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Turkologie
Tur|ko|lo|gie 〈f. 19; unz.〉 Wissenschaft von den Turksprachen u. türk. Kulturen [<mlat. Turcus „Türke“ + grch. logos „Lehre“]

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Tur|ko|lo|gie, die; - [zu ital. turco = Türke u. -logie]:
Wissenschaft von Sprache, Literatur u. Kultur der Turkvölker.

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Turkologie
 
die, -, die Wissenschaft von Sprache, Literatur und Kultur der Turkvölker. Als ihr frühestes Werk gilt M. al-Kaschgharis arabisch verfasste Darstellung der alttürkischen Dialekte (11. Jahrhundert).
 
Im engeren Sinn die Osmanistik, entwickelte sich die Turkologie in Europa seit dem 15. Jahrhundert durch die Berührung mit den vordringenden osmanischen Türken und aus der Notwendigkeit, sich geistig mit ihnen auseinander zu setzen. Die sprachliche Forschung begann im 17. Jahrhundert und erreichte mit J. von Hammer-Purgstall ihren ersten Höhepunkt. Zu den führenden deutschsprachigen Vertretern gehören u. a. Friedrich von Kraelitz-Greifenhorst (* 1876, ✝ 1932), F. Babinger, Herbert Duda (* 1900, ✝ 1975), Paul Wittek (* 1894, ✝ 1978), Richard Kreutel (* 1916, ✝ 1981), Hans-Joachim Kissling (* 1912, ✝ 1985) und A. Tietze. Auch in Frankreich (J. Deny u. a.), Italien, Großbritannien (u. a. Elias Gibb, * 1857, ✝ 1901), Ungarn, Polen, Russland, Skandinavien, den Niederlanden und später v. a. in der Türkei (u. a. Mehmet Fuat Köprülü, * 1890, ✝ 1966) wurde sie gepflegt.
 
Eine Turkologie im weiteren Sinn entwickelte sich nach dem Bekanntwerden innerasiatischer Turkstämme und ihrer Sprachen durch Entdeckungsreisen, nach der Entzifferung der alttürkischen Orchoninschriften durch Vilhelm Thomsen (* 1842, ✝ 1927) und nach der Entdeckung wichtiger Handschriften in Ostturkestan (Turfan). Diese Gesamtturkologie, die sich mit der ganzen turksprachigen Welt befasst, entwickelte sich zum Teil im Rahmen der altaischen und in Kontakt mit der uralischen Philologie. Zu den führenden deutschsprachigen Vertretern zählen u. a. Wilhelm Bang-Kaup (* 1869, ✝ 1934), F. W. Radloff, Annemarie von Gabain (* 1901, ✝ 1993), Nikolaj Nikolajewitsch Poppe (* 1897, ✝ 1991), K. H. Menges, J. Benzing und G. Doerfer. Besonders aktiv auf den Gebieten der außerosmanischen Turkologie waren u. a. auch ungarische, russische, skandinavische und französische Gelehrte.
 
Zur weiteren Entfaltung der Turkologie in den letzten Jahrzehnten haben v. a. die neuen Schriftsprachen und Literaturen der Turkvölker in der ehemaligen Sowjetunion und in China sowie die wachsende Beteiligung von Angehörigen aller Turkvölker beigetragen.
 
Literatur:
 
J. Benzing: Einf. in das Studium der altaischen Philologie u. der T. (1953);
 
Philologiae Turcicae Fundamenta, hg. v. J. Deny u. a., 2 Bde. (1959-64);
 
T., Beitr. v. A. von Gabain (Leiden 1963, Nachdr. ebd. 1982);
 K. H. Menges: The Turkic languages and peoples (Wiesbaden 1968);
 P. B. Golden: An introduction to the history of the Turkic peoples (ebd. 1992);
 
T. heute, hg. v. N. Demir u. E. Taube (1998).
 
Weitere Literatur: Turksprachen.

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Tur|ko|lo|gie, die; - [↑-logie]: Wissenschaft von Sprache, Literatur u. Kultur der Turkvölker.

Universal-Lexikon. 2012.