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Holbein
Họlbein,
 
Augsburger Künstlerfamilie; bedeutende Vertreter:
 
 1) Ambrosius, Maler und Zeichner für den Holzschnitt, * Augsburg vermutlich 1494, ✝ Basel 1519 oder 1520, Sohn von 2); folgte seinem Bruder Hans 1516 nach Basel und wurde hier 1517 Meister, 1518 Bürger. Holbein entwarf dort für Verleger (v. a. J. Froben) Holzschnitte (Initialen, Titelblätter u. a.), schuf Illustrationen (u. a. zu T. Mores »Utopia«, 1518) und malte einige Bilder.
 
Werke: Knabe mit braunem Haar, Knabe mit blondem Haar (beide 1517; Basel, Kunstmuseum); Porträt eines Jünglings (1518; Sankt Petersburg, Eremitage).
 
Literatur:
 
Hollstein's German engravings, etchings and woodcuts, hg. v. T. Falk, Bd. 14: A. H. to Hans Holbein the Younger, 2 Tle. (Amsterdam 1988).
 
 2) Hans, der Ältere, Maler und Zeichner, * Augsburg um 1465, ✝ am Oberrhein (Basel oder Isenheim, Elsass) 1524, Vater von 1) und 3); ausgebildet vermutlich in Augsburg und Ulm. Einflüsse der niederländischen Malerei lassen auf eine Reise in die Niederlande schließen. Holbein schuf große Altarwerke, Einzeltafeln, Porträts, Silberstiftzeichnungen, Entwürfe für Glasfenster und Goldschmiedearbeiten. In seinem Kolorit wandte sich Holbein von der symbolischen Farbigkeit des Mittelalters ab. Seine Werke zeichnen sich durch eine differenzierte Abstufung warmer, zum Teil expressiver Farben aus, die sich in der Komposition zu einer einheitlichen Grundstimmung zusammenfügen. Holbein war sehr um eine exakte Wiedergabe der Details bemüht. Seine Köpfe sind individuelle physiognomische Studien. In der Verbindung von realistischer Darstellung und idealem Ausdruck bereitete er die Porträtkunst seines Sohnes Hans vor.
 
Werke: Weingartner Altar (1493; Augsburg, Dom); Graue Passion (1498; Donaueschingen, Fürstlich Fürstenberg. Gemäldegalerie); Hochaltar für die Dominikanerkirche in Frankfurt am Main (1501; heute v. a. in Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, zwei Tafeln in Hamburg, Kunsthalle, und Basel, Kunstmuseum); Kaisheimer Altar (1502; München, Alte Pinakothek); Hohenburger Altar (1509; Prag, Národní Galerie); Katharinenaltar (1512; Augsburg, Staatsgalerie); Sebastiansaltar (1516; München, Alte Pinakothek); Lebensbrunnen (1519; Lissabon, Museu Nacional de Arte Antiga).
 
Literatur:
 
C. Beutler u. G. Thiem: H. H. d. Ä. Die spätgot. Altar- u. Glasmalerei (1960);
 N. Lieb u. A. Stange: H. H. d. Ä. (1960);
 
H. H. d. Ä. u. die Kunst der Spätgotik, Ausst.-Kat. (1965);
 B. Bushart: H. H. d. Ä. (1987).
 
 3) Hans, der Jüngere, Maler und Zeichner, * Augsburg 1497, begraben London 29. 11. 1543, Sohn von 2); ausgebildet von seinem Vater, ging 1515 nach Basel, wo er Altäre und Porträts malte, ferner Entwürfe für Wandbilder und Glasmalereien sowie Buchillustrationen schuf. Er begegnete dort Erasmus von Rotterdam, der als Auftraggeber und durch die Vermittlung wichtiger Kontakte Holbeins Weg stark beeinflusste. 1524 reiste Holbein nach Frankreich an den Hof Franz' I., wo er nachhaltige Eindrücke von der italienischen Malerei empfing. 1526-28 arbeitete er in England. 1532 ließ er sich endgültig in London nieder, wo er 1536 Hofmaler König Heinrichs VIII. wurde und v. a. als Porträtmaler tätig war. Holbein stellte den Menschen in den Mittelpunkt seines Schaffens. Fern von dramatisch-leidenschaftlichen Gefühlen blieb er in kühler Distanz sachlicher Beobachter. Meisterlich gelangen ihm die physiognomische Charakterisierung wie auch die stoffliche Wiedergabe. Er hinterließ zahlreiche Zeichnungen als Vorstufen für Porträts sowie für Holz- und Metallschnitte und kunstgewerbliche Arbeiten, Randzeichnungen zu Erasmus' »Lob der Torheit« (1515/16), Illustrationen zum Alten Testament (»Icones historiarum veteris Testamenti«, vor 1531, 1538 veröffentlicht), Todesbilder (auch »Totentanz«, 1523-26, 1538 veröffentlicht) und Initialen mit Todesdarstellungen (1524). Holbeins umfangreiches und vielseitiges Werk weist ihn als den ausgeprägtesten und repräsentativsten Vertreter der deutschen Renaissance aus.
 
Werke: Doppelporträt des Basler Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen und seiner Gemahlin Dorothea Kannengießer (1516; Basel, Kunstmuseum); Adam und Eva (1517; ebenda); Bildnis des Bonifacius Amerbach (1519; ebenda); Der tote Christus im Grabe (um 1521/22; ebenda); Erasmus von Rotterdam am Schreibpult (1523; Paris, Louvre); vier Tafeln eines Passionsaltars (um 1524; Basel, Kunstmuseum); Die Madonna des Basler Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen (1526-30; Darmstadt, Schloss); Holbeins Frau mit den beiden älteren Kindern (1528; Basel, Kunstmuseum); Bildnis des Kaufmanns Georg Gisze (1532; Berlin, Gemäldegalerie); Die Gesandten (1533; London, National Gallery); Bildnis des Sieur de Morette (1534-35; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen); Bildnis der Jane Seymour (1536; Wien, Kunsthistorisches Museum); Bildnis Heinrichs VIII. (1537; Madrid, Palacio Villahermosa); Bildnis der Christine von Dänemark (1538; London, National Gallery); Bildnis der Anna von Cleve (1539-40; Paris, Louvre).
 
Literatur:
 
M. Kästner: Die Scones H. H.s d. J., 2 Bde. (1985);
 J. Rowlands: H. The paintings of H. H. the Younger (Oxford 1985);
 
H., bearb. v. J. Roberts u. a., Ausst.-Kat. (a. d. Engl., 1988);
 
H. H. d. J.: Die Solothurner Madonna 1522, bearb. v. O. Bätschmann u. P. Griener (Basel 1995).
 

Universal-Lexikon. 2012.