Akademik

Piemont
Pi|emọnt,
 
italienisch Pi|emọnte, französisch Piémont [pje'mɔ̃], Region in Norditalien, 25 399 km2, 4,29 Mio. Einwohner, mit den Provinzen Alessandria, Asti, Biella, Cuneo, Novara, Turin, Verbano-Cusio-Ossola, Vercelli. Hauptstadt ist Turin. Piemont umfasst den westlichen Teil der Poebene, umschlossen von der Nordabdachung des Ligurischen Apennins und von den Westalpen, über die wichtige Pässe mit Straßen und Bahnen nach Frankreich und in die Schweiz führen (Mont Cenis, Montblanc, Großer Sankt Bernhard, Simplon u. a.). - Im Unterschied zu den dünn besiedelten Alpen, in denen sich Wintersportplätze entwickelt haben, sind die tiefer gelegenen Landschaften dicht bewohnt. In der leicht zu bewässernden Ebene werden besonders Futterpflanzen und im Nordosten Reis angebaut; auf höher gelegenen Teilen überwiegen Weizen und Mais, im Hügelland Weinbau; verbreitet Obstbau. - Bergbau (Blei, Zink, Eisen) und elektrische Energie aus den Wasserkraftanlagen der Alpenflüsse förderten die durch die Verkehrslage begünstigte Industrieentwicklung, v. a. um Turin sowie am Alpenrand bei Ivrea und Biella (Hüttenwerke, Maschinen-, Fahrzeugbau, Aluminium-, chemische, Textil-, Leder- und Nahrungsmittelindustrie).
 
Geschichte:
 
Der Name Piemont (mittellateinisch Pedemọntium »am Fuß der Berge«) ist erst seit dem 13. Jahrhundert für einen Teil des heutigen Piemont bezeugt. Im Altertum ohne ethnische oder staatliche Einheit, wurde das Gebiet erst unter Augustus dem Römischen Reich eingegliedert. Nachdem Teile des Gebiets zeitweilig im Besitz der Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Franken waren, wurde es seit dem Ende des 9. Jahrhunderts durch Einfälle der Ungarn und Sarazenen verwüstet und zerfiel im 10. Jahrhundert in die Marken Ivrea, Turin und die Ligurische (auch Arduinische oder Aleramische) Mark. Im hohen Mittelalter erlangten die Städte Turin, Asti und Alessandria Geltung, doch dominierte der Adel, so die Markgrafen von Saluzzo und Monferrato und besonders die Grafen (seit 1416 Herzöge) von Savoyen, die in der Mitte des 11. Jahrhunderts durch Heirat Teile der Markgrafschaft Turin erwarben und Anfang des 15. Jahrhunderts unter Amadeus VIII. die Alleinherrschaft über den Großteil Piemonts erlangten. In der Folge teilte Piemont die Geschicke des Herzogtums Savoyen, dessen Schwergewicht sich immer stärker nach Piemont verlagerte; 1560 wurde Turin anstelle von Chambéry Hauptstadt. Im Frieden von Utrecht (1713) erhielt Savoyen-Piemont das Königreich Sizilien zugesprochen, das es 1720 gegen Sardinien eintauschen musste. Viktor Amadeus II., Herzog von Savoyen, wurde König von Sardinien. Kernland und Stammsitz des Königreichs war jedoch Piemont. 1801-14 gehörte Piemont zu Frankreich. Bei der Einigung Italiens war Sardinien-Piemont der Kern des neuen Staates, Turin bis 1865 Hauptstadt.
 
Literatur:
 
Storia del Piemonte, hg. v. D. Gribaudi u. a. (Turin 1960).
 

Universal-Lexikon. 2012.