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Ant|ạrk|tis, die; -:
Gebiet um den Südpol.
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Antạrktis
Lage und Größe:
Im System der mathematisch-astronomischen Zonen durch den südlichen Polarkreis (66º 33' südliche Breite) begrenzt, umfasst die Antarktis 21,2 Mio. km2. Als physisch-geographische Grenze gilt die antarktische Konvergenz (bei etwa 50º südliche Breite), also die Linie, an der das kalte antarktische unter das wärmere subtropische Oberflächenwasser absinkt. Die so begrenzte Antarktis ist 52 Mio. km2 groß, davon entfallen 12,4 Mio. km2 auf den im Zentrum der Antarktis gelegenen antarktischen Kontinent (Antarktika), 1,5 Mio. km2 auf Schelfeistafeln und 38 Mio. km2 auf das Südpolarmeer. Durch das Weddellmeer auf der atlantischen und das Rossmeer auf der pazifischen Seite wird der Kontinent in die Ostantarktis (10,1 Mio. km2) und in die Westantarktis (2,3 Mio. km2) gegliedert.
Die Ostantarktis zeigt tafelförmigen Bau aus präkambrischen magmatischen und metamorphen Gesteinen des südlichen Urkontinents Gondwana. Die präkambrische Basis wird von Sedimentgesteinen des Devon bis Jura überlagert, v. a. im Transantarktischen Gebirge im Westen. In der Westantarktis sind alle Bauelemente jünger. Über einer Basis vordevon. Grundgebirges sind mesozoisch bis tertiär gefaltete Kettengebirge charakteristisch, die die Antarktische Halbinsel durchziehen und zum Teil mit den Anden Patagoniens zusammenhängen.
Die Oberflächenformen der terrestrischen Antarktis werden überwiegend von Hochflächen der Inlandeismasse gebildet, die ihre größte Ausdehnung in Höhen von 2 000-3 000 m über dem Meeresspiegel haben und in der Ostantarktis sogar 4 500 m über dem Meeresspiegel erreichen. Die mittlere Höhe der Antarktis beträgt 2 300 m über dem Meeresspiegel. Das bis über 4 000 m mächtige antarktische Inlandeis ist die größte zusammenhängende Eismasse der Erde. Das auf über 24 Mio. km3 geschätzte Volumen des zum Teil über 200 000 Jahre alten Inlandeises umfasst 80 % der Süßwasservorräte der Erde. An den Rändern des Kontinents fließt das Eis in Auslassgletschern ab oder schiebt sich als Schelfeis in breiter Front auf den Schelf vor und liefert große Mengen Eisberge und Treibeis. Die größten Schelfeistafeln sind das Ross-Schelfeis (540 000 km2) und das Filchner-Ronne-Schelfeis (zusammen rd. 500 000 km2). Der bis unter das Meeresspiegelniveau reichende Felsuntergrund unter dem Inlandeis hat Gebirgscharakter. Nur etwa 350 000 km2 des antarktischen Kontinents sind eisfrei. Dazu gehören das 3 000 km lange und über 4 000 m hohe alpine Transantarktische Gebirge, die gebirgigen Küsten der Antarktischen Halbinsel und mehrere das Inlandeis durchragende Gebirge im Norden, unter ihnen die Sentinelkette mit dem höchsten Gipfel des Kontinents (Vinsonmassiv, 5 140 m über dem Meeresspiegel). An den Küsten gibt es einige kleine, durch Niederschlagsmangel und Fallwinde bedingte eisfreie Gebiete (»Oasen«, Trockentäler) mit Seen. Hier können im Südsommer, vor allem in den Monaten Dezember und Januar, die obersten Bodenschichten auftauen, an geschützten Stellen 20 cm und mehr.
