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Meißen
Mei|ßen:
Stadt an der Elbe.

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I
Meißen,
 
1) Große Kreisstadt des Landkreises Meißen-Radebeul, Sachsen, 105 m über dem Meeresspiegel, beiderseits der Elbe, 31 100 Einwohner; Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung; Staatliche Porzellan-Manufaktur (Meißner Porzellan; mit Schauhalle), für die die nahe gelegenen Kaolinvorkommen (im Gebiet Jahna - Löthain) genutzt werden; Herstellung von keramischen Platten, Farben und Kfz-Zubehör, Maschinenbau, Kabelwerk, elektrotechnische, Metallwaren-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie; Weinkellerei (Weinbau am Spaargebirge).
 
Stadtbild:
 
Auf dem Burgberg liegen Dom und Albrechtsburg: Der Dom (in gotischen Formen um 1260 auf Vorgängerbau einer viertürmigen romanischen Basilika begonnen) ist eine dreischiffige Hallenkirche mit Fürstenkapelle (nach 1423), Georgskapelle (um 1530, Grablege der Wettiner), Skulpturen der Naumburger Werkstatt (um 1260-80), Resten von Glasmalereien (um 1270), Hauptaltar vom Anfang des 16. Jahrhunderts, Tryptychon von L. Cranach dem Älteren (1534) und zahlreiche Grabdenkmälern. Die Albrechtsburg, 1471 von Arnold von Westfalen begonnen, dreigeschossig mit unregelmäßigem Grundriss, kleinem und großem Treppenturm, zeigt den Übergang vom Burg- zum Schlossbau; in der Burg wertvolle Sammlung mittelalterlicher Skulpturen. Weitere Bauten auf dem Burgberg sind das ehemalige Bischofsschloss (Ende 15./Anfang 16. Jahrhundert) und die Domherrenhöfe. Die Kirche des ehemaligen Augustinerchorherrenstifts Sankt Afra ist eine im Wesentlichen gotische Basilika (13.-15. Jahrhundert auf Vorgängerbau); Reste der mittelalterlichen Stiftsgebäude sind erhalten. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden zwei spätgotische Hallenkirchen: Frauenkirche und Franziskanerkirche (jetzt Stadtmuseum) und das spätgotische Rathaus (um 1472). Bemerkenswert auch die stattlichen Bürgerhäuser aus Spätgotik, Renaissance und Barock. 1929 wurden u. a. das Empfangsgebäude des Bahnhofs (von W. Kreis) und die auf vier Pfeilern ruhende Straßenbrücke über die Elbe errichtet sowie eine Neugestaltung der Uferzonen vorgenommen (1960 Aufstellung des Kändlerbrunnens). Im Stadtpark die romanische Nikolaikirche, 1923-28 als Gedenkstätte für die Opfer des Ersten Weltkrieges eingerichtet.
 
Geschichte:
 
Unterhalb der 929 von König Heinrich I. als Stützpunkt deutscher Herrschaft im Mittelelbegebiet angelegten (späteren) Reichsburg Misni, Sitz der Markgrafen (seit 1046; Markgrafschaft Meißen seit 968/982), der Bischöfe und seit 1068 der Burggrafen von Meißen, entwickelte sich eine Marktsiedlung, die Ende des 12. Jahrhunderts Stadtrechte erhielt (seit 1332 sicher bezeugt) und befestigt wurde; 1089/1125 kam sie mit der Markgrafschaft Meißen an die Wettiner (1485 Albertiner). 1539 wurde die Reformation eingeführt, die drei in Meißen bestehenden Klöster wurden aufgelöst: 1539 wurde im Franziskanerkloster die Stadtschule und 1543 im Kloster Sankt Afra die Landes-, später Fürstenschule eingerichtet, in deren Tradition das heutige »Sächsische Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen« steht (Landesschulen). Die durch die Tuchmacherei bestimmte wirtschaftliche Entwicklung stagnierte seit dem Dreißigjährigen Krieg. Neue Impulse brachte 1710 die Anlage der Porzellanmanufaktur (Meißner Porzellan).
 
 
Literatur:
 
H.-J. Mrusek: M. (31991);
 H. Magirius: Der Dom zu M., Fotos v. C. u. K. G. Beyer (1993).
 
