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Selbstporträt
Selbstbildnis

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Sẹlbst|por|trät auch: Sẹlbst|port|rät 〈[-trɛ:] n. 15〉 = Selbstbildnis

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Sẹlbst|por|t|rät, das:
Selbstbildnis.

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Selbstporträt
 
[-'trɛː, auch -'trɛːt], Selbstdarstellung eines Künstlers in Bildhauerkunst, Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie. Literarisch bezeugt für Antike und Hellenismus, erscheint das Selbstporträt anscheinend schon dort in einem für alle frühen Selbstporträts kennzeichnenden engen Zusammenhang mit dem Werk des Künstlers (Phidias auf dem Schild seiner Athena Parthenos, 438 v. Chr. geweiht), vergleichbar der Signatur und - v. a. in Italien - häufig mit Inschrift auftretend. Noch fern von porträtierender Absicht stellt sich der Künstler bis zur Renaissance meist typisiert innerhalb einer Devotionsformel dar, mit der er sich der göttlichen oder weltlichen Hierarchie anempfiehlt, gekennzeichnet durch sein Arbeitsgerät, unter Anspielung auf antike Vorbilder (französische Kathedralbaumeister des 13. Jahrhunderts) oder seit dem 13.-14. Jahrhundert in Gestalt des Schutzpatrons der jeweiligen Zunft (heiliger Lukas für Maler). Bei Zunahme individualisierender Tendenzen bleibt das Selbstporträt durch Format und Demutsgeste (Atlantenfiguren deutscher Bildhauer bis zum 16. Jahrhundert) noch lange ohne besonderen Anspruch. Im »Assistenzbild« (Assistenzfiguren) tritt der Künstler selbstbewusster, doch noch in Verkleidung als zur Szene gehörige Figur auf. Nach der Emanzipation des Selbstporträts als Bildthema dient die Verkleidung einer bewussten, anspielungsreichen Identifikation (Michelangelo, Caravaggio, Rembrandt, später J. Ensor). Mit der Anhebung des sozialen Ansehens des Künstlers in der Renaissance setzt sich das ganz aus sich selbst motivierte Selbstporträt durch (J. Fouquet, um 1450; Paris, Louvre). Es entstanden von nun an auch Doppel- oder Gruppenporträts, die den Künstler mit seiner Frau, mit einem Modell, im Kreis seiner Familie oder mit Freunden zeigen (I. van Meckenem, Rembrandt, P. P. Rubens, H. Fantin-Latour, später M. Ernst). V. a. bei A. Dürer bekommt das Selbstporträt, den Lebenslauf begleitend, den Charakter verbindlicher Selbstaussage (ähnlich später u. a. bei Rembrandt, P. Cézanne, M. Beckmann). Typisch für die gesellschaftliche Bezogenheit des barocken Selbstporträts ist eine Fülle literarischer Anspielungen, eine bühnenhafte Selbstinszenierung, z. B. im Werkstattbild, bei der nicht selten eine Art Gefolge zur Erhöhung des Dargestellten beiträgt (Rubens, D. Velázquez). Auch im 19. und 20. Jahrhundert blieb das Selbstporträt über sein Anliegen der Persönlichkeitsaussage hinaus gesellschaftlich motiviert; es kann die Individualität der Künstlerpersönlichkeit betonen und von einem gesteigerten Selbstbewusstsein zeugen (E. Delacroix, A. Böcklin), sowohl Anpassung als auch Auflehnung, Verzweiflung und Skepsis (G. Courbet, V. van Gogh, O. Dix) zum Ausdruck bringen. In der zeitgenössischen Kunst hat es oft experimentellen Charakter (A. Rainer, J. Klauke). Neben der Selbstinszenierung spielt der Aspekt der Selbstverfremdung eine wichtige Rolle.
 
Literatur:
 
M. Gasser: Das Selbstbildnis. Gemälde großer Meister (1979);
 
Selbstbild u. Selbstfindung, hg. v. H. Dandtner (1984);
 
Das S. im Zeitalter der Photographie. Maler u. Photographen im Dialog mit sich selbst, hg. v. E. Billeter, Ausst.-Kat. (1985);
 
Der Künstler über sich u. sein Werk, hg. v. M. Winner (1992);
 
Künstlerbildnisse. Porträts von Tischbein bis Beuys, bearb. v. S. Heraeus u. S. Tipton, Ausst.-Kat. Staatl. Museen, Kassel (1996);
 
Ansichten vom Ich, bearb. v. T. Döring u. a., Ausst.-Kat. Herzog-Anton-Ulrich-Museum, Braunschweig (1997).

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Sẹlbst|por|trät, das: Selbstbildnis.

Universal-Lexikon. 2012.