Ho|lo|zän 〈n. 11; unz.〉 jüngste Abteilung des Quartärs mit Rückgang der Vereisung; Sy 〈veraltet〉 Alluvium [<grch. holos „ganz“ + kainos „neu“]
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Ho|lo|zän, das; -s [frz. holocène, zu griech. hólos = ganz, völlig u. kainós = neu, eigtl. = die ganz neue Abteilung (gegenüber dem Pleistozän)] (Geol.):
jüngere Abteilung des Quartärs, die vom Ende des pleistozänen Eiszeitalters bis zur Gegenwart reicht; Nacheiszeit.
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Holozän
[zu griechisch kainós »neu«] das, -s, Nacheiszeit, Postglazial, früher Alluvium, der letzte Abschnitt des Quartärs, der vom Ende des pleistozänen Eiszeitalters bis zur Gegenwart reicht. Die seit dem Höhepunkt der letzten Eiszeit (um 18 000 vor heute) einsetzende Wiedererwärmung führte zum Abschmelzen der Eismassen. Schon zu Beginn des Holozäns waren das norddeutsch-polnische Tiefland und die südliche Ostsee eisfrei (Daniglazial, Gotiglazial); um 6800 v. Chr. zerfiel das skandinavische Inlandeis in zwei Teile (Bipartition, Finiglazial) und verschwand schließlich um 6000 v. Chr. ganz. Der durch das abschmelzende Eis hervorgerufene Wiederanstieg des Meeresspiegels (eustatische Meeresspiegelschwankungen) vollzog sich phasenhaft (Flandrische Transgression, Dünkirchener Transgression). Das vordringende Meer überflutete weite Küstenräume, die nicht nur von Landpflanzen und -tieren, sondern auch von Menschen besiedelt waren. Nun bildeten sich die heutigen Küstenformen heraus, an der Nordsee im Watt u. a. die Friesischen Inseln (einschließlich der Halligen) und die Marsch. Der Meeresspiegelanstieg wurde gebietsweise verstärkt oder aufgehoben durch Bewegungen des Festlandes infolge der Hebung der ehemaligen durch die Eislast niedergedrückten Erdkruste (Glazialisostasie). So wölbte sich Skandinavien von 7700 v. Chr. bis heute um insgesamt bis 300 m auf (heute jährlich bis zu 10 mm), während an der südlichen Nordseeküste Senkungen eintraten.
Die Wiedererwärmung erfolgte nicht kontinuierlich, sondern phasenhaft, mit Rückschlägen. Als ausgesprochen warme Phasen (zum Teil wärmer als heute) zeichnen sich in Mitteleuropa das Atlantikum (»Klimaoptimum«) und das frühe und hohe Mittelalter (etwa 800-1200) ab. Kühler (und feuchter) als heute waren das Subatlantikum und die Zeit von etwa 1550 bis 1850 (Kleine Eiszeit), verbunden mit einer Ausdehnung der Vergletscherung. Dem Klimaablauf entsprechend änderte sich die Pflanzen- und Tierwelt.
Durch Abtauen der letzten Toteisreste entstand zu Beginn des Holozäns das heutige Relief der Jungmoränenlandschaft mit ihren zahlreichen Hohlräumen und dem noch unausgereiften Entwässerungssystem. Hier entwickelten sich jetzt ebenso wie in den in der letzten Eiszeit nicht vergletscherten Gebieten (Periglazial) die heutigen Böden. Der Anstieg des Meeresspiegels führte durch Rückstau der Gewässer zur Vermoorung vieler Niederungen und Verlandung von Seen. Die durch die höheren Niederschläge begünstigte Abtragung wurde aber durch die Wiederbewaldung eingeschränkt.
Während die Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit einen geringen Einfluss auf die Naturlandschaft ausübten, zeigen sich seit Beginn der Jungsteinzeit mit der Einführung von Ackerbau und Viehhaltung, verbunden mit der Rodung von Wäldern, zunehmende Einwirkungen des Menschen, v. a. in der Tier- und Pflanzenwelt.
Ähnliche Entwicklungen wie in Mitteleuropa vollzogen sich in den übrigen Bereichen der gemäßigten Breiten. Das Inlandeis des nordamerikanischen Kontinents verschwand allerdings erst um 4000-3000 v. Chr. Erhalten blieben die Inlandeismassen Grönlands und der Antarktis, einzelne Eiskappen wie auf Spitzbergen sowie Gebirgsgletscher (auch in tropischen Hochgebirgen); ihre Ausdehnung schwankte allerdings dem Klimaverlauf entsprechend. In der Sahara u. a. subtropischen Trockengebieten folgte auf eine spätpleistozäne extrem aride Phase (etwa 18 000-7000 v. Chr.) im Holozän eine relativ feuchte Periode (größte Ausdehnung des Tschadsees um 4000 v. Chr.), dann, ab der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr., langsame Austrocknung (Wüste, Sahara, Desertifikation). In der äquatornahen Zone dehnten sich die infolge der eiszeitlichen Temperaturerniedrigung (um etwa 4 ºC im Jahresdurchschnitt) stark eingeengten immerfeuchten tropischen Regenwälder wieder aus.
Handbook of Holocene palaeoecology and palaeohydrology, hg. v. B. E. Berglund u. a. (Chichester 1986);
Holocene treeline oscillations, dendrochronology, and palaeoclimate, hg. v. B. Frenzel (Stuttgart 1996).
Weitere Literatur: Eiszeitalter.
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Ho|lo|zän, das; -s [frz. holocène, zu griech. hólos = ganz, völlig u. kainós = neu, eigtl. = die ganz neue Abteilung (gegenüber dem Pleistozän)] (Geol.): jüngere Abteilung des Quartärs.
Universal-Lexikon. 2012.