Azo|ren <Pl.>:
Inselgruppe im Atlantischen Ozean.
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Azoren,
portugiesisch Açores [a'sorɪʃ], Inselgruppe im Atlantischen Ozean, etwa 1 400 km westlich von Festlandportugal, bildet eine autonome Region Portugals, 2 247 km2 Landfläche, 236 700 Einwohner; Hauptstadt ist Ponta Delgada.
Die Azoren sind durch untermeerischen Vulkanismus entstanden, der bis heute tätig ist (letzter Vulkanausbruch 1957/58 auf Faial). Die neun größeren Inseln ordnen sich auf der mittelatlantischen Schwelle in drei Gruppen an: im Osten die Hauptinsel São Miguel und Santa Maria mit den Formigas-Inseln, in der Mitte Terceira (starkes Erdbeben 1980), Graciosa, São Jorge, Pico und Faial, im Nordwesten Flores und Corvo. Höchster der vielen Vulkane und höchster Berg des portugiesischen Staatsgebiets ist der Pico Alto auf Pico (2 351 m über dem Meeresspiegel). Das Klima ist ozeanisch mild und feucht; im Winter herrschen stürmische Winde. Die reichen Niederschläge (Horta jährlich 1 028 mm) fallen das ganze Jahr über, v. a. im Winterhalbjahr. Sie bewirken eine üppige Vegetation. Seit dem 15. Jahrhundert wurden die Wälder gerodet; der größte Teil der Flächen besteht heute aus Wiesen und Weiden.
Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist nach wie vor in der Landwirtschaft beschäftigt; Fischerei, Fremdenverkehr und Industrie sind kaum entwickelt. Die Bodennutzung weist eine markante Höhengliederung auf. Dauersiedlungen und intensiver Anbau (Mais, Weizen, Reben, Obst) erstrecken sich bis etwa 300 m über dem Meeresspiegel, Rinderweiden sowie Flachs- und Teeanbau bis etwa 650 m, darüber extensive Weiden. Hauptwirtschaftszweig ist Rinderhaltung mit Milchwirtschaft. An das portugiesische Festland werden v. a. Molkereiprodukte und Schlachtrinder geliefert, ferner Ananas, Wein und Feigen; Tabak wird für den einheimischen Bedarf angebaut. Blumenzwiebeln werden v. a. in die Niederlande exportiert. Die Rückständigkeit der Wirtschaftsstruktur und die recht dichte Besiedlung bewirkten seit jeher eine starke Auswanderung, besonders nach Nordamerika (wohin daher eine starke Bindung besteht). 1970-91 nahm die Bevölkerung um 18 % ab.
Die Einwohner, Abkömmlinge von Einwanderern aus Flandern und Madeira, Spanien und Portugal, gehören überwiegend zur katholischen Kirche. Die größten Orte sind Ponta Delgada (21 200 Einwohner) auf São Miguel, Horta (4 900 Einwohner) auf Faial und Angra do Heroísmo (11 700 Einwohner) auf Terceira. Die Regionsregierung bemüht sich um die Ansiedlung von Industriebetrieben und richtete Industrieparks auf São Miguel und Terceira ein. Der Fremdenverkehr ist trotz der guten Voraussetzungen (reizvolle Gebirgslandschaft mit Kraterseen, üppige Vegetation, Sandstrände u. a.) wenig entwickelt; (1991) 126 000 Besucher (einschließlich Festlandportugiesen). Die geothermische Energie, auf den Azoren relativ leicht zugänglich, wird durch ein Kraftwerk genutzt. Ein großer amerikanischer Stützpunkt und Militärflughafen befindet sich in Lajes da Terceira (dient auch ziviler Luftfahrt); ein französischer Stützpunkt auf Flores. Internationaler Flughafen auf Santa Maria (mit Freihandelszone); Flugplätze auf São Miguel, Faial und Flores.
Die Azoren wurden schon von den Karthagern aufgesucht (Münzfund auf Corvo) und waren wohl Normannen und Arabern bekannt. Im 14. Jahrhundert finden sie sich erstmals auf italienischen und katalanischen Weltkarten verzeichnet. 1427 von den Portugiesen wieder entdeckt, wurden sie von diesen seit 1432 besiedelt, 1580-1640 standen die Azoren, wie Portugal selbst, unter spanischer Herrschaft. V. a. in dieser Zeit waren sie für die Handelsschiffe wichtige Zwischenstation auf dem Weg nach Amerika und erlebten einen Wirtschaftsaufschwung, der nach 1640, nun wieder unter portugiesische Herrschaft, stark zurückging. - Die strategisch wichtige Lage der Azoren veranlasste die USA, trotz der portugiesischen Neutralität im Ersten und Zweiten Weltkrieg, militärische Stützpunkte auf den Azoren einzurichten. - 1980 erhielten die Inseln ein Autonomiestatut.
D. Peres: História dos descobrimentos portugueses (Lissabon 1959);
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Azo|ren <Pl.>: Inselgruppe im Atlantischen Ozean.
Universal-Lexikon. 2012.