kunst nicht im Wege standen. Einer Anekdote zufolge war er bemüht, Tizians Farbe mit Michelangelos manieristischem Disegno zu verbinden; diese Einflüsse verband er mit weiteren manieristischen Einflüssen und entwickelte rhythmisch bewegte Kompositionen, die durch große Tiefenwirkung mit jähen Verkürzungen einerseits und flächenhafter Gebundenheit andererseits eine spannungsvolle Gesamtwirkung ergeben. Eine raffinierte Beleuchtungsregie und ein dynamisch-schneller Pinselduktus verwandeln v. a. in seiner Spätzeit die biblischen Szenen in erregende Lichtvisionen, deren ikonographische Deutung noch nicht abgeschlossen ist, und denen auch Landschaft und Räumlichkeit untergeordnet werden. Sein Hauptwerk sind die Gemäldezyklen aus dem Neuen Testament für die Scuola di San Rocco in Venedig, für die er 1564-88 arbeitete (Herbergssaal 1564-67, oberer Saal 1577-81, unterer Saal 1583-88); sie veranschaulichen eindringlich seinen sehr persönlichen Malstil und seine ungewöhnlichen Interpretationen.
 
Weitere Werke: Der heilige Markus befreit einen Sklaven (1548; Venedig, Accademia); Die Erschaffung der Tiere (um 1550; Venedig, Accademia); Kain erschlägt Abel (1550-51; Venedig, Accademia); Vulkan überrascht Mars und Venus (1550-53 [?]; München, Alte Pinakothek); Susanna im Bad (um 1560; Wien, Kunsthistorisches Museum); Anbetung des Goldenen Kalbes und Jüngstes Gericht (um 1560; Venedig, Madonna dell'Orto); Rettung eines Sarazenen (1562-66; Venedig, Accademia); Bergung des Leichnams des heiligen Markus (1562-66; Venedig, Accademia); Auffindung des Leichnams des heiligen Markus (1562-66; Mailand, Brera); Abendmahl (um 1565-70; Venedig, San Paolo); vier mythologische Deckenbilder im Anticollegio (1576-78; Venedig, Dogenpalast); Venedig als Beherrscherin der Meere (1581-84, ebenda, Deckenbild im Senatssaal); Das Paradies (1588-92; ebenda, Sala del Gran Consiglio); Mannalese (1592-94; Venedig, San Giorgio Maggiore); Abendmahl (1592-94; Venedig, San Giorgio Maggiore).
 
Porträts: N. Priuli (Venedig, Cà d'Oro); Selbstporträt (1588; Paris, Louvre).
 
Literatur:
 
L'opera completa del T., hg. v. C. Bernari u. a. (Neuausg. Mailand 1978);
 K. M. Swoboda: T. Ikonograph. u. stilist. Unters. (Wien 1982);
 R. Pallucchini u. P. Rossi: T. Le opere sacre e profane, 2 Bde. (Mailand 1982);
 C. Ridolfi: The life of T., and of his children Domenico and Marietta (a. d. Ital., University Park, Pa., 1984);
 U. Willmes: Studien zur Scuola di San Rocco in Venedig (1985);
 R. Krischel: Jacopo T.s »Sklavenwunder« (1991);
 C. Bühler: Ikonographie u. Entwicklung des heilsgeschichtl. Ereignisbildes im Œuvre T.s (1996).
 

Universal-Lexikon. 2012.