Akademik

Makedonien
Ma|ke|do|ni|en; -s:
Region im nördlichen Griechenland.

* * *

I
Makedoni|en,
 
Mazedoni|en,  
 1) neugriechisch Makedọnia, der griechische Teil der historischen Landschaft Makedonien, geographische Region in Nordgriechenland, grenzt im Norden an Albanien, die Republik Makedonien und Bulgarien, im Osten an die Region Thrakien, im Süden an das Ägäische Meer und die Region Thessalien, im Westen an die Region Epirus. Makedonien umfasst 34 177 km2 und 2,236 Mio. Einwohner; es ist unterteilt in die Verwaltungs- und Planungsregionen Westmakedonien (293 000 Einwohner), Zentralmakedonien (1,71 Mio. Einwohner) und Ostmakedonien mit Thrakien (570 500 Einwohner; makedonischer Anteil 232 500 Einwohner) sowie in 14 Verwaltungsbezirke (Nomoi). Seit dem Bevölkerungsaustausch von 1923 (Griechenland, Geschichte) ist Makedonien im Wesentlichen von Griechen bewohnt; 1928 waren 45 % der Bevölkerung Flüchtlinge aus Kleinasien. Wichtigste Stadt ist Saloniki.
 
Landesnatur:
 
Niedermakedonien, die von Vardar (griechisch Axios) und Haliakmon geschaffene Ebene im Hinterland des Thermaischen Golfs (Golf von Saloniki), hat mediterranen Charakter. Zwei Furchen über den Koronia- und Volvisee und über den Dojransee verbinden Niedermakedonien mit dem gleichfalls mediterranen Ostmakedonien, das das Gebiet der unteren Struma (griechisch Strymon) mit dem Becken von Serrä, die Ebene von Drama und das Bergland bis zum Nestos (bulgarisch Mesta) umfasst; im Süden schließt sich die gebirgige Halbinsel Chalkidike an, vorgelagert ist die Insel Thasos. Westmakedonien (Obermakedonien) bildet ein stark gekammertes Gebirgsland mit Einbruchsbecken, das zum Nordägäischen Meer entwässert wird. Im Norden hat Westmakedonien Anteil am Prespasee und um Florina an der Beckenlandschaft Pelagonija; der Kleine Prespasee liegt ganz auf griechischem Gebiet.
 
Wirtschaft:
 
Durch die 1923 eingeleitete Errichtung neuer Dörfer, durch Bodenreform und Landerschließung hat Makedonien einen moderneren Charakter als das übrige Griechenland. In den dicht besiedelten küstennahen Ebenen werden dank umfassender Trockenlegungsarbeiten seit 1930 und 1949 (um Giannitsa, Drama, im Mestatal) Tabak, Baumwolle, Weintrauben, Oliven, zunehmend auch Reis angebaut, in den Becken hauptsächlich Gerste, Mais und Weizen. An Bodenschätzen besitzt Makedonien vor der Insel Thasos Erdöl und Erdgas (Offshoreförderung seit Mai 1981), bei Ptolemais (in der Pelagonija) Braunkohle. Saloniki ist das überragende Wirtschaftszentrum, Kavala ein Industriezentrum, Kastoria ist als Pelzhandelszentrum bekannt.
 
Zur Geschichte Makedonien 2).
 
 
Literatur:
 
Leonhard Schultze: M. (1927);
 Joachim H. Schultze: Neugriechenland (1937).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Griechen und Makedonen
 
Rom: Großmacht und Weltreich
 
 
 2) Bezeichnung für die historische Landschaft der südlichen Balkanhalbinsel, die den heutigen Staat der Republik Makedonien, die griechische Provinz Makedonien 1) (griechisches oder ägäisches Makedonien), Teile des östlichen Bulgarien (östliches Rila- und Pirin-Gebirge; Pirin- oder bulgarisches Makedonien), einen kleinen Teil Südserbiens (um die Stadt Novi Pazar) und Albaniens (am Ohrid- und Prespasee) umfasst. Die Landschaftsbezeichnung deckt sich annähernd mit den Grenzen des antiken Makedonien zur Zeit Philipps II., das im Osten bis zum Nestos, im Norden zum Quellgebiet des Axios (Vardar), im Westen, den Prespasee umfassend, bis zur Vjosa und im Süden bis Thessalien (diese einbeziehend) reichte. Die Kernlande des griechischen Stammes der Makedonen lagen um den Thermaischen Golf, der in der Antike noch größere Teile der vom Axios gebildeten Schwemmlandebene umfasste.Geschichte: In dem seit der Jungsteinzeit kontinuierlich besiedelten Makedonien können als älteste ethnische Gruppe die Makedonen erfasst werden, ein nordwestgriechischer Stamm um das Zentrum Edessa, der von den übrigen Griechen nicht zu den Hellenen gerechnet wurde. Seit Perdikkas I. (bald nach 700 v. Chr.[?]), unter dem sie in die Ebene am Meer vordrangen, standen sie unter der Königsherrschaft der als griechisch geltenden Dynastie der Argeaden. Die soziale Struktur des Volkes wurde durch ein kraftvolles, freies Bauerntum, einen Reiteradel und ein Königtum (mit häufigen blutigen Thronstreitigkeiten) bestimmt. Unter den Königen Makedoniens vor der Mitte des 4. Jahrhunderts ragen Alexander I. (zur Zeit der Perserkriege) und Archelaos (413-399) hervor, der griechische Gelehrte und Künstler an seinen Hof in Pella zog. Zur Großmacht wurde Makedonien unter Philipp II. (359-336), der den größten Teil der Balkanhalbinsel in Abhängigkeit brachte. Unter Alexander dem Großen (336-323), der das Makedonische Reich bis zum Indus ausdehnte, und nach seinem Tod stand Makedonien 321-319 unter der Verwaltung des Verwesers Antipater, 317-297 unter dessen Sohn Kassander. 294 setzte sich Demetrios I. Poliorketes in Makedonien als König durch, wurde jedoch 287 vertrieben.
 
