Bilinguismus
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Zwei|spra|chig|keit 〈f.; -; unz.〉 zweisprachige Beschaffenheit; Sy Bilingualismus
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Zwei|spra|chig|keit, die; -:
das Zweisprachigsein.
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Zweisprachigkeit,
Sonderform der Mehrsprachigkeit zur Bezeichnung der parallelen Kenntnis zweier Sprachen, die entweder von früher Kindheit an (Eltern unterschiedlicher Muttersprache) oder im Laufe des Lebens (durch Sprachkontakt oder fremdsprachlichen Unterricht) erworben wird. Dabei ist prinzipiell zu unterscheiden zwischen individueller und kollektiver Zweisprachigkeit (z. B. in der zweisprachigen Stadt Brüssel oder in Minderheitensprachgebieten, Sprachpolitik). Die Sprachwissenschaft hat zur Beschreibung unterschiedlicher Typen von Zweisprachigkeit die Termini Bilingualismus (Bilinguismus) und Diglossie eingeführt. Während Bilingualismus für die Koexistenz mehrerer Sprachen steht, ohne hinsichtlich der Normiertheit und des Anwendungsbereichs von Sprachen sowie des Kompetenzgrades oder einstellungsbedingter Präferenzen ihrer Sprecher zu präzisieren und zu differenzieren, beinhaltet Diglossie eine funktionale Unterscheidung zwischen einer prestigegeladenen (high variety) und einer vermeintlich minderwertigen Varietät (low variety) in bestimmten Sprachverwendungssituationen; hierbei ist eine Abstufung von stark formeller (Medien, Politik u. a.) bis hin zu informeller Kommunikation (Familie, Nachbarschaft u. a.) charakteristisch. - Zweisprachigkeit ist seit dem Altertum in vielen Gesellschaften verbreitet, einerseits in der Kombination Standardsprache gegenüber Dialekt/Umgangssprache (z. B. klassisches Latein gegenüber Vulgärlatein), andererseits zwischen unterschiedlichen Sprachsystemen (z. B. zwischen Normannisch und Altenglisch nach der französischen Eroberung Englands sowie Russisch und den Sprachen der nichtrussischen Nationalitäten in der Sowjetunion nach 1917). Sie führt zu unterschiedlich starker gegenseitiger oder einseitiger Beeinflussung der Kontaktsprachen (Adstrat, Substrat 7), Superstrat, Entlehnung, Sprachwandel) und nicht selten zu sprachlich bedingten Konflikten (Sprachkonflikt). Vielfach wird auch versucht, zwei- und mehrsprachige Gebiete als solche zu erhalten und auf eine Assimilierung seitens der dominanten Sprachgemeinschaft zu verzichten.
J. A. Fishman: Bilingualism with and without diglossia, in: Journal of Social Issues, Jg. 23 (Ann Arbor, Mich., 1967);
U. Weinreich: Sprachen in Kontakt (a. d. Engl., 1977);
D. C. Porsché: Die Z. während des primären Spracherwerbs (1983);
Bilingual-bikulturelle Entwickung des Kindes, hg. v. W. E. Fthenakis (1985);
G. Kremnitz: Diglossie/Polyglossie, in: Sociolinguistics, hg. v. U. Ammon u. a., Tl. 1 (Berlin 1987);
W. F. Mackey: Bilingualism and multilingualism, in: Sociolinguistics, hg. v. U. Ammon u. a., Tl. 1 (ebd. 1987);
In zwei Sprachen Lesen lernen - geht denn das? Erfahrungsbericht über die zweisprachige koordinierte Alphabetisierung, Beitrr. v. M. Nehr u. a. (1988);
H. Schwenk: Das Sprachvermögen zweisprachiger türk. Schüler (1988);
Zweisprachig durch die Schule, hg. v. R. J. Watts u. a. (Bern 1990);
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Zwei|spra|chig|keit, die; -: das Zweisprachigsein.
Universal-Lexikon. 2012.