Yeats
[jeɪts], William Butler, irischer Lyriker und Dramatiker, * Sandymount (heute zu Dublin) 13. 6. 1865, ✝ Roquebrune-Cap Martin (Département Alpes-Maritimes, Frankreich) 28. 1. 1939; Sohn eines Porträtmalers, studierte Kunst in Dublin und fand ab 1889 in London Anschluss an O. Wilde und die Ästheten des Fin de Siècle. Unter dem Einfluss des französischen Symbolismus, der Präraffaeliten und seiner Beschäftigung mit den Romantikern W. Blake und P. B. Shelley, aber auch seiner mystischen und okkultistischen Neigungen entstanden die frühen melancholisch-weltfremden Gedichte, in die bereits die keltische Mythen- und Sagenwelt Eingang fand. Er engagierte sich für die irische nationale Bewegung und gründete 1899 mit Lady Isabella Augusta Gregory das »Irish Literary Theatre« (ab 1904 Abbey Theatre), dessen Leiter er (mit Lady Gregory und J. M. Synge) wurde. In Ablehnung der realistischen Stilart schuf Yeats ein neues poetisch-symbolisches Drama mit mythisch-metaphysischer Ausprägung, das in der Frühphase ebenso märchenhaft-verträumten wie patriotischen Charakter hatte (»The Countess Kathleen«, 1892, Uraufführung 1899, deutsch »Gräfin Cathleen«; »Cathleen ni Hoolihan«, 1902, deutsch »Cathleen ni Houlihan«) und nach 1913, auch unter dem Einfluss E. Pounds, der zeitweilig sein Sekretär war, zunehmend von der rituell-symbolischen Strenge des japanischen Nō-Spiels beeinflusst wurde (»At the hawk's well«, 1917; deutsch »An der Falkenquelle«). Wie im Drama zeigt sich auch in der Lyrik eine Tendenz zum Elitär-Aristokratischen, doch wird seine Diktion in den Jahren kulturpolitischer Arbeit nüchterner, robuster und persönlicher. So klärt der Gedichtband »Responsibilities« (1914) die öffentliche Verantwortung des Dichters. Yeats' Eheschließung mit der medial veranlagten Georgie Hyde-Lees beendete 1917 sein vergebliches Werben (seit 1889) um die Freiheitskämpferin und Schauspielerin Maud Gonne (* 1865, ✝ 1953), die in seinen Stücken auftrat und in seinem Werk eine wichtige Rolle spielt. 1922-28 war Yeats Senator des Freistaats Irland. Das in Zusammenarbeit mit seiner Frau entstandene mystisch-philosophische Werk »A vision« (1925) weist mit dem Entwurf eines zyklischen Geschichtsbildes voraus auf die bedeutenden Gedichtsammlungen »The tower« (1928; deutsch »Der Turm«) und »The winding stair« (1929; deutsch »Die Wendeltreppe«), die, mit sprachlicher und formaler Meisterschaft, Themen wie Zeit, Vergänglichkeit, den Gegensatz von Körper und Geist, Kunst und Leben vielfältig beleuchten. Letzter Schaffenshöhepunkt sind die von Altersweisheit zeugenden, das künstlerische Vermächtnis formulierenden »Last poems and two plays« (1939). Yeats, einflussreicher Initiator der irischen literarischen Bewegung um die Jahrhundertwende (keltische Renaissance) und bedeutender Erneuerer der englischsprachigen Lyrik und Dramatik, wurde 1923 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Weitere Werke: Lyrik: The wanderings of Oisin, and other poems (1889); The wind among the reeds (1899); The green helmet, and other poems (1910); The wild swans at Coole (1917; deutsch Die wilden Schwäne von Coole); Michael Robartes and the dancer (1920; deutsch Michael Robartes und der Tänzer); A full moon in March (1935).
Dramen: The land of heart's desire (1894; deutsch Das Land der Sehnsucht); The shadowy waters (1900; deutsch Die schattigen Wasser); The hour-glass, a morality (1903; deutsch Die Sanduhr); The king's threshold (1904; deutsch Die Schwelle des Königs); Deirdre (1907; deutsch); Four plays for dancers (1921); The cat and the moon (1924; deutsch Der Kater und der Mond).
Autobiographisches: Reveries over childhood and youth (1915); Autobiography (1926); Dramatis personae (1935).
Ausgaben: The collected plays (1960, Nachdruck 1989); The Variorum edition of the poems, herausgegeben von P. Allt u. a. (Neuausgabe 1977); The Variorum edition of the plays, herausgegeben von R. K. Alspach (Neuausgabe 1979); The poems, herausgegeben von R. J. Finneran (Neuausgabe 1984); The collected letters of W. B. Yeats, herausgegeben von J. Kelly, auf mehrere Bände berechnet (1986 folgende); Collected poems, herausgegeben von A. Martin (1990); The Gonne-Yeats letters, 1893-1938, herausgegeben von A. M. White u. a. (1992).
Werke, herausgegeben von W. Vordtriede, 6 Bände (1970-73); Liebesgedichte, herausgegeben von demselben (51982); Autobiographie (Neuausgabe 1991); Ein Morgen grünes Gras. Gedichte, herausgegeben von A. Paluch und R. Habeck (1998).
J. Kleinstück: W. B. Y. oder Der Dichter in der modernen Welt (1963);
A. Wade: A bibliography of the writings of W. B. Y. (London 31968);
K. P. Jochum: W. B. Y. A classified bibliography of criticism, including additions to Alan Wade's bibliography. .. (Folkestone 1978);
W. B. Y. The critical heritage, hg. v. A. N. Jeffares (London 1977);
Critics on Y., hg. v. R. Cowell (Neuausg. ebd. 1979);
R. Ellmann: Y. The man and his masks (Neuausg. Oxford 1979);
H. Salinger: W. B. Y. Seine Gedichte u. Gedanken (Bern 1983);
C. A. Balliet: W. B. Y. A census of the manuscripts (New York 1990);
A. N. Jeffares: W. B. Y. A new biography (Neuausg. London 1990).
Universal-Lexikon. 2012.