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Analphabetismus
Ạn|al|pha|be|tis|mus 〈a. [——′—] m.; -; unz.〉 Lese- u. Schreibunkundigkeit; Sy Analphabetentum

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An|al|pha|be|tịs|mus, der; -:
Unfähigkeit, zu schreiben u. zu lesen.

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An|alphabetịsmus
 
[griechisch] der, -, mangelhafte oder fehlende Kenntnis und Beherrschung des Lesens und Schreibens. Nach einer Definition der UNESCO von 1951 gilt jeder als Analphabet oder »illettré«, »welcher unfähig ist, einen einfachen Text zu lesen oder einen einfachen Brief zu schreiben, und zwar in einer Sprache, die er selbst gewählt hat«. Personen, die nur lesen, aber nicht schreiben können, werden als Semianalphabeten bezeichnet; Sekundäranalphabeten haben eine früher erworbene Lese- und Schreibfähigkeit verloren.
 
Die UNESCO hat zur Bekämpfung des Analphabetismus weltweiten Einsatz geleistet, wobei die Konferenzen von Teheran (1965) und Tokio (1972) besondere Impulse gaben. Es wurden unterschiedliche Maßnahmen entwickelt (Alphabetisierungskampagnen, Alphabetisierungszentren) und auch der Einsatz von Massenmedien versucht. Bevorzugt werden »funktionale«, in den Rahmen einer umfassenden beruflichen und gesellschaftlichen Bildung eingebettete Maßnahmen. Dennoch gibt es nach einer Statistik der UNESCO weltweit etwa 1 Mrd. Analphabeten unter den 15- bis 60-Jährigen, 95 % davon in den Ländern der Dritten Welt. Die meisten Analphabeten leben in Asien (etwa 618 Mio.), es folgen Afrika (etwa 107 Mio.) und Südamerika (etwa 40 Mio.). Im Allgemeinen ist der Analphabetismus bei der Landbevölkerung größer als bei der Stadtbevölkerung und bei den Frauen höher als bei den Männern. In Europa beträgt der Anteil der Analphabeten u. a. in Portugal 9,2 %, im ehemaligen Jugoslawien 7 %, in Griechenland 3,4 % und in Spanien 2,8 %; die Türkei hat 16,8 % Analphabeten. Von den Republiken der ehemaligen UdSSR liegen keine absoluten Zahlen vor.
 
Die Industrienationen, so auch Deutschland, sehen sich neuerdings mit einer Zahl funktionaler Analphabeten konfrontiert, denen die rudimentären Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeiten fehlen und die deswegen z. B. Straßenschilder oder Fahrpläne nicht lesen oder Formulare bei einer Behörde nicht ausfüllen können. Sie sind nicht in der Lage, angemessen am kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen. Aufgrund der uneinheitlichen Bildungsvoraussetzungen dieser Analphabeten sind sie bisher nicht eindeutig definiert, und daher ist auch ihre Anzahl unbekannt. Ein Grund für den funktionalen Analphabetismus ist z. B. eine nicht abgeschlossene Schulausbildung, an die eine Arbeit anschließt, bei der die Lese- und Schreibfertigkeiten nicht zwingend gefordert werden. Probleme dieser Gruppe sind v. a. die geringen Beschäftigungschancen und die daraus sich ergebende Gefahr, eine gesellschaftliche Randgruppe zu werden. In jüngster Zeit haben verschiedene Initiativen, v. a. an Volkshochschulen, eingesetzt, um diesen Analphabeten zu helfen. Eine besondere Schwierigkeit besteht darin, dass die Betroffenen, zum Teil aufgrund früherer Misserfolge, mitunter eine hohe Schwellenangst zu überwinden haben, um entsprechende Bildungsangebote wahrzunehmen.
 
Literatur:
 
B. Ehling u. a.: Über A. in der Bundesrepublik Dtl. (1981);
 E. Fuchs-Brüninghoff u. a.: Alphabetisierung. Arbeitshilfen für die Praxis (1985);
 
Alphabetisierung, Schriftsprache, Medien, hg. v. W. Horn u. H. Paukens (1985).

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An|al|pha|be|tịs|mus, der; -: Unfähigkeit, zu schreiben u. zu lesen.

Universal-Lexikon. 2012.