Das Klima der Antarktis ist das kälteste der Erde. Die Jahresmitteltemperaturen liegen weithin unter —30 ºC. Die Mitteltemperaturen des Winters betragen zwischen —40 und —60 ºC, die des Sommers überschreiten 0 ºC nur in Teilen der Antarktischen Halbinsel. Als absoluter Kältepol der Erde gilt die russische Station Wostok in der Ostantarktis, wo am 21. 7. 1983 eine Temperatur von —89,2 ºC gemessen wurde. Am maritimen Rand und auf den subantarktischen Inseln sind die Temperaturen milder. Der Niederschlag fällt ausschließlich als Schnee; die Jahresmengen betragen 75-180 mm im Inneren, 200-600 mm am Rand des Inlandeises und 1 000-3 000 mm auf den subantarktischen Inseln. Den Rand des Kontinents kennzeichnet eine lebhafte atmosphärische Zirkulation: In die subantarktische Tiefdruckrinne wehen vom Kontinent her östliche bis südöstliche katabatische Winde hinein. Stürme mit Windgeschwindigkeiten von 150-200 km/h sind nicht selten; Adélieland z. B. verzeichnet 340 Sturmtage im Jahr. Ablandige Fallwinde und das Aufquellen von Tiefenwasser sind die wichtigsten Ursachen für ausgedehnte, dem Kontinent vorgelagerte eisfreie Meeresteile (Polynias).
Die Pflanzenwelt auf dem antarktischen Kontinent beschränkt sich weitgehend auf Moose, Flechten und Landalgen, die auf zeitweilig schneefreien Stellen an der Küste, auf steilen Felswänden und Geröllhalden wachsen, sowie auf im Boden lebende Bakterien und Pilze. Lediglich im Randgebiet der Antarktis hat man zwei Arten von Blütenpflanzen gefunden.
Die Tierwelt wird im Kontinentinneren von Insekten (Zuckmücke, Springschwanz), Milben und Blattfußkrebsen, im Küstenbereich von Seevögeln (Adélie- und Kaiserpinguin sowie fünf weitere Pinguinarten, Sturmvögel, Möwen) und Seesäugern (Krabbenfresserrobbe, Seeleopard, Rossrobbe, Weddellrobbe, Finnwal, Glattwal) gebildet. Die im antarktischen Meeresgebiet, dem nach der Tiefsee ältesten und größten in sich geschlossenen Ökosystem der Erde, lebenden Organismen zeigen zum Teil besondere Anpassungsleistungen an die hier herrschenden Wassertemperaturen von —2 ºC bis +3 ºC: Aus einigen Fischen hat man z. B. ein Glykoprotein isoliert, das die Zellen und Körperflüssigkeiten wie ein Frostschutzmittel vor der Kälte schützt. Viele antarktische Eisfische besitzen als einzige Wirbeltiere keine oder sehr wenige rote Blutkörperchen (Weißblutfische). Dennoch ist ihre Sauerstoffversorgung ausreichend, da der Gesamtstoffumsatz infolge der tiefen Temperaturen stark herabgesetzt und der Gehalt des Meerwassers an gelöstem Sauerstoff hoch ist und sich temperaturbedingt hohe Sauerstoffmengen in der Blutflüssigkeit lösen können. Überwiegend zellfreies Blut hat auch den Vorteil, dass die bei niedrigen Temperaturen sehr stark zunehmende Viskosität von Flüssigkeiten mit hoher Zellkonzentration hier nicht so zum Tragen kommt, das Blut bleibt daher relativ dünnflüssig.
Das Südpolarmeer gehört trotz hoher Konzentrationen an gelösten Nährsalzen zu den unproduktivsten Meeren. Dies wird mit der Kürze der Vegetationsperiode, der tiefen Durchmischung der Wassermassen, geringer Verfügbarkeit von Spurenelementen (v. a. Eisen) und hohem Fraßdruck durch tierisches Plankton erklärt. Aus diesem Grunde hat sich die Hoffnung, den teilweise in riesigen Schwärmen auftretenden antarktischen Krill als Eiweißquelle zu nutzen, nicht erfüllt.
Der steigende Bedarf an Nahrungsmitteln und Rohstoffen sowie das drohende Versiegen verschiedener Energiequellen hat das Interesse an einer wirtschaftlichen Nutzung der Antarktis ansteigen lassen. Lange Zeit galt dies nur dem Fang von Meerestieren, v. a. von Pelzrobben (ab 1819), Walen (ab 1904) und Krill (seit etwa 1970); seit v. a. die Walbestände durch Überfischung drastisch zurückgegangen sind (die meisten dort lebenden Arten wurden ausgerottet), wurde der schließlich nur noch von Japan und der UdSSR betriebene Walfang 1986 offiziell eingestellt (Japan fing jedoch weiterhin Zwergwale zu Forschungszwecken). Internationales Abkommen dienen dem Schutz der antarktischen Robben sowie der Krill- und Fischbestände. - Der Abbau von Bodenschätzen (Kohle, Eisen-, Buntmetall-, Uranerz, Erdgas, Erdöl) war bisher nicht wirtschaftlich, v. a. wegen der extrem schwierigen äußeren Bedingungen (Klima, die den Boden bedeckende dicke Eisschicht), zum anderen wurde er durch den 1959 abgeschlossenen Antarktisvertrag verhindert.
