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Theosophie
mystische Gotteslehre

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Theo|so|phie 〈f. 19jede Bestrebung od. Lehre, die den Sinn des Weltgeschehens aufgrund religiösen Glaubens erfassen will [<grch. theos „Gott, Gottheit“ + grch. sophia „Weisheit, Wissenschaft, Kenntnisse“]

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Theo|so|phie, die; -, -n [spätgriech. theosophi̓a]:
religiöse Lehre, nach der eine höhere Einsicht in den Sinn aller Dinge nur in der mystischen Schau Gottes gewonnen werden kann.

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Theosophie
 
[spätgriechisch, zu griechisch theós »Gott« und sophía »Weisheit«] die, -/...'phi |en, allgemeiner Begriff für philosophische und theologische Denkansätze, die von einem religiösen Glauben her das Weltbild und die Erkenntnis durchdringen und erweitern wollen. Der Versuch der Theosophie, alles Wissen unmittelbar auf Gott zu beziehen, findet sich in fast allen religionsphilosophischen Systemen. Der Theosophie geht es um die Vereinigung von »himmlischem« und »irdischem Wissen«, Glauben und (Natur-)Wissenschaft, Philosophie und Theologie, bei F. C. Oetinger »Philosophia sacra«, bei J. V. Andreä und J. A. Comenius Pansophie genannt. Theosophisch gefärbt sind v. a. die neuplatonische Mystik (Plotin), wo der Begriff zur Bezeichnung des Wissens um das Göttliche durch sein unmittelbares Erleben erstmals auftaucht, ferner die hermetische Literatur, die Gnosis, die Kabbala sowie die Mystik des 16. bis 18. Jahrhunderts. In Deutschland erlebte das theosophische Denken Höhepunkte in der frühen Neuzeit (Paracelsus, J. Böhme, J. G. Gichtel) und der Romantik (F. von Baader, F. W. J. Schelling). Die christliche Theosophie geht aus von den Schriften des Paulus und beruft sich darauf, dass dem auf Gottes Wort Hörenden auch »göttliche Weisheit« geschenkt wird (1. Korintherbrief 1, 30; Kolosserbrief 2, 3). Dabei lassen sich zwei Hauptlinien christlicher Theosophie verfolgen: im Osten von den alexandrinischen Kirchenvätern (Klemens von Alexandria, Origenes) über Dionysius Areopagita und Johannes von Damaskus bis hin zu den russischen Sophiologen des 19. und 20. Jahrhunderts (W. S. Solowjow, N. A. Berdjajew, S. N. Bulgakow), im Westen von Augustinus über Albertus Magnus, Hildegard von Bingen bis Andreä, Comenius, Oetinger, Baader, J. J. Görres u. a. Davon zu unterscheiden ist die im 19. Jahrhundert entstandene Theosophische Gesellschaft.
 
Literatur:
 
R. Rocholl: Beitr. zu einer Gesch. dt. T. (1856);
 G. Wehr: Alle Weisheit ist von Gott. Gestalten u. Wirkungen christl. T. (1980);
 G. Wehr: Die dt. Mystik. Myst. Erfahrung u. theosoph. Weltsicht (1988);
 P. Deghaye: Jakob Böhmes T., in: Gnosis u. Mystik in der Gesch. der Philosophie, hg. v. P. Koslowski (Zürich 1988);
 
Russ. Religionsphilosophie u. Gnosis, hg. v. P. Koslowski: (1992).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Theosophie und Mystik nach der Reformation
 

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The|o|so|phie, die; -, -n [spätgriech. theosophía]: religiöse Lehre, nach der eine höhere Einsicht in den Sinn aller Dinge nur in der mystischen Schau Gottes gewonnen werden kann.

Universal-Lexikon. 2012.