Fẹchner,
1) Eberhard, Film- und Fernsehregisseur, * Liegnitz 21. 10. 1926, ✝ Hamburg 7. 8. 1992; seit 1947 Schauspieler, ab 1955 auch beim Fernsehen, ab 1960 Regisseur (seit 1966 fürs Fernsehen); rekonstruierte dokumentarisch Lebensgeschichten von Alltagsmenschen in Entscheidungssituationen (»Nachrede auf Klara Heydebreck«, 1969; »Unter Denkmalschutz«, 1975; »Der Prozeß«, 1984, Dokumentation des »Majdanek«-Verfahrens), auch nach literarischen Vorlagen (»Tadellöser & Wolff«, 1975 und »Ein Kapitel für sich«, 1979, nach W. Kempowski).
Weitere Filme: La Paloma (1988); Wolfskinder (1991).
2) Gustav Theodor, Physiker, Psychologe und Philosoph, * Groß Särchen (heute zu Knappensee; bei Hoyerswerda) 19. 4. 1801, ✝ Leipzig 18. 11. 1887; 1834-39 Professor für Physik, ab 1843 für Naturphilosophie und Anthropologie in Leipzig. Fechner führte wichtige Untersuchungen zur Gültigkeit des ohmschen Gesetzes in galvanischen Elementen und zu optischen Problemen (besonders zur Farbenlehre) durch. Nach der durch ein Augenleiden bedingten Aufgabe seines Physiklehrstuhls (1839) galt sein Interesse zunehmend der Philosophie, der Psychophysik und der psychologischen Ästhetik. Die Welt betrachtete er als beseelt (»Tagesansicht« im Gegensatz zur »Nachtansicht« des physikalisch-mathematischen Weltbildes), das Stoffliche nur als Außenseite des Daseins. Seinen Bemühungen, für psychische Phänomene ein physikalisches Maß zu finden, entspringt die Erweiterung des von E. H. Weber aufgestellten Gesetzes zum fechnerschen Gesetz (1860). Diese und spätere Untersuchungen machten ihn zu einem Begründer der experimentellen Psychologie. - Fechner publizierte unter dem Pseudonym Dr. Mises auch satirische Schriften.
Werke: Das Büchlein vom Leben nach dem Tod (1836); Nanna oder Über das Seelenleben der Pflanzen (1848); Zend-Avesta oder Über die Dinge des Himmels und des Jenseits, 3 Bände (1851); Elemente der Psychophysik, 2 Bände (1860); Vorschule der Ästhetik, 2 Bände (1876); Die Tagesansicht gegenüber der Nachtansicht (1879).
H.-J. Arendt: G. T. F. u. sein Hauslex. 1834 bis 1838. Ein Beitr. zur F.-Biogr. u. zur Gesch. der enzyklopäd. Lit. in Dtl. (1994);
I. Altmann: Bibliogr. G. T. F. (1995).
3) Max, Politiker, * Rixdorf (heute zu Berlin) 27. 7. 1892, ✝ Berlin (Ost) 13. 9. 1973; Werkzeugmacher, schloss sich 1912 der SPD, 1917 der USPD, 1922 wieder der SPD an; 1924-33 war er Mitglied des Landtags von Preußen; 1933-34 und 1944-45 inhaftiert. Als Vorsitzender des Zentralausschusses der SPD in der SBZ (1945-46) befürwortete er den Zusammenschluss seiner Partei mit der KPD zur SED (April 1946). Er war 1946-53 Mitglied des Parteivorstandes beziehungsweise des ZK der SED, 1949-53 Justizminister der DDR (Ausbildung von »Volksrichtern«). Im Zusammenhang mit dem Aufstand des 17. 6. 1953 setzte er sich für eine bedingte Anerkennung des Streikrechtes in der DDR ein und wurde im Juli wegen »staatsfeindlicher Tätigkeit« seiner Ämter enthoben, aus der SED ausgeschlossen und zu einer Haftstrafe verurteilt; 1956 aus dem Gefängnis entlassen und 1958 wieder in die SED aufgenommen.
Universal-Lexikon. 2012.