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Mönchtum
Mọ̈nch|tum 〈n.; -s; unz.〉 das Mönchsein, mönchisches Wesen; oV Mönchstum

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Mọ̈nch|tum:
Mönchstum.

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Mönchtum,
 
eine in vielen Religionen verbreitete, an asketischen Idealen (v. a. Ehelosigkeit und Verzicht auf persönlichen Besitz) orientierte, mit religiösen Motiven begründete, vorübergehend oder auf Lebenszeit gewählte Lebensform von Männern (Mönche) und Frauen (Nonnen). In der Religionsgeschichte wurde und wird das Mönchtum in den Formen des Eremitentums und der Wanderaskese, heute überwiegend in einem Leben in klösterlichen Gemeinschaften realisiert.
 
Religionsgeschichtlich lassen sich zwei Wurzeln des Mönchtums unterscheiden: 1) In monistischen Religionen wird die (mystische) Einheit mit dem all-einen Göttlichen angestrebt, die prinzipiell nur durch - mehr oder weniger radikale - Formen der Abkehr von der Pluralität der Welt, des Lebens und der Geschichte erreicht werden kann (Selbsterlösung durch Rückzug aus der Geschichte). Im Mönchtum wird versucht, dieses Ziel durch eine besonders ausgeprägte Abwendung von den weltlichen Lebensformen und eine Konzentration auf das Göttliche zu verwirklichen. Dieser am weitesten verbreitete Typus des Mönchtums findet sich v. a. in den fernöstlichen Religionen (z. B. Hinduismus, Buddhismus, Jainismus, Taoismus). Manche dieser Religionen sind »Mönchsreligionen« im eigentlichen Sinn: sie propagieren eine Lehre und Ethik, die in vollem Sinn nur für das Mönchtum praktikabel sind (z. B. Jainismus, Hinayana-Buddhismus, Lamaismus). 2) In monotheistischen Religionen geht es dem Mönchtum prinzipiell nicht um Rückzug aus, sondern um radikales Engagement in der Geschichte; es entstand in Situationen, in denen eine radikale Geschichtswende angestrebt wird (z. B. im Christentum die eschatologisch begründete radikale Nachfolge Jesu Christi). Dabei werden neben der persönlichen Heiligung auch häufig Aktivitäten nach außen wichtig (Predigt, Unterricht, Seelsorge, Krankenpflege, Mission, Kultivierung von Land u. Ä.). Beispiele für das jüdische Mönchtum sind die Essener, für das islamische Mönchtum die Derwischorden.
 
Das christliche Mönchtum lebt aus beiden Wurzeln: Die radikale Nachfolge Jesu verband sich - unter dem Einfluss des Hellenismus - mit der Abkehr von der weltlichen Pluralität und dem Streben nach meditativer oder mystischer Einheit mit Gott. Seine Vorform, das frühchristliche (Wander-)Asketentum, war - bei gewollter »Heimatlosigkeit« - stark missionarisch tätig, während das seit dem 3. Jahrhundert in Unterägypten entstandene Mönchtum sowie das von diesem geprägte altkirchliche Mönchtum und bis heute das Mönchtum der Ostkirche v. a. aus der hellenistisch-christlichen Sehnsucht nach (meditativer) Einheit mit Gott lebte und lebt. Das Mönchtum in der ausgehenden lateinischen Antike, gefördert u. a. von Ambrosius, Martin von Tours und Augustinus, verband beide Motive, was in der das mittelalterliche Mönchtum prägenden Formel der Benediktregel (»ora et labora« = »bete und arbeite«) deutlich wird. Seit dem Hochmittelalter (z. B. bei den Bettelorden mit starker Ausrichtung auf Predigt und Seelsorge) und vollends in der katholischen Kirche der Neuzeit tritt der Gesichtspunkt der weltweiten christlichen Sendung (Apostolat) noch mehr in den Vordergrund (z. B. bei den Jesuiten und den Missionsorden).
 
Das in Ägypten im 3. Jahrhundert sich bildende Mönchtum war zunächst ein Eremitentum: Einzelne, wie z. B. Antonius der Große, zogen sich als Anachoreten aus der urbanen Welt in die Wüste zurück, um in Askese nur noch für Gott zu leben; bald gruppierten sich um bekannte Eremiten Kolonien von Schülern, die sich an den Worten ihres Meisters orientierten. Aus diesem Ansatz entwickelten sich Klostergemeinschaften, die nach einer schriftlichen Regel unter Leitung eines Abtes, dem die Mönche Gehorsam zu leisten hatten, lebten. Die wichtigsten Regeln wurden im Osten die des Basilius des Großen, im Westen die des Benedikt von Nursia. Lange blieb das einzelne Kloster eine selbstständige und in sich geschlossene Einheit, erst seit dem 10. Jahrhundert schlossen sich verschiedene Klöster zu Klosterverbänden (Kongregationen) unter Leitung angesehener Reformklöster (z. B. Cluny oder Gorze) zusammen. Mit der Ausbildung einer »universalen« religiösen und politischen Struktur im Hochmittelalter entstanden die eigentlichen Orden, die zentralistische Leitungsstrukturen haben.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Apophthegmata Patrum · Askese · Evangelische Räte · Gelübde · Idiorrhythmie · Kloster · Koinobion · Mystik · Orden
 
Literatur:
 
K. Heussi: Der Ursprung des M. (1936, Nachdr. 1981);
 D. Knowles: Gesch. des christl. M. (a. d. Engl., 1969);
 
Askese u. M. in der Alten Kirche, hg. v. K. S. Frank (1975);
 J. Lanczkowski: Kleines Lex. des M. u. der Orden (1993, Nachdr. 1995);
 
M., Orden, Kloster von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ein Lex., hg. v. G. Schwaiger (21994);
 K. S. Frank: Gesch. des christl. M. (51996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Mönchtum im Abendland: Bete und arbeite
 
Benedikt von Nursia und die Grundlagen des abendländischen Mönchtums
 

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Mọ̈nch[s]|tum, das; -s: a) mönchisches Wesen, mönchisches Gedankengut: christliches M.; b) das Mönchsein.

Universal-Lexikon. 2012.