Mi|ni|a|tur|ma|le|rei 〈f. 18〉
1. Buchmalerei
2. Malerei sehr kleiner Bilder
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Mi|ni|a|tur|ma|le|rei, die:
das Malen von Miniaturen.
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Miniaturmalerei,
Pinsel- oder Federzeichnung in Handschriften, ausgeführt in Aquarell- oder Deckfarben, auch als Grisaille und zum Teil unter Verwendung von Blattgold. Sie umfasst figürliche Darstellungen und Ornamentik (z. B. Gestaltung der Anfangsbuchstaben, Verzierung des Blattrands). Das Initial oder das Bild nimmt oft eine ganze Seite ein. Die Miniaturmalerei gelangte in Antike, Byzanz und im Abendland (Buchmalerei), bei den Maya, Mixteken und Azteken (Bilderhandschriften) und in der islamischen Kunst zu großen Leistungen.
In der islamischen Miniaturmalerei wurden nur profane Handschriften mit zum Teil die Buchrolle von Rand zu Rand füllenden szenischen Miniaturen ausgestattet, die auch als lose Blattfolgen gesammelt wurden; für den Koran stand die Kalligraphie im Mittelpunkt, zum Teil mit ornamentalem Schmuck.
Arabische Miniaturmalerei ist seit etwa 1000 erhalten, ihren künstlerischen Höhepunkt erreichte sie im 13. Jahrhundert (Schule von Bagdad mit Ausstrahlung nach Syrien und Nordirak), eine Nachblüte gab es unter den Mamelucken im 14. und 15. Jahrhundert in Syrien und Ägypten. Zunächst wurden in spätantiker Tradition naturwissenschaftliche Texte (z. B. Dioskurides) illustriert, seit dem 13. Jahrhundert auch Dichtung (»Kalila und Dimna«; Makamen des al-Hariri).
Persische Miniaturmalerei, in Handschriften seit 1300 erhalten (Bagdad und Täbris), hatte ihre Blüte im 15. Jahrhundert unter den Timuriden (Schiras und Herat). Gegen Ende der timuridischen Miniaturmalerei wird namentlich K. ad-Din Behsad fassbar sowie Rassim Ali mit Miniaturen zur Geschichte Timurs. Mohammed Ali, Mirsa Ali und, im zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts, Mir Musawir begründeten in Täbris den safawidischen Stil, den Mohammedi in Ghazni fortsetzte. Persische Maler illustrierten v. a. Epen: das »Schah-Name« des Firdausi und die Epen des Nisami, daneben mystische Lyrik, v. a. der Dichter Saadi, Hafis und Djami. Das Querformat wurde Ende des 14. Jahrhunderts aufgegeben.
Türkische Miniaturmalerei unter den Osmanen stand anfangs ganz unter persischem Einfluss, im Laufe des 16. Jahrhunderts fand sie in der Illustration der Zeitgeschichte (Feldzüge, Schlachten, Feste) ihre eigentliche Aufgabe. Die 40 Miniaturen zur »Subdet ül-tewarich« (Blütenlese der schönsten Geschichten) sind schwer in den Kontext der übrigen türkischen Miniaturmalerei einzuordnen.
In Indien nahm die Miniaturmalerei im 16. Jahrhundert unter den Mogulherrschern, die um 1545 persische Miniaturisten (Abd as-Samad, Mir Sajjid Ali) aus Täbris holten (Mogulmalerei), und an den von Hindus regierten Provinzhöfen v. a. in Nordindien (Rajputmalerei) einen großen Aufschwung.
Im 15. Jahrhundert wurde in Europa die Bezeichnung Miniaturmalerei auf kleinformatige Darstellungen auf kunsthandwerklichen Gegenständen (u. a. Medaillons) übertragen. Miniaturmalereien wurden auf Holz, Metall, Seide, Pergament, Porzellan und Elfenbein sehr genau und fein zumeist in hellen, zarten Farben ausgeführt. Häufig ist die Ovalform. Porträtminiaturen erlangten im 16. Jahrhundert durch Künstler wie F. und J. Clouet sowie H. Holbein der Jüngere europäische Bedeutung und wurden im Elisabethanischen England durch N. Hilliard, I. Oliver den Älteren und S. Cooper verfeinert. Bahnbrechend unter den Emailmalern war J. Petitot in Frankreich, der Ölgemälde, besonders von A. van Dyck, ins Miniaturistische übertrug. Im 18. und 19. Jahrhundert traten v. a. M. van Meytens (Paris und Wien), H. Füger und M. Daffinger (Wien) sowie J.-B. Isabey (Paris) mit (Bildnis-)Miniaturen hervor.
L. R. Schidlof: La miniature en Europe aux 16e, 17e, 18e et 19e siècles, 4 Bde. (Graz 1964);
I. Stchoukine: La peinture turque d'après les manuscrits illustrés, 2 Bde. (Paris 1966-71);
Illuminierte islam. Hss., bearb. v. I. Stchoukine u. a. (1971);
R. Ettinghausen: Arab. Malerei (Neuausg. 1979);
B. Gray: Pers. Malerei (a. d. Engl., Neuausg. Genf 1983);
H. Blättel: International dictionary miniature painters, porcelain painters, silhouettists. Internat. Lex. Miniatur-Maler, Porzellan-Maler, Silhouettisten (1992);
Les manuscrits à peintures en France. 1440-1520, bearb. v. F. Avril u. N. Reynaud, Ausst.-Kat. Bibliothèque Nationale, Paris (Neuausg. Paris 1995);
Miniaturporträts. Die persönlichsten Zeugen der Kunstgeschichte, bearb. v. K. Henninger-Tavcar (1995).
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Mi|ni|a|tur|ma|le|rei, die: das Malen von Miniaturen.
Universal-Lexikon. 2012.