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Pavese
Pavese,
 
Cesare, italienischer Schriftsteller, * Santo Stefano Belbo (Provinz Cuneo) 9. 9. 1908, ✝ (Selbstmord) Turin 27. 8. 1950; lebte meist in Turin, wo er nach dem Studium als Kritiker, Herausgeber einer Zeitschrift und als Verlagslektor tätig war, wurde 1935-36 als Antifaschist nach Kalabrien verbannt; 1945 wurde er Mitglied der KP. Seine grundsätzlich eher apolitische Orientierung belegen erst im August 1990 veröffentlichte Aufzeichnungen von 1942 bis 1944. Nach ersten lyrischen, besonders von G. Gozzano beeinflussten Versuchen machte Pavese sich rasch als Übersetzer von S. Lewis, H. Melville, S. Anderson, J. Joyce, J. Dos Passos, J. Steinbeck, Gertrude Stein u. a. einen Namen. Ebenso wie seine wissenschaftliche Beschäftigung mit W. Whitman (»Interpretazione di Walt Whitman poeta«, Dissertation 1930) wirkte sich auch die Übersetzertätigkeit unmittelbar auf seinen literarischen Stil aus, den er dazu mit Entlehnungen aus Syntax und Wortschatz seines Heimatdialektes bereicherte. Paveses (kurze) Romane und Erzählungen, die meist in seiner piemontesischen Heimat spielen, behandeln bevorzugt das Versagen zwischenmenschlicher Beziehungen und - existenzialistisch - die unaufhebbare Einsamkeit des Einzelnen. Dabei greift er auf der Suche nach einer höheren, zeichenhaften Objektivität auf den Mythos als vorrationale Erkenntnisform zurück, um der atomistischen Auflösung von Wirklichkeit entgegenzuwirken. Sein tiefer Pessimismus zeigt sich auch in seinem Tagebuch »Il mestiere di vivere« (herausgegeben 1952; deutsch »Das Handwerk des Lebens«).
 
Weitere Werke: Lyrik: Lavorare stanca (1936); Verrà la morte e avrà i tuoi occhi (herausgegeben 1951).
 
Romane: Paesi tuoi (1941; deutsch Unter Bauern); La spiaggia (1942; deutsch Am Strand); Il compagno (1947; deutsch Der Genosse); Prima che il gallo canti (1949; deutsch Da er noch redete, krähte der Hahn; vereint zwei Kurzromane: Il carcere, deutsch Die Verbannung, und La casa in collina, deutsch Das Haus auf der Höhe); Trilogie: La bella estate Teil 1: La bella estate (1949; deutsch Der schöne Sommer), Teil 2: Il diavolo sulle colline (1949; deutsch Der Teufel auf den Hügeln), Teil 3: Tra donne sole (1949; deutsch Die einsamen Frauen); La luna e i falò (1950; deutsch Junger Mond).
 
Dialoge: Dialoghi con Leucò (1947; deutsch Gespräche mit Leuko).
 
Essays: La letteratura americana e altri saggi (1951; deutsche Auswahl unter dem Titel Schriften zur Literatur).
 
Ausgaben: Opere, 16 Bände (41982).
 
Sämtliche Erzählungen, übersetzt von C. Birnbaum (Neuausgabe 1977); Die Turiner Romane, übersetzt und herausgegeben von demselben u. a. (1984); Sämtliche Gedichte, übersetzt von D. Leupold u. a. (1988).
 
Literatur:
 
A. Guiducci: Il mito P. (Florenz 1967);
 H. Hinterhäuser: Der Weg des Lyrikers C. P. (1969);
 E. Kanduth: C. P. im Rahmen der pessimist. ital. Lit. (Wien 1971);
 D. Schlumbohm: Die Welt als Konstruktion. Unters. zum Prosawerk C. P.s (1978);
 V. Lenzen: C. P. Tödlichkeit in Dasein u. Dichtung. Ein Porträt (1989);
 M. Tondo: Invito alla lettura di C. P. (Mailand 41990).

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Pa|ve|se, die; -, -n [wohl nach der ital. Stadt Pavia]: (im MA.) 1Schild (1), der mit einem eisernen Stachel in die Erde gestoßen wird.

Universal-Lexikon. 2012.