Akademik

unierte Kirchen
unierte Kirchen
 
[zu lateinisch unire »vereinigen«],
 
 1) Ostkirchen: mit der römisch-katholischen Kirche unter Beibehaltung ihres eigenen Ritus und Wahrung eigener kirchenrechtlichen Traditionen verbundene (unierte) Kirchen orthodoxer und orientalischer Tradition. Die und K. erkennen den Primat des Papstes und die katholische Glaubenslehre an, bilden kirchenrechtlich Teilkirchen und unterstehen seitens der römischen Kurie der Kurienkongregation für die Ostkirchen. Die zahlenmäßig größten und K. sind die unierten Ostkirchen des byzantinischen Ritus (griechisch-katholische Kirche); die einzige vollständig mit der römisch-katholischen Kirche unierte Ostkirche ist die Syrisch-maronitische Kirche. (Ostkirchen, Übersicht)
 
Literatur:
 
L. A. Zander: Einheit ohne Vereinigung (a. d. Russ., 1959);
 W. de Vries: Orthodoxie u. Katholizismus (1965);
 D. Papandreou: Orthodoxie u. Ökumene. Ges. Aufss., hg. v. W. Schneemelcher (1986);
 
Im Dialog der Wahrheit, hg. v. T. Piffl-Perčević u. a. (Innsbruck 1990).
 
 2) Protestantismus: die im 19. und 20. Jahrhundert entstandenen Zusammenschlüsse (Unionen) von protestantischen Kirchen gleichartiger oder unterschiedlicher Konfession. Sie sind entweder lediglich Verwaltungsunionen, in denen eine gemeinsame Kirchenleitung die vereinigten Kirchen unter Wahrung ihrer jeweiligen Rechte vertritt, oder Bekenntnisunionen (Konsensusunionen), die beim Abschluss des Unionsvertrages eine für das Verständnis des christlichen Glaubens und der kirchlichen Gemeinschaft ausreichende theologische Übereinstimmung proklamiert, sich auf ein gemeinsames Bekenntnis geeinigt oder ein neues Bekenntnis formuliert haben. Von Bedeutung ist in Deutschland v. a. die Evangelische Kirche der Union. Aus ökumenischer Sicht erscheinen die und K. als ein Modell für die Überwindung der Konfessionsunterschiede im Hinblick auf die erstrebte Einheit der Kirche. Andere Modelle gehen im Gegensatz dazu von einer strukturellen theologischen und ekklesiologischen Pluralität des Christentums aus und entwickeln Konzepte für die Abendmahls- und Kirchengemeinschaft im Sinne einer »versöhnten Verschiedenheit« oder »konziliaren Gemeinschaft« (Leuenberger Konkordie; Porvoo-Erklärung).
 
Literatur:
 
Kirchenunionen im 19. Jh., hg. v. G. Ruhbach u. a. (21968);
 
Kirchenunionen u. Kirchengemeinschaft, hg. v. R. Groscurth u. a. (1971);
 
Die u. K., hg. v. J. W. Grant (teilweise a. d. Engl., 1973);
 
Die Gesch. der Ev. Kirche der Union. Ein Hb., hg. v. J. F. G. Goeters u. a., auf mehrere Bde. ber. (1992 ff.).

Universal-Lexikon. 2012.