Archäometrie
die, -, Sammelbezeichnung für die Gesamtheit der naturwissenschaftlichen Methoden und Verfahren, die in der Archäologie, in der Vorgeschichtsforschung und Völkerkunde sowie in der Kunst- und Kulturgeschichte zur Auffindung, Untersuchung und Bestimmung (v. a. zur genauen Datierung) von Objekten aus diesen Fachbereichen (z. B. von Artefakten) und den für sie verwendeten Materialien (einschließlich Aussagen über Herkunft, Verwendung, Gewinnungs- und Herstellungstechniken), im weiteren Sinn auch zur Echtheitsbestimmung und Konservierung von Kunstwerken herangezogen werden.
Die Lokalisierung von Fundstätten, früheren Siedlungen u. a. erfolgt heute in großem Maßstab und mithilfe von Luftbildaufnahmen (Luftbildarchäologie), in bestimmten Fällen auch mithilfe der Unterwasserfotografie. Bodenleitfähigkeitsmessungen, Messungen von Anomalien des erdmagnetischen Feldes, neuentwickelte Verfahren der Miniseismik, bei denen die Reflexion beziehungsweise Absorption von hochfrequenten Schallsignalen von Sonaren gemessen wird (seismische Feldmessungen), sowie elektromagnetische Methoden (für metallhaltige Objekte) ermöglichen eine präzise Lokalisierung auch von kleineren Objekten und ersparen weitgehend zeit- und kostenaufwendige Probegrabungen.
Methoden der naturwissenschaftlichen Analytik wurden bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur Charakterisierung und Untersuchung archäologischer Funde (Metallobjekte, Urneninhalte, Aschen, Schlacken, Gläser u. a.) herangezogen, wobei chemische Feldmethoden in Form einfacher, mit geringem Aufwand direkt im Gelände durchgeführter chemischer Analysen (z. B. Phosphatbestimmungen) auch zur Lokalisierung dienten. Die Untersuchung auch wertvoller Museumsobjekte nahm parallel zur Entwicklung physikalisch-chemischer Analysenmethoden zu, die nur geringe Substanzmengen erfordern oder sogar zerstörungsfrei arbeiten. Hierher gehört v. a. die Spektralanalyse, bei der die zu untersuchende Substanzprobe bei hoher Temperatur (z. B. im Lichtbogen) verdampft und die in ihr enthaltenen Elemente zur Aussendung ihres elementspezifischen Spektrallichts (Spektrums) angeregt werden. Art und Intensität der Spektren ermöglichen qualitative und quantitative Aussagen von hoher Genauigkeit.
Einen großen Bereich der Archäometrie nimmt die physikalische Altersbestimmung der vorliegenden Objekte ein.
Die Identifikation und Zuordnung von Artefakten erfolgt mithilfe der optischen Mikroskopie und der Elektronenmikroskopie, der Spektrometrie, Röntgenfeinstrukturuntersuchung und Radiographie, mithilfe der chemischen Analytik und der Aktivierungsanalyse (v. a. durch Neutronenaktivierung), durch Messungen von Dichte, Härte u. a. sowie durch Untersuchungen des thermischen Verhaltens.
Eine Klassifikation, Statistik und Dokumentation ermöglicht heute die elektronische Datenverarbeitung, mit deren Hilfe u. a. die Erkennung und Erfassung anderweitig oft nicht evidenter Fund- und Stratigraphiezusammenhänge erreicht wird.
J. Riederer: Kunstwerke chemisch betrachtet: Materialien, Analysen, Altersbestimmungen (1981);
R. C. A. Rottländer: Einf. in die naturwiss. Methoden in der Archäologie (1983);
H. Mommsen: Neuere naturwiss. Methoden u. Erfolge in der Archäologie (1986);
Zeitschrift: Archaeometry (Cambridge 1958 ff.).
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Ar|chä|o|me|trie, die; -: Gesamtheit der naturwissenschaftlichen Methoden u. Verfahren, die in der Archäologie zur Auffindung, Untersuchung u. Bestimmung von Objekten angewandt werden.
Universal-Lexikon. 2012.