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Kadenz
Ka|dẹnz 〈f. 20
1. 〈Mus.〉 zu einem Abschluss führende Akkordfolge
2. 〈beim Instrumentalkonzert〉 solistische (urspr. improvisierte), verzierende Wiederholung eines Themas, um dem Künstler Gelegenheit zu geben, sein virtuoses Können zu zeigen
3. 〈Metrik〉 die Art des Versausgangs, z. B. Reim, Katalexe
● männliche \Kadenz; weibliche \Kadenz [<ital. cadenza „das Fallen“]

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Ka|dẹnz, die; -, -en [ital. cadenza, über das Vlat. zu lat. cadere = fallen]:
1. (Musik) Akkordfolge als Abschluss od. Gliederung eines Musikstücks.
2. (Musik) improvisierte od. [vom Komponisten] ausgeschriebene solistische Ausschmückung eines Themas am Schluss [einzelner Sätze] eines Konzerts, die dem Künstler bzw. der Künstlerin die Möglichkeit bietet, ihr virtuoses Können zu zeigen.
3. (Sprachwiss.) das Abfallen der Stimme.
4. (Verslehre) metrische Form des Versschlusses.
5. (Waffent.) Feuergeschwindigkeit.

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I
Kadenz
 
[lateinisch, cadere = »fallen«], 1) In den Harmonielehren der vergangenen Jahrhunderte mit unterschiedlichem Inhalt versehener Begriff. Heute versteht man unter Kadenz charakteristische Schlusswendungen, gleichzeitig aber auch die harmonischen Beziehungen der einzelnen Stufen einer Tonleiter beziehungsweise Tonart, ihre Funktion zum Grundton, zur Tonika. Die einfache Kadenz enthält die quintverwandten Hauptdreiklänge: I. Stufe = Tonika (T/t), IV. Stufe = Subdominante (S/s), V. Stufe = Dominante (D/d).
 
 
Mit diesen Hauptdreiklängen lassen sich viele Volkslieder, Spirituals, Schlager, Popsongs und Ähnliches harmonisieren beziehungsweise begleiten.
 
»Little Brown Jug« (R. A. Eastburn, 1941)
 
 
Die erweiterte Kadenz enthält außer den Haupt- auch (terzverwandte, gegengeschlechtliche) Nebendreiklänge, zusätzliche Dominanten (Zwischendominanten, Dominantketten), (terzverwandte, gleichgeschlechtliche) Medianten und andere harmonische Verbindungen.
 
Nebendreiklänge: Parallel- (a), Gegen- (b) und Variantklänge (c);
 
Medianten: untere (d) und obere (e) Hauptmediante.
 
 
Auf dieser im Dur-Moll-System begründeten Kadenzbasis beruhen die europäischen Formen der populären Musik des 19. Jahrhunderts und alle davon abgeleiteten Lied- und Tanzformen des 20. Jahrhunderts. Analog ergeben sich aus den modalen und anderen Tonleitern weitere Kadenzen, die in der Folklore, aber auch im Rock Anwendung finden (Harmonik). Als typische Schlusswendungen werden unterschieden: der authentische Schluss (D-T), im jüngeren deutschen Volkslied und im Popsong dominierend, und der plagale Schluss (S-T), typisch für Rock und Blues.
 
2) In Anlehnung an die Solistenkadenz im klassischen Konzert, in konzertanter Unterhaltungs- und Blasmusik eingefügte »freie« (ausgeschriebene) Solostellen, meist zur Darstellung virtuosen Könnens (Solo).
II
Kadẹnz
 
[italienisch, zu lateinisch cadere »fallen«] die, -/-en,  
 1) Metrik: neben der Basis Bestandteil der rhythmischen Satzschlüsse der quantitierenden antiken Kunstprosa. Die Basis besteht aus einem Kretikus (oder einer ähnlichen Elementargruppe), die Kadenz aus einem oder mehreren Trochäen.
 
Der Ausdruck wird gelegentlich auch für die metrisch-rhythmische Gestaltung des Versendes in der neueren Dichtung verwendet. Besonders in der deutschen Verslehre A. Heuslers ist die Systematik der Kadenz von Bedeutung.
 
