Akademik

Bulgakow
Bulgạkow,
 
1) Michail Afanasjewitsch, russischer Schriftsteller, * Kiew 15. 5. 1891, ✝ Moskau 10. 3. 1940; zunächst Arzt, behandelt - auf der Suche nach Gerechtigkeit - das Verhältnis von Humanität und Macht. Er verwendet in seinem Werk Elemente des Fantastischen, der Satire und der Groteske. Wegen seiner objektiven Darstellung der Bürgerkriegszeit sowie seiner grotesken Satiren auf die sowjetische Wirklichkeit durfte Bulgakow (1953 rehabilitiert) zu Lebzeiten den größten Teil seiner Werke nicht veröffentlichen; seine weltliterarische Bedeutung wurde erst seit den 60er-Jahren wahrgenommen. Der überwiegende Teil des Werkes ist erst seit Ende der 80er-Jahre vollständig zugänglich. Hauptwerke sind »Belaja gvardija« (entstanden 1923-24, veröffentlicht 1925, vollständig 1966; deutsch »Die weiße Garde«, danach Drama »Dni Turbinych«, 1926, deutsch »Die Tage der Turbins«, auch unter dem Titel »Die Tage der Geschwister Turbin«), ein Roman über die Kriegserlebnisse während der Revolutionszeit, und der philosophische Roman »Master i Margarita« (entstanden 1928-40, erste, gekürzte Veröffentlichung 1966-67; deutsch »Der Meister und Margarita«), in dem Bulgakow den biblischen Mythos um Christus und die literarische Tradition des Fauststoffes aufgreift und ein satirisch-fantastisches Gleichnis der 20er-Jahre in Moskau entwirft.
 
Weitere Werke: Erzählungen: Zapiski na manžetach (1923; deutsch Aufzeichnungen auf Manschetten); D'javoliada (1925; deutsch Teufeliaden); Pochoždenija Čičikova (1925); Sobač'e serdce (1925; deutsch Hundeherz; dramatisiert 1987).
 
Romane: Žizn' gospodina de Mol'era (1933; deutsch Das Leben des Herrn de Molière); Teatral'nyj roman (entstanden 1936/37, erschienen 1965; deutsch Theaterroman, auch unter dem Titel Aufzeichnungen eines Toten).
 
Dramen: Beg (entstanden 1926-28, Uraufführung 1957; deutsch Die Flucht); Poslednije dni (1935; deutsch Die letzten Tage).
 
Ausgaben: Sobranie sočinenij, auf 10 Bände berechnet (1982 ff.).
 
Die Treppe ins Paradies. Erzählungen, Feuilletons, Tagebücher, Briefe, herausgegeben von R. Schröder (1991); Gesammelte Werke, herausgegeben von R. Schröder, 13 Bände (1-3(1993-96).
 
Literatur:
 
E. Proffer: An international bibliography of works by and about M. B. (Ann Arbor, Mich., 1976);
 E. Proffer: B. Life and work (ebd. 1984);
 A. C. Wright: M. B. Life and interpretations (Toronto 1978);
 
Manuskripte brennen nicht. Eine Biogr. in Briefen u. Tagebüchern, hg. v. J. Curtis (a. d. Russ., 1991);
 J. Bulgakowa: Margarita u. der Meister. Tagebücher, Erinnerungen (a. d. Russ., 1993).
 
 2) Sergej Nikolajewitsch, russischer Religionsphilosoph und Theologe, * Liwny (Gouvernement Orel) 16. 6. 1871, ✝ Paris 12. 7. 1944; 1901-06 Professor für Nationalökonomie in Kiew, seit 1906 in Moskau. Zunächst Marxist, wandte sich Bulgakow unter dem Einfluss von W. S. Solowjow vom Marxismus ab und wurde 1918 orthodoxer Priester. 1922 wegen »feindseliger Haltung zum sozialistischen Staat« aus Russland ausgewiesen, ging Bulgakow nach Paris, wo er 1925-39 Professor am Orthodoxen Theologischen Institut zum heiligen Sergius war. Hier entwickelte er in zahlreichen Arbeiten wesentliche Beiträge zur orthodoxen Theologie, darunter seine umstrittene, vom Moskauer Patriarchat 1935 als häretisch verurteilte Lehre von der Sophia. Das Zentrum der theologischen Kontroverse bildete der Vorwurf, Bulgakows Beschreibung der »Weisheit Gottes« (Sophia) als »Allseele«, in der von Ewigkeit her die Einheit Gottes und der Schöpfung angelegt ist, sei ihre Hypostasierung zu einer vierten Person in Gott.
 
Literatur:
 
Bibliogr. des œuvres de S. B., hg. v. K. Naumov (Paris 1984);
 K. Onasch: Die alternative Orthodoxie (1993).

Universal-Lexikon. 2012.