Akademik

Volksfront
Vọlks|front 〈f. 20Koalition linksgerichteter Parteien

* * *

Vọlks|front, die (Politik):
Verbindung, Koalition zwischen bürgerlichen Linken, Sozialisten, Sozialdemokraten u. Kommunisten.

* * *

Volksfront,
 
Bezeichnung für ein politisches Bündnis verschiedener linksorientierter Kräfte und Parteien, v. a. für eine Wahl- beziehungsweise Regierungskoalition zwischen Kommunisten, Sozialisten (Sozialdemokraten) und bürgerlichen Linken. Die Volksfrontpolitik erfährt durch die Koalitionspartner oft eine unterschiedliche Akzentuierung; besonders die Kommunisten verbinden mit dem Volksfrontgedanken das Ziel, unter ihrer Führung die Revolution nach marxistisch-leninistischen Maßstäben zu fördern.
 
In Abkehr von der kommunistischen Frontstellung gegenüber den Sozialisten (Sozialdemokraten) empfahl die Komintern (Generalsekretär G. M. Dimitrow) 1935 das Volksfrontmodell als taktische Maßnahme gegen das Anschwellen von Faschismus und Nationalsozialismus. 1944/45 entwickelten kommunistische Kräfte im Einflussbereich der vorrückenden sowjetischen Truppen das Volksfrontmodell weiter zum Blocksystem als Basis des von ihnen angestrebten Machtmonopols im Rahmen des Konzepts der Volksdemokratie.
 
In China hatten die Kommunisten schon während der nationalen Unabhängigkeitsbewegung in den 1920er-Jahren auf Anregung Lenins eng mit den »antiimperialistischen« Kräften der Kuo-min-tang (KMT) in einer »nationalen Einheitsfront« zusammengearbeitet. 1927 löste Chiang Kai-shek, der nach dem Tod Sun Yat-sens (1925) die Führung der KMT übernommen hatte, in einer blutigen Aktion das Bündnis mit der KP auf. Angesichts des japanischen Einfalls in China (ab 1931) erzwangen Gegner Chiang Kai-sheks innerhalb der KMT 1936 die Erneuerung der »Einheitsfront« mit der KP, die jedoch 1945 zerbrach.
 
In Spanien schlossen sich im Februar 1936 Sozialisten, Kommunisten und Linksrepublikaner zur Volksfront (»Frente Popular«) zusammen, die nach Ausbruch des Bürgerkriegs (Juli 1936) im September 1936 die Regierung übernahm.
 
In Frankreich bezeichnet Volksfront das Wahlbündnis von Sozialisten, Kommunisten und linksbürgerlichen Radikalsozialisten, das von Juni 1936 bis Oktober 1938 die Regierung stellte und besonders unter Ministerpräsident L. Blum 1936/37 weit reichende Sozialreformen (u. a. Einführung von 40-Stunden-Woche, Tarifverträgen, bezahltem Urlaub; erweiterte Schulpflicht) auf den Weg brachte, jedoch vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Probleme weder einen dauerhaften Konsens herstellen noch die Gegenkräfte in Schranken halten konnte. - Die »tripartistische« Regierungskoalition von Sozialisten, Kommunisten und Christdemokraten 1944/45-47 knüpfte ebenso an die Volksfronttradition an wie die 1972 unter Führung von F. Mitterrand gebildete Union de la Gauche.
 
Auch in Lateinamerika kam es verschiedentlich zur Bildung von Volksfronten gegen antidemokratische Regierungen. Die Reformbewegung Alianza Popular Revolucionaria Americana hatte ihren Ursprung im Volksfrontgedanken. Die Bündnisse von linksgerichteten Interessengruppen und Parteien, die in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern als Reaktion auf extreme soziale Ungerechtigkeiten entstanden, hatten kaum Erfolg: In Chile wurde der 1970 gewählte Volksfrontpräs. S. Allende Gossens durch einen blutigen Militärputsch gestürzt. In anderen Ländern suchten Guerillaorganisationen durch Volksfrontproklamationen ihre Machtbasis zu erweitern, so in El Salvador (Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional) und in Nicaragua (Frente Sandinista de Liberación Nacional). Mit der schrittweisen Demokratisierung Lateinamerikas und der Erweiterung des Parteienspektrums seit den 80er-Jahren ist die Bedeutung der Volksfront zurückgegangen.

* * *

Vọlks|front, die (Politik): Verbindung, Koalition zwischen bürgerlichen Linken, Sozialisten, Sozialdemokraten u. Kommunisten.

Universal-Lexikon. 2012.