Mit Antigonos II. Gonatas begann die Herrschaft der Antigoniden (276-168). Durch die Niederlage Philipps V. (221-179) durch die Römer (Kynoskephalai 197) schrumpfte der Machtbereich auf Makedonien zusammen. Roms Sieg im 3. Makedonischen Krieg (171-168) über Philipps Sohn Perseus brachte die Beseitigung des Königtums und die Aufteilung Makedoniens in vier Territorien. Nach einem letzten Aufstand (149) wurde Makedonien 148 v. Chr. römische Provinz. Das alte Makedonien, das nur einen Teil des Provinzialgebietes ausmachte, wurde unter Diokletian (284-305 n. Chr.) in zwei Verwaltungsbezirke (Macedonia Prima und Macedonia Secunda) geteilt. Ab 395 war Makedonien Bestandteil des Oströmischen Reiches (später Byzanz; bis 9. Jahrhundert und 11./12. Jahrhundert).
 
Seit der Zugehörigkeit zum Römischen Reich wurde Makedonien im Norden latinisiert (Hauptort Scupi, Skopje), im Süden gräzisiert (Hauptort Saloniki). Die Goten- und Hunneneinfälle des 4. und 5. Jahrhunderts haben die ethnische Struktur kaum beeinflusst, dagegen nachhaltig die Landnahme slawischer Stämme seit dem 6. Jahrhundert (Makedonier). Im 9. Jahrhundert dehnte der spätere Bulgarenzar Simeon I., der Große, sein Reich über Makedonien aus; Zar Samuil hatte seine Hauptstadt in Ohrid (»Westbulgarisches« beziehungsweise »Makedonisches Reich«; 969-1018). Gegen die 1018 wieder errichtete byzantinische Herrschaft erhoben sich die Makedonier mehrfach (1040/41, 1072/73). Das Zweite Bulgarische Reich hatte sich um 1230 ganz Makedonien einverleibt. 1204-24 bildete der Süden das lateinische Königreich Saloniki, das dann von dem Despotat von Epirus abgelöst wurde. Der serbische Zar Stephan IV. Dušan Uroš konnte sein Reich nach Makedonien vorschieben (1345; 1346 in Skopje zum Zar gekrönt). Seit 1371 (Schlacht an der Maritza) beziehungsweise 1389 (Schlacht auf dem Amselfeld; 1392 Besetzung Skopjes) gehörte Makedonien zum Osmanischen Reich (bis 1912/13). Es kam zur Ansiedlung von Türken in den Flussebenen; sefardische Juden wanderten im 16. Jahrhundert von Spanien ein, 1691 und 1740 zogen zahlreiche Serben nach Norden in den Schutz des Habsburgerreiches ab und von Westen rückten Albaner nach. Auch traten christliche Makedonier zum Islam über (Torbeşi).
 