 2) Landkreis im Regierungsbezirk Dresden, Sachsen, 632 km2, 153 900 Einwohner; im Südosten bis an die Stadtgrenze von Dresden reichend, liegt der Landkreis im lössbedeckten Mittelsächsischen Hügelland und wird zentral von Südosten nach Nordwesten von der Elbe durchflossen, die die fruchtbare Lommatzscher Pflege von der ebenfalls ackerbaulich genutzten Großenhainer Pflege der Moritzburger Teichlandschaft (Fischteiche) im Nordosten trennt. Bis Meißen reicht die klimatisch begünstigte Dresdner Elbtalweitung mit Obst-, Spargel- und Weinbau (eines der nördlichsten Gebiete Europas). Die Kreisstadt Meißen ist Anziehungspunkt des Fremdenverkehrs, ebenso das Jagdschloss in Moritzburg, das Kloster und der Klosterpark Altzella bei Nossen und das Karl-May-Museum in Radebeul. Hauptstandorte der Industrie (Baustoffindustrie, Maschinenbau, elektrotechnisch-elektronische Industrie, Bau-, feinkeramisches und Porzellangewerbe sowie Nahrungs- und Genussmittelindustrie) sind die Städte Meißen, Radebeul, Coswig und Lommatzsch. Weitere Städte sind Nossen, Radeburg und Wilsdruff. - Der Landkreis wurde am 1. 1. 1996 aus dem bisherigen Landkreis Meißen und dem westlichen Teil (10 Gemeinden) des aufgelösten Landkreises Dresden-Land (bis 1992 Dresden) gebildet. Der Landkreis Meißen nannte sich bis zum 1. 3. 1997 Meißen-Radebeul.
 
 3) Katholisches Bistum in Mitteldeutschland; wurde 968 auf Veranlassung Ottos I., des Großen, (zusammen mit den Bistümern Merseburg und Zeitz) errichtet und der Kirchenprovinz Magdeburg eingegliedert; umfasste die slawisch besiedelten Gebiete westlich der Oder bis zur Mulde. Unter den ersten Bischöfen ragen als Missionare unter der slawischen Bevölkerung besonders Eido (992-1015) und Benno hervor. Nach Auseinandersetzungen mit Magdeburg wurde Meißen 1399 exemt, im Gefolge der Reformation 1581 aber aufgehoben. Die geistliche Leitungsvollmacht für die katholisch gebliebene Bevölkerung in der Lausitz (v. a. Sorben) ging an die »Apostolische Administratur des Bistums Meißen in den Lausitzen« über. Die katholischen Christen in Kursachsen unterstanden ab 1708 der geistlichen Leitung eines Missionspräfekten, ab 1743 einem Apostolischen Vikar mit Sitz in Dresden. 1921 wurde Meißen als exemtes Bistum mit Bischofssitz in Bautzen wieder errichtet. 1979 erfolgte die Verlegung des Bischofssitzes nach Dresden und die Umbenennung des Bistums in Dresden-Meißen. Seit 1994 gehört Meißen, das heute den größten Teil Sachsens und Teile Ostthüringens umfasst, als Suffraganbistum zur Kirchenprovinz Berlin. Bischof ist seit 1988 Joachim Reinelt (* 1936). (katholische Kirche, Übersicht)
 
 4) Markgrafschaft (Mark) in Mitteldeutschland, 1046 unter dem Namen Meißen bezeugt, geht auf eine deutsche Markgrafschaft zurück, als deren erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang, unterstand Markgrafen aus den Häusern der Ekkehardiner (985-1046), Weimar-Orlamünde (1046-67), der Brunonen (1067-88) und seit 1089/1125 (Heinrich I. beziehungsweise Konrad I., der Große) der Wettiner, die ihren Sitz jeweils auf der Reichsburg Meißen nahmen. - Die Mark Meißen blieb das Kernland des wettinischen Staates. Das Oberhaupt der Wettiner führt bis heute den Titel »Markgraf zu Meißen«. - Nachdem die Mark Meißen unter den Markgrafen Ekkehard I. (985-1002) und Heinrich III., dem Erlauchten (1221-88), Hochzeiten der Machtentfaltung, am Ende des 12. Jahrhunderts und um 1300 Existenzkrisen erlebte (Schlacht bei Lucka, 1307), wurde nach Übertragung der sächsischen Kurwürde auf die Wettiner (Kurfürst Friedrich I., 1423/25) der Name Meißen für das Territorium von der Bezeichnung (Ober-)Sachsen abgelöst. (Sachsen, Geschichte)
 
Literatur:
 
E. Riehme: Markgraf, Burggraf u. Hochstift M. (Diss. Leipzig 1907);
 H. Pannach: Das Amt M. vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16. Jh. (Berlin-Ost 1960).
 
 5) Burggrafschaft, um die seit dem 11. Jahrhundert als Reichsburg bezeugte Burg Meißen (ab 1068 Sitz der Burggrafen) entstanden; unterstand dem königlichen Burggrafen, der in einem großen Bezirk auch richterliches Befugnis hatte. Das Amt erlangte nach 1175 das mitteldeutsche Geschlecht der »Meinheringer« (nach dem 1171 bezeugten Meinher von Werben, ✝ 1214, ab 1199 nur noch »Burggrafen von Meißen« genannt). Es wurde im 13. Jahrhundert unter ihnen erblich; ein geschlossener Herrschaftsraum konnte von ihnen aber nicht gebildet werden. Nach langem Streit musste das Geschlecht die Burggrafschaft von den Markgrafen zu Meißen zu Lehen nehmen; 1426 starb es aus. Danach fiel die Burggrafschaft 1439 an die Wettiner.
 
II
Meißen,
 
Heinrich von, mittelhochdeutscher Dichter, Frauenlob.
 

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Mei|ßen: Stadt an der Elbe.

Universal-Lexikon. 2012.