Siedlungen:
Unter den Forschungsstationen ist die amerikanische im McMurdo-Sund auf dem Ross-Schelfeis (im Sommer mit 1 000 Personen) die größte; der deutschen Forschung dient die 1992 errichtete Neumayer-Station (Nachfolgerin der 1981 gegründeten Georg-von-Neumayer-Station). Auf der König-Georg-Insel (Süd-Shetland-Inseln) will Chile eine antarktische Stadt errichten.
Völkerrechtlich hat der am 1. 12. 1959 in Washington unterzeichnete Antarktisvertrag (in Kraft seit dem 23. 6. 1961) die Besitz- und Nutzungsrechte geregelt. Danach ist die Antarktis ein internationaler Gemeinschaftsraum. Die stimmberechtigten Signatarstaaten (Argentinien, Australien, Chile, Frankreich, Neuseeland, Norwegen, Großbritannien, Belgien, Japan, Republik Südafrika, Sowjetunion, USA; nachträglich Polen und die Bundesrepublik Deutschland) verpflichteten sich in diesem Vertrag, das antarktische Gebiet südlich von 60º südliche Breite ausschließlich friedlich und unter Wahrung der Freiheit der wissenschaftlichen Forschung zu nutzen, die diesbezügliche wissenschaftliche Zusammenarbeit zu fördern und die Antarktis von Kernwaffen und radioaktiven Abfällen freizuhalten. Daneben haben weitere Staaten den Antarktisvertrag unterzeichnet, besitzen aber kein Stimmrecht in der Konsultativrunde, das an die Ausführung erheblicher wissenschaftlicher Forschungsarbeiten geknüpft ist. Die von Argentinien, Australien, Chile, Frankreich, Neuseeland, Norwegen und Großbritannien seit Anfang des 20. Jahrhunderts erhobenen Gebietsansprüche sind im Vertrag ausdrücklich offen gelassen. Gleichwohl weisen Landkarten eine entsprechende Sektoreneinteilung auf.
Die Bundesrepublik Deutschland ist dem Antarktisvertrag am 5. 2. 1979 beigetreten. Seit 1981 gehört sie der Konsultativrunde an, die über die Zukunft der Antarktis, über neue Richtlinien ihrer Ausbeutung und über die Fortentwicklung des Vertragswerkes entscheidet. Im Rahmen des Antarktisvertrages ist u. a. 1972 das Abkommen über den Schutz der antarktischen Robben (in Kraft seit 1978) sowie 1980 das Abkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze im antarktischen Ozean (in Kraft seit 1982) unterzeichnet worden. Ferner wurde 1988 die Konvention über die Ausbeutung von Bodenschätzen in der Antarktis und 1991 das Madrider Umweltschutzprotokoll abgeschlossen. Letzteres erklärt die Antarktis zum Naturreservat des Friedens und der Wissenschaft und verbietet für 50 Jahre den Abbau dort vermuteter Bodenschätze; dieses Protokoll, dem Deutschland am 25. 11. 1994 beigetreten ist, tritt jedoch erst nach Ratifikation aller Konsultativstaaten in Kraft. Die Internationale Walfangkommission beschloss 1994, ein 21 Millionen km2 großes Reservat für Wale in der Antarktis auszuweisen.
H. Kohnen: A.-Expedition (1981);
D. Sudgen: Arctic and Antarctic. A modern geographical synthesis (Totowa, N. J., 1982);
Antarctic challenge, hg. v. R. Wolfrum (Berlin 1984);
R. Fox: Antarctica and the South Atlantic (London 1985);
M. J. De Wit: Minerals and mining in Antarctica (Oxford 1985).
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Ant|ạrk|tis, die; -: Gebiet um den Südpol.
Universal-Lexikon. 2012.