Glorious Revolution
Unter der Herrschaft Jakobs II. (1685-88) brach in England der Konflikt zwischen Krone und Parlament, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zur Puritanischen Revolution geführt hatte, erneut aus. Jakob war Katholik und betrieb bei der Besetzung der Ämter in Verwaltung und Armee eine entschiedene Rekatholisierungspolitik. Insbesondere mit der Anglikanischen Kirche musste Jakob in Konflikt geraten. Der König war seit Heinrich VIII. Oberhaupt der Kirche, sie war zu einer wesentlichen Stütze der Krone geworden. Die Situation verschärfte sich dadurch, dass Karl II., der Bruder und Vorgänger Jakobs, wichtige städtische und regionale Ämter in den Händen von Kirchenvertretern konzentriert hatte.
Als sich die Kirche Anordnungen Jakobs widersetzte und das Parlament nach der Geburt des Thronfolgers (1687) die protestantische Monarchie in Gefahr sah, forderten Whigs und Tories den Schwiegersohn Jakobs, Wilhelm von Oranien, auf, die Herrschaft in England anzutreten. Wilhelm leistete dieser Einladung bereitwillig Folge, da er England in eine Koalition gegen Frankreich einbinden wollte. Als Wilhelm am 15. November 1688 mit einer starken Flotte in England landete, löste sich das Heer Jakobs auf; der König floh zu Ludwig XIV., der erst drei Jahre zuvor das Edikt von Nantes, den Schutzbrief der französischen Protestanten, aufgehoben hatte. Die verfassungsrechtliche Situation war verworren. Jakob II. hatte nicht abgedankt. Das Parlament war aufgelöst, es hätte nur durch einen König zusammengerufen werden können. Ein aus dem Oberhaus und ehemaligen Parlamentsangehörigen bestehender Konvent bildete ein neues Parlament, das die Fragen der Nachfolge in Verhandlungen mit Wilhelm und seiner Frau Maria, der ältesten Tochter Jakobs, regelte. Wilhelm III. bestieg am 13. Februar 1689 den Thron.
Die später so bezeichnete Glorious Revolution erscheint als unblutiger Staatsstreich, als Dynastienwechsel. Die Declaration of Rights vom Januar 1689, später als Bill of Rights bestätigt, legte konstitutionelle Beschränkungen des Königtums fest: Ohne die Zustimmung des Parlaments sollte es keine Gesetzgebung, keine Besteuerung, kein stehendes Heer in Friedenszeiten in England mehr geben. Außerdem wurde die Freiheit der Parlamentsabgeordneten vereinbart. Faktisch wurde die Souveränität auf das Parlament verschoben und die Vorstellungen von der Prärogative des Königs beendet.
Der Staatstheoretiker John Locke (1632-1704) beschrieb in seinen »Two Treatises of Government« (1690) die neue Lage nach der Glorious Revolution: Krone und Parlament übten treuhänderisch die Macht zugunsten des Volkes aus, das über das Recht zum Widerstand verfügte. Der Königstitel in England beruhte von nun an auf vertragsrechtlichen Regelungen. Die konstitutionelle Entwicklung in Europa im 18. und 19. Jahrhundert war vorgezeichnet.
Universal-Lexikon. 2012.