Akademik

Couplet
Cou|plet auch: Coup|let 〈[ kuple:] n. 15(oft polit.) witzig-satirisches Kehrreimlied, bes. im Kabarett [frz., „Strophe, Lied, Couplet“]

* * *

Cou|p|let [ku'ple: ], das; -s, -s [frz. couplet, Vkl. von: couple = Paar < lat. copula, Kopula]:
scherzhaft-satirisches Strophengedicht mit Kehrreim u. meist aktuellem [politischem] od. pikantem Inhalt.

* * *

Couplet
 
[französisch, ku'ple:], Liedform aus dem unterhaltenden Musiktheater des 18. und 19. Jahrhundert (hauptsächlich Vaudeville, Singspiel, Posse und Operette), die sich im ausgehenden 19. Jahrhundert innerhalb von Kabarett, Gesangsunterhaltungen und Komikerdarbietungen zu einem eigenen Genre verselbstständigt hat und zu den musikalischen Quellen des Schlagers gehört. Die Bezeichnung ist abgeleitet von den französischen couplets (= »Strophen«) und zeigt an, dass es sich beim Couplet um ein Strophenlied handelt. Seine spezifischen Kennzeichen sind der formale Aufbau mit gleich bleibendem Refraintext zu wechselnden Stropheninhalten sowie die Gliederung des musikalischen Ablaufs nach dem AB-, ABA- oder ABCB-Schema. Das Couplet kam als Gesangseinlage in der Art eines heiter-witzigen Vortragsstückchens in der französischen Tradition des unterhaltenden Musiktheaters auf, wobei es sich von ähnlichen Gesangsnummern wie dem Air oder dem Chanson durch seinen pointiert-humorvollen Text und durch seine dramaturgische Funktion im Stückzusammenhang unterschied. Es war direkt aus einer bestimmten Handlungssituation heraus entwickelt, benutzte den Bezug auf diese Situation jedoch, um aus dem Handlungsablauf herauszutreten und die handelnden Personen als Sprachrohr des Autors über aktuelle Fragen aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben räsonieren zu lassen. Der formal begründete Zwang, auf jede Textstrophe immer wieder den gleichen Refrain folgen zu lassen, wurde dabei für hintergründige Komik von nicht selten satirischer Schärfe benutzt. Dieses Prinzip, heterogene Stropheninhalte im Refrain auf einen gemeinsamen witzigen Nenner zu bringen, ist zum Charakteristikum der Couplet-Technik geworden. Die mit der Ausweitung des Amüsierbetriebs aufkommenden Gesangskomiker und singenden Unterhalter nahmen sich in Kabarett und Varieté der oft zu großer Popularität gelangten Liedeinlagen aus dem Musiktheater an und verselbstständigten sie so zu einem eigenständigen Liedgenre mit satirischem, humoristischem oder erotischem Inhalt, das sich besonders um die Jahrhundertwende einer immensen Beliebtheit erfreute. Eine Rolle gespielt haben mag dabei auch der Umstand, dass sie sich in loser Blattform auf eine Weise vertreiben ließen, die den Bedürfnissen der expandierenden Verlagsindustrie ausgesprochen entgegenkam. Ihr Vortrag erfolgte meist mit Klavierbegleitung, in der Form des Tanz-Couplets auch mit Tanzelementen verknüpft. Musikalisch bildeten sich die charakteristischen Merkmale des Couplets in Melodik und Rhythmik aus, an denen sich auch seine beiden Haupttypen festmachen lassen: der in der Alltagssprache verwurzelte, melodisch den Sprechgestus nachzeichnende und vom Sprachwitz lebende Typ sowie der rhythmisch straffere, den zeitgemäßen Tanzrhythmen wie Polka, Walzer und Marsch verpflichtete Typ. Beide Formen, die zur Grundlage für die Couplet-Humoristen des Kabaretts wurden, sind hauptsächlich der Berliner und Wiener Lokal-Posse des 19. Jahrhunderts geschuldet und mit Namen verbunden wie David Kalisch (1820-1872), dem Klassiker der Berliner Posse, Ferdinand Jakob Raimund (1790-1836), Schauspieler und Verfasser einer Vielzahl von Zauberpossen mit Gesang und Tanz für die Wiener Vorstadttheater, sowie vor allem Johann Nepomuk Nestroy (1801-1862), der in seinen »Possen mit Gesang« die Wiener Volkskomödie zur Vollendung brachte. Sie waren das Urbild für die unzähligen Couplet-Humoristen im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dabei erfuhr das Couplet, das zwanzig und mehr Strophen aufweisen konnte, eine Festlegung auf eine dreistrophige Standardform, wobei die erste Strophe als Aufhänger für den Refrain einen Vorgang aus dem Alltagsleben schilderte, die zweite Strophe den nun festliegenden Refrain mit erotischen Anspielungen ins Komische wendete, während die dritte Strophe den Refraintext zur abschließenden Sentenz einer zeitbezogenen aktuellen bzw. politischen Glosse machte. In dieser Form hat sich das Couplet bis weit in die Zwanzigerjahre hinein als fester Bestandteil des Kabaretts erhalten, wobei die Grenzen vor allem zum Schlager immer fließender wurden. Einen abschließenden Höhepunkt fand das Couplet im Schaffen von Otto Reutter (1870-1931), dem bedeutendsten Schöpfer dieses Genres. Nach dem Krieg lebte es im Kabarett zwar wieder auf, ohne jedoch eine nennenswerte Weiterentwicklung zu finden.
 

* * *

Cou|plet [ku'ple:], das; -s, -s [frz. couplet, Vkl. von: couple = Paar < lat. copula, ↑Kopula]: scherzhaft-satirisches Strophengedicht mit Kehrreim u. meist aktuellem [politischem] od. pikantem Inhalt.

Universal-Lexikon. 2012.