Comenius,
Johann Amos, eigentlich Jan Amos Komenský ['kɔmɛnskiː], tschechischer Theologe und Pädagoge, * Nivnice (bei Uherský Brod, Südmährisches Gebiet) 28. 3. 1592, ✝ Amsterdam 15. 11. 1670; wurde 1618 Gemeindepfarrer und Schulleiter in Fulnek, 1632 Bischof der Böhmischen Brüder und Leiter ihres Schulwesens. Nach Vertreibung mit seiner Gemeinde 1627 fand er Zuflucht in Lissa (polnisch Leszno). Durch seine theologisch-pansophischen Werke und seine Lehrbücher (am berühmtesten das in Nürnberg gedruckte »Orbis sensualium pictus. Die sichtbare Welt«, 1658) wurde er in ganz Europa bekannt; er folgte auch vielen Einladungen in protestantische Länder.
Comenius verstand die Schöpfung in neuplatonisch-mystischer Denkart als einen Prozess, der aus gestaltloser Einheit in Gott zur gottgeschaffenen, aber relativ gottfernen Mannigfaltigkeit der Welt und dann in sieben Stufen zurück zur göttlichen Einheit im Licht führt. Die letzte Stufe (das »Friedensreich«, dessen Kommen er ganz nahe glaubte) soll angebahnt werden durch universale Lehrbücher und Enzyklopädien, durch universale Schulen für alle, durch ein universales Kollegium von Gelehrten und Seelsorgern und durch eine universale Sprache. In der »Pampaedia« (1656; viertes Buch seiner pansophischen Hauptschrift »De rerum humanarum. ..«, 21681) zeigt Comenius, dass das ganze Menschenleben eine Erziehungsaufgabe, eine »Schule« (in sieben Stufen) sein soll. In der »Großen Didaktik« (tschechisch 1627-32, lateinisch »Didactica magna«, 1657) entwickelt er die Erziehungsziele und -methoden sowie den Aufbau des Schulsystems für Kindheit und Jugend. Frömmigkeit, Tugend und Bildung sind die drei Rangstufen des Erziehungsziels. Die Schule soll »alle alles« (Grundlegende) lehren, und zwar in gelöster Atmosphäre und gemäß der »Natur«, das heißt nach der objektiven Ordnung im Menschen und im Kosmos. Sie soll für Knaben und Mädchen verbindlich sein und sich in vier Stufen aufbauen: häusliche »Mutterschule« (bis 6. Lebensjahr), »Muttersprachschule« (7.-12. Lebensjahr), anschließend Lehre oder »Lateinschule« (13.-18. Lebensjahr) und »Akademie« (19.-24. Lebensjahr). - Comenius formulierte grundlegende pädagogische Forderungen, z. B. allgemeine Schulpflicht für Jungen und Mädchen, muttersprachlichen Unterricht als Basis, enge Beziehung von Sache und Wort. Er wirkte stark auf die Schulordnungen des 17. Jahrhunderts.
Ausgaben: Didactica opera omnia, 4 Bände (1657; Nachdruck unter dem Titel: Opera didactica omnia, 3 Bände, 1957); Orbis sensualium pictus (1658, Nachdruck 1979); Pampaedia, herausgegeben von D. Tschižewskij (1960, lateinisch und deutsch); Große Didaktik, herausgegeben von H. Ahrbeck (21961); Informatorium der Mutterschul, herausgegeben von J. Heubach (1962); Vorspiele. Prodromus pansophiae, herausgegeben von H. Hornstein (1963); De rerum humanarum emendatione Consultatio Catholica, 2 Bände (Neuausgabe 1966); Die Erneuerung der Schulen, herausgegeben von K. Schaller (1967, lateinisch und deutsch); Allgemeine Beratung über die Verbesserung der menschlichen Dinge, übersetzt von F. Hofmann (1970); Böhmische Didaktik, herausgegeben von K. Schaller (1970); Ausgewählte Werke, herausgegeben von K. Schaller und D. Tchižewskij, 6 Bände (1977-83); Clamores Eliae, herausgegeben von J. Nováková (1977); Das Labyrinth der Welt u. a. Schriften, herausgegeben von I. Seehaase (Neuausgabe 1985); Große Didaktik, herausgegeben von A. Flitner (61985).
H. Künkel: Das Labyrinth der Welt. Der Roman des C. (31957);
H. Geissler: C. u. die Sprache (1959);
K. Schaller: C. (1973);
M. Blekastad: C. Versuch eines Umrisses v. Leben, Werk u. Schicksal des Jan A. Komensky (Oslo 1969);
J. Schurr: C. Eine Einf. in die Consultatio catholica (1981);
V.-J. Dieterich: J.—A. C. (8.-9. Tsd. 1995).
Universal-Lexikon. 2012.