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Walachei
Wa|la|chei, die; -:
1. rumänische Landschaft.
2. (ugs.) abgelegene Gegend, abgelegener Ort:
mitten in der W. ist uns der Sprit ausgegangen.

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Walachei,
 
rumänisch Ţara Românească ['tsara romi'ne̯askə, »rumänisch Land«], historische Landschaft Rumäniens zwischen Südkarpaten und Donau, durch den Alt geteilt in die Große Walachei (Muntenien, rumänisch Muntẹnia) im Osten und die Kleine Walachei (Oltenien, rumänisch Oltẹnia) im Walachei. Die Walachei umfasst im Norden eine den Karpaten südlich vorgelagerte tertiäre Hügelzone mit Erdöl-, Kohle-, Erdgas- und Steinsalzlagerstätten. Sie geht nach Süden in das ebene, offene Steppentiefland (u. a. Bărăgan) über, das mit einem 20-50 m hohen Steilrand zur Donau abfällt. Das Klima ist kontinental. Die Lössschichten (v. a. der Kleinen Walachei) ermöglichen ertragreiche Landwirtschaft. In der Ebene werden Weizen, Mais, Sonnenblumen, ferner Zuckerrüben, Tabak und Sojabohnen angebaut; im Hügelland Obst- und Weinbau sowie intensive Viehzucht. Die Industrie ist um Bukarest, Piteşti, Craiova und im Erdölgebiet um Ploieşti konzentriert.
 
Geschichte:
 
Zur Frühgeschichte Rumänien.
 
Die Woiwodschaften und kleineren lokalen Herrschaften (Knesate), die sich im 13. Jahrhundert zwischen Donau und Karpaten entwickelten, wurden von Fürst Basarab I. (✝ 1352) vereinigt. Er konnte durch seinen Sieg über den ungarischen König Karl I. Robert von Anjou bei Posada (1330) die ungarische Lehnshoheit abschütteln und ein zentralisiertes Fürstentum Walachei, »Ţara Românească« (Hauptstadt Câmpulung, dann Curtea de Argeş), errichten.
 
Unter Fürst Mircea dem Alten (1386-1418), der auch die Dobrudscha, beide Donauufer von Zimnicea bis zum Schwarzen Meer sowie Teile Siebenbürgens beherrschte, erreichte die Walachei (jetzt Hauptstadt Târgovişte) ihre größte Ausdehnung und Macht. Mircea kämpfte mehrmals gegen die Osmanen, musste aber 1417 deren Oberherrschaft akzeptieren; die Walachei wurde aber nie zur türkischen Provinz (Paschalik), sie konnte stets ihre Autonomie bewahren. Auch Vlad III. Ţepeş (1448, 1456-62, 1476/77) hatte trotz militärischer Erfolge die Oberhoheit des Sultans anzuerkennen. Erst Michael der Tapfere (1593-1601) vermochte durch seine Siege bei Serpăteşti und Giurgiu Stăneşti (1595) die Walachei für kurze Zeit von der osmanischen Herrschaft zu befreien und mit Siebenbürgen (1599) und der Moldau (1600) zu vereinigen. Unter Matei Basarab (1632-54) sowie unter Şerban Cantacuzino (1678-88) und seinem Neffen C. Brâncoveanu (1688-1714) erlebte die Walachei eine Zeit kultureller Blüte. Von 1716 bis 1821 ernannte die Pforte, die nach dem Aussterben der Dynastie Basarab (1658) auch Hospodare aus einheimischen Bojarenfamilien eingesetzt hatte, nur noch griechische Phanarioten zu Hospodaren, die zwar den griechischen kulturellen Einfluss verstärkten, die Walachei aber über die früheren Tribute und Heeresfolgeverpflichtungen hinaus ausbeuteten. Nach dem Frieden von Passarowitz (1718) gehörte die Kleine Walachei (Oltenien) 1718-39 zum Habsburgerreich. Im Zuge der Türkenkriege Russlands wurde die Walachei immer wieder von russischen und österreichischen Heeren besetzt (1769-74, 1789-91, 1806-12, 1828-34, 1853-57). T. Vladimirescus Aufstand sowie der missglückte Aufstand der Hetärie (1821) beendeten die Phanariotenherrschaft. Im Frieden von Adrianopel (1829) sicherte sich Russland das Protektorat über die Walachei (bis 1856), die - bei weitgehender Autonomie - unter türkischer Hoheit verblieb (1831 Verfassung). Als liberale Aufständische 1848 den Fürsten G. D. Bibescu stürzten, stellten russische und türkische Besatzungstruppen (bis 1856 im Land) die Ordnung wieder her. Nach seiner Wahl zum erblichen Fürsten der Moldau und der Walachei (1859) proklamierte Alexandru Ioan I. Cuza 1862 die Vereinigung der beiden Fürstentümer (Entstehung Rumäniens).
 
Literatur:
 
C. Bodea: The Roumanians' struggle for unification: 1834-1849 (a. d. Rumän., Bukarest 1970);
 G. Platon: The union of the Romanian principalities. 1859 (a. d. Rumän., ebd. 1978);
 
A concise history of Romania, hg. v. A. Oţetea (London 1985);
 K. Treptow: A history of Romania (Iaşi 21996);
 I. Bulei: Kurze Gesch. Rumäniens (a. d. Rumän., Bukarest 1998).
 

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Wa|la|chei, die; -: 1. rumänische Landschaft. 2. (ugs.) abgelegene Gegend, abgelegener Ort: mitten in der W. ist uns der Sprit ausgegangen; Ich bin nach Volksdorf gezogen, in die W. (Eppendorfer, St. Pauli 87).

Universal-Lexikon. 2012.