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Kemal Atatürk
Kemạl Atatụ̈rk,
 
Mustafa, bis 1934 Mustafa Kemạl Pạscha, türkischer Politiker, * Saloniki 12. 3. 1881, ✝ Istanbul 10. 11. 1938; nahm als Anhänger Enver Paschas an der jungtürkischen Revolution von 1908/09 teil. Im Ersten Weltkrieg übernahm er Aufgaben als Armeeführer, v. a. bei den Dardanellen (erfolgreiche Abwehr eines britisch-französischen Angriffs, 1915), im Kaukasus und in Palästina.
 
Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches trat Kemal Atatürk 1919 an die Spitze der nationalrepublikanischen Bewegung, brach mit der Regierung des Sultans von Istanbul und organisierte in Anatolien den Widerstand gegen die Besetzung türkischer Kerngebiete durch alliierte (französische, italienische, v. a. griechische) Truppen; 1920 wurde er zum Vorsitzenden der Großen Nationalversammlung (in Ankara) gewählt und mit der Wahrnehmung der vollziehenden Gewalt betraut. Unter seinem Oberbefehl gelang es nationalrepublikanischen Truppen, 1920-22 den griechischen Vormarsch in Kleinasien zu stoppen und die Griechen aus diesem Raum zu drängen (griechisch-türkischer Krieg). Im Zuge seiner Erneuerungspolitik beseitigte Kemal Atatürk das Sultanat (1. 11. 1922), rief die Republik aus (29. 10. 1923) und schaffte das Kalifat ab (3. 3. 1924). Noch am 29. 10. 1923 war er selbst zum Präsidenten der Republik gewählt worden (wieder gewählt 1927, 1931 und 1935). Gestützt auf die Republikanische Volkspartei (seit 11. 9. 1923 deren Vorsitzender) und mit (von der Opposition kritisierten) weitgehenden Vollmachten ausgestattet, wurde er durch tief greifende Reformen (u. a. Trennung von Staat und Kirche, Gleichstellung der Frau, Europäisierung von Bildung, Schrift und Kleidung) sowie seine Ablehnung des Panislamismus zum »Schöpfer« der modernen Türkei (seit 1934 Ehrenname Atatürk, türkisch »Vater der Türken«). - Seine Ideen, der Kemalismus, blieben trotz Einschränkungen die ideelle Basis des türkischen Staates.
 
Ausgaben: Die neue Türkei, 2 Bände (1928); Aus Reden und Gesprächen, herausgegeben von A. Akil (1981).
 
Literatur:
 
J. P. Kinross: Atatürk (London 1964);
 B. Rill: K. A. (1985).

Universal-Lexikon. 2012.