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Hussitenkriege
Hussitenkriege,
 
Kriege in Böhmen im 15. Jahrhundert:
 
 1) Bezeichnung für die Kämpfe zwischen Hussiten und Truppen des Heiligen Römischen Reichs (1419/20 bis 1433/34). Die nach der Hinrichtung von J. Hus (1415) in Böhmen um sich greifende Protestbewegung seiner Anhänger gegen König Siegmund, dem sie - als für die Hinrichtung verantwortlich gesehen - die Anerkennung als König von Böhmen verweigerten, führte am 30. 7. 1419 (erster Prager Fenstersturz) zu einem Aufstand in Prag; die Bewegung der Hussiten radikalisierte sich, v. a. nachdem am 17. 3. 1420 in den Breslauer Kirchen die Kreuzzugsbulle Papst Martins V. (vom 1. 3.) gegen sie verkündigt worden war. Unter der Führung von Jan Žižka z Trocnova (* Trocnov [bei Budweis] um 1370, ✝ 11. 10. 1424) siegte das hussitische Heer der Taboriten über die Reichstruppen (u. a. Vitkov bei Prag 1420, Deutsch Brod 1422, Kuttenberg 1422). König Siegmund (Krönung in Prag am 28. 7. 1420) wurde für abgesetzt erklärt (7. 7. 1421). Nach dem Tod Žižkas unter den Heerführern Prokop der Ältere und Prokop der Jüngere - auch aufgrund ihrer Kriegstechnik (v. a. Einsatz von Wagenburgen) - weiterhin unbesiegt (u. a. Malešov 1424, Aussig 1426, Tachau 1427), unternahmen die Hussiten seit 1427/28 Angst und Schrecken verbreitende Ausfälle nach Schlesien, Österreich, Franken, Sachsen (u. a. bis Naumburg) und Brandenburg, bis nach Danzig. Angesichts der Unmöglichkeit ihrer militärischen Niederwerfung im 1431 beschlossenen Reichskrieg (Sieg bei Taus, 14. 8. 1431) suchten Kaiser Siegmund (seit 1433) und das Reich eine diplomatische Lösung: Auf dem Basler Konzil wurden in den Prager Kompaktaten (30. 11. 1433 - auf der Grundlage der »vier Prager Artikel« von 1420 - den Utraquisten (Gemäßigte) weit reichende Zugeständnisse gemacht. Die weiterhin kämpfenden Taboriten unterlagen am 30. 5. 1434 bei Lipan einem vereinten Heer von Utraquisten und kaiserlich-katholischen Truppen. Der folgende Vergleich von Iglau (Iglauer Kompaktaten, 5. 7. 1436) beendete die Hussitenkriege endgültig.
 
Literatur:
 
F. Seibt: Hussiten-Studien (21991).
 
 2) 2. Hussitenkrieg, Bezeichnung für den 1468-71 geführten Krieg um die Wenzelskrone zwischen dem seit 1466 als Ketzer gebannten Böhmenkönig Georg von Podiebrad und Kunštát, dem ungarischen König Matthias I. Corvinus und Kaiser Friedrich III., den Georg zugunsten König Wladislaws aus der Dynastie der Jagellonen entscheiden konnte (1471).

Universal-Lexikon. 2012.