eine Sprache der ostromanischen Sprachfamilie (romanische Sprachen). Ihre Sonderstellung innerhalb der Romania ist begründet durch 1) ihr vorrömisches, dakisches Substrat, 2) die zahlreichen Übereinstimmungen mit den übrigen Balkansprachen, 3) das Fehlen germanischer Einflüsse, 4) die im 7./8. Jahrhundert wirksam werdende slawische Beeinflussung der Phonetik und v. a. des Wortschatzes, 5) ihre Kontakte mit dem Ungarischen, Türkischen und Neugriechischen, 6) die isolierte geographische Lage der Dakoromania, wodurch sich die Sprache bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in einer geistig-kulturellen Sonderexistenz entwickelte.
Die rumänische Sprache wird außer in Rumänien auch von Minderheiten in den Nachbarstaaten, v. a. in Moldawien (moldauische Sprache und Literatur), insgesamt von etwa 25 Mio. Menschen gesprochen. Sie gliedert sich in vier Dialektgruppen: das eigentliche (Dako-)Rumänische, das Aromunische oder Makedorumänische (in West- und Nordgriechenland, Bulgarien, Südalbanien und der Republik Makedonien gesprochen), das Meglenorumänische (Nordostgriechenland) und das Istrorumänische (Istrien). Alle zusammen bildeten bis etwa zum 10. Jahrhundert das Ur- oder Gemeinrumänische. Das Dakorumänische gliedert sich seinerseits in die fünf (nur wenig differenzierten) Subdialekte der Moldau, der Walachei, des Banats, der Crişana und des Marmarosch.
Die Schriftsprache entwickelte sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf einer walachisch-südsiebenbürgischen Grundlage. Typisch für die rumänische Sprache sind Reichtum an Diphthongen und Triphthongen, starke gegenseitige Beeinflussung von Vokalen und Konsonanten im Wort, die der Vokale durch Verschiebung der Tonstelle. Daraus ergibt sich eine ständige Verschiebung des Wortkörpers in der Flexion. Weitere Merkmale: Es besteht ein Zweikasussystem (Nominativ/Akkusativ; Genitiv/Dativ); der bestimmte Artikel wird nachgestellt; die Vollform des Infinitivs lebt nur als Substantiv weiter.
Die rumänische Sprache des 19. und 20. Jahrhunderts ist durch Reromanisierung gekennzeichnet und infolgedessen durch einen Rückgang der slawischen, griechischen und türkischen Elemente. Für die Begriffe der modernen Kultur, Wissenschaft und Zivilisation wurden lateinische und mehr noch französische Ausdrücke übernommen. Diese Neologismen sind in der heutigen Literatursprache zahlreicher als die lateinischen Erbwörter. - Die kyrillische Schreibung wurde um 1860 durch die lateinische ersetzt, deren Orthographie zuletzt 1992 festgelegt.
Wörterbücher:
Dicţionarul limbii române, hg. v. der Academia Republicii Socialiste Romania, auf zahlr. Bde. ber. (Bukarest 1913 ff.);
Dicţionar german-român, hg. v. Academia Republicii Socialiste Romania:(ebd. 1966);
Dicţionar german-român, bearb. v. M. Isbăşescu (ebd. 1969);
Dicţionarul explicativ al limbii române, hg. v. I. Coteanu, Haupt- u. Suppl.-Bd. (ebd. 1975-88);
Sprachgeschichte u. Grammatik:
S. Puşcariu: Die r. S. (a. d. Rumän., 1943);
W. Rothe: Einf. in die histor. Laut- u. Formenlehre des Rumänischen (Halle [Saale] 1957);
Gramatica limbii romîne, hg. v. der Academia Republicii Populare Române, 2 Bde. (Bukarest 21963);
Istoria limbii române, bearb. v. A. Rosetti u. a., 2 Bde. (ebd. 1965-69);
E. Barborică u. a.: Introducere în filologia româna (Bukarest 1972);
I. Popinceanu: Rumän. Elementargramm. (31972);
G. Ivănescu: Istoria limbii române (Jassy 1980);
M. S. Lee: Romania Orientalis. Zur Entstehung des Rumänischen (1986);
Lex. der romanist. Linguistik, hg. v. G. Holtus u. a., Bd. 3 (1989);
Kontrastive Gramm. Deutsch-Rumänisch, Beitrr. v. U. Engel u. a., 2 Tle.(1993);
C. Dobrovie-Sorin: The syntax of Romanian (Berlin 1994).
Sprachatlanten:
Atlasul lingvistic român, serie nouă, hg. v. der Academia Republicii Populare Române u. a., 7 Bde. (Bukarest 1956-72);
Noul atlas lingvistic român pe regiuni Oltenia, hg. v. B. Cazacu, 5 Bde. (ebd. 1967-85);
Noul atlas lingvistic român pe regiuni Banat, hg. v. P. Neiescu, 2 Bde. (ebd. 1980);
B. Wild: Meglenorumän. Sprachatlas (1983).
Universal-Lexikon. 2012.