 2) Musik: eine Folge von Akkorden, die eine mehr oder weniger ausgeprägte Schlusswirkung besitzen und daher am Ende einer Komposition oder eines Abschnitts sowie an jeder Art von Zäsuren, Ruhepunkten, Gliederung der Form eintreten können. Diese Wirkung der Kadenz kann durch rhythmische und typisierte melodische Schlusswendungen (Klausel) hervorgekehrt oder durch weiterführende Melodielinien überspielt werden. - Im engeren Sinn ist der Begriff Kadenz gebunden an das Akkordsystem der Harmonielehre und damit an eine Tonika als Bezugspunkt. Ihre einfachsten und zugleich grundlegenden Formen entstehen aus der Verbindung der Tonika mit ihren beiden im Quintabstand benachbarten Akkorden: 1) die authentische Kadenz (V. Stufe - I. Stufe beziehungsweise Dominante-Tonika), 2) die plagale Kadenz (IV. Stufe - I. Stufe beziehungsweise Subdominante-Tonika), 3) die Verbindung beider als vollständige Kadenz, die alle Töne einer Tonart enthält und diese somit eindeutig umschreibt:
 
Diese Grundformen der Kadenz können vielfach erweitert und verändert werden (Ganzschluss, Halbschluss, Trugschluss, Zwischendominante), sodass auch komplizierteste harmonische Zusammenhänge im Sinne der Funktionstheorie noch auf die Kadenz als Prinzip beziehbar bleiben. - Historisch ist die Kadenz als akkordische Schlussformel im Quintfall (V-I) erstmals im 15. Jahrhundert zu beobachten. Doch hat erst die Ausbildung der funktionalen Harmonielehre im 17./18. Jahrhundert der Kadenz die große Bedeutung im musikalischen Satz zugewiesen. Mit der Lösung von tonal gebundener Musik und dem Übergang zur Neuen Musik des 20. Jahrhunderts verliert die Kadenz in der Kunstmusik den Primat der harmonischen Strukturierung.
 
Kadenz nennt man im Anschluss an die Auszierungspraxis der Schlüsse im 16. und 17. Jahrhundert auch die eingeschobene solistische Abschlusspassage des Solokonzerts, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts nicht mehr von der Dominante, sondern vom Quartsextakkord ausgeht. Sie gibt dem Solisten Gelegenheit, seine Spielkunst zur Schau zu stellen beziehungsweise über den vorhergehenden Konzertsatz virtuos zu improvisieren. Bei L. van Beethoven und zunehmend im 19. Jahrhundert zeigt sich die Tendenz der Komponisten, Kadenzen selbst zu schreiben und organisch in das Ganze des Werks einzufügen.
 
 
Literatur:
 
S. Schmalzriedt: K., in: Hwb. der musikal. Terminologie, hg. v. H. H. Eggebrecht (1972 ff., Losebl.).
 
 3) Waffenkunde: Feuergeschwindigkeit einer Feuerwaffe in Schuss pro Minute, meist für Dauerfeuer und kadenzgesteuertes Einzelfeuer bei Maschinenwaffen. Die Kadenz moderner Maschinenwaffen liegt zwischen 1 000 und 2 000 Schuss pro Minute für Kaliber bis 50 mm.

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Ka|dẹnz, die; -, -en [ital. cadenza, über das Vlat. zu lat. cadere = fallen]: 1. (Musik) Akkordfolge als Abschluss od. Gliederung eines Musikstücks. 2. (Musik) improvisierte od. [vom Komponisten] ausgeschriebene solistische Paraphrasierung eines Themas am Schluss [einzelner Sätze] eines Konzerts, die dem Künstler die Möglichkeit bietet, sein virtuoses Können zu zeigen. 3. (Sprachw.) das Abfallen der Stimme. 4. (Verslehre) metrische Form des Versschlusses. 5. (Waffent.) Feuergeschwindigkeit.

Universal-Lexikon. 2012.