Nach dem antitürkischen Volksaufstand 1875 und dem Russisch-Türkischen Krieg (1877-78) wurde Makedonien (außer Saloniki) im Frieden von San Stefano (3. 3. 1878) dem Fürstentum Bulgarien, aber auf dem Berliner Kongress (13. 6.-13. 7. 1878) wieder dem Osmanischen Reich zugesprochen (seitdem wieder geographische Bezeichnung Makedonien). Träger eines neuen slawisch-makedonischen Nationalismus wurde die IMRO (gegründet 1893), wirksam unterstützt von dem 1894 in Sofia gegründeten Makedonischen Komitee. V. a. bulgarische Geistliche und Lehrer weckten das Nationalgefühl der Makedonier. Im Süden stießen sie auf den Widerstand griechischer Freiwilligen-Gruppen, im Norden auf den der serbischen Četnici. Österreichisch-russische Interventionen beim Sultan (Wiener Programm, 1903) verhinderten nicht den niedergeschlagenen antitürkischen Ilinden-Aufstand (Eliastag-Aufstand; 2. 8. 1903), der zur kurzzeitigen »Republik von Kruševo« führte (3.-13. 8. 1903; erster neuzeitlicher makedonischer Staat). Reformvorschläge der europäischen Großmächte an die Türkei (Mürzsteger Punktation von 1903) bewirkten keine Lösungen; die seit 1878 virulente makedonische Frage verschärfte sich. An der Ohnmacht der osmanischen Reichsgewalt in Makedonien entzündeten sich 1908 in Saloniki die jungtürkische Revolution und 1912 der Erste Balkankrieg. Nach dem Zweiten Balkankrieg (1913) wurde das geographische Makedonien aufgeteilt. Dabei fiel der größte Teil an Serbien (»Vardarmakedonien«; seit 1913 auch »Südserbien« genannt) und Griechenland (»Ägäismakedonien«, um Saloniki; ab 1920/22 Ansiedlung von Griechen); Bulgarien erhielt einen kleinen Teil im Osten (»Pirinmakedonien«). Im Ersten Weltkrieg besetzte Bulgarien 1915-18 ganz Makedonien, verlor aber 1919 (Vertrag von Neuilly-sur-Seine) alle Gebiete, v. a. auch den Strumicabogen, bis auf einen kleinen Teil (etwa ein Zehntel Makedoniens). Wieder hatte Serbien den Hauptteil Makedoniens erhalten.
 
In der Zwischenkriegszeit setzte die sich oft spaltende, neu vereinigende beziehungsweise umorientierende, neue IMRO (1919-34) mit insgesamt »großbulgarische« Intentionen ihre oft blutigen terroristischen Aktivitäten fort (u. a. Mitbeteiligung am Attentat auf König Alexander I. von Jugoslawien und J. L. Barthou, Paris 1934); in den 20er-Jahren kam es immer wieder zu zum Teil blutigen Aufständen zur Erlangung der Unabhängigkeit Makedoniens und gegen eine bulgarisch-jugoslawische Annäherung. Im Zweiten Weltkrieg konnte Bulgarien ab 1941 nochmals das jugoslawische und große Teile des griechischen Makedonien besetzen; die Praxis der Besatzungspolitik führte zur Gegnerschaft der ursprünglichen bulgarofreundlich gesinnten slawisch-makedonischen Bevölkerung. Die jugoslawische KP wurde nunmehr zum Träger des Nationalgedankens. Bis Ende 1944 hatten die ab 1942 bedeutenden kommunistischen jugoslawischen Partisanen Vardarmakedonien befreit. In Ägäismakedonien erfolgte der Anschluss an die kommunistische griechische Partisanenbewegung; die »Slawisch-Makedonische Befreiungsfront« (Abkürzung SNOF) war allerdings später auch stark jugoslawisch beeinflusst, was Konflikte mit der E. L. A. S. beschwor. Kommunistische Pläne für ein unabhängiges vereintes (Groß-)Makedonien in einer bulgarisch-jugoslawischen Balkanföderation (erstmals in den 20er-Jahren von der KI propagiert) scheiterten an den Gegensätzen der kommunistischen Führer; sie wurden von Griechenland als Aggressionsabsichten gedeutet.
 
Nach 1945 kam es in neuer Weise zu Streitigkeiten zwischen Jugoslawien, Griechenland und Bulgarien (seit 1948 beeinflusst von den Krisen in den jugoslawisch-sowjetischen Beziehungen); in Pirinmakedonien ging man entgegen der ab 1944 betriebenen »Makedonisierung« zur »Rebulgarisierung« über. Mit der Forderung nach einer gemeinsamen Erklärung Bulgariens und Jugoslawiens zur Unverletzlichkeit ihrer gemeinsamen Grenzen suchte Bulgarien 1978 die makedonische Frage als historisch bedingten Störfaktor in den allgemeinen Beziehungen der Balkanstaaten untereinander auszuschalten. Jugoslawien forderte Griechenland weiterhin auf, auf seinem Gebiet eine »makedonische Sprache« anzuerkennen. Nach dem Zerfall Jugoslawiens (1989-92) führte die Errichtung der unabhängigen »Republik Makedonien« zu schweren Spannungen mit Griechenland, da dieses bei der Verwendung der Bezeichnung »Makedonien« vonseiten des neuen Staates irredentistische Ansprüche auf die gleichnamige griechische Provinz befürchtete. In einem Interimsabkommen (13. 9. 1995 verzichtete die Republik Makedonien auf die Verwendung des Sterns von Vergina in der Staatsflagge und bekannte sich zu gutnachbarlichen Beziehungen gegenüber Griechenland. Dieses erkannte die Republik Makedonien nunmehr völkerrechtlich an und hob das Handelsembargo (seit 18. 2. 1994) gegen Makedonien auf (14. 10. 1995).
 
Literatur:
 
E. Barker: Macedonia. Its place in Balkan power politics (London 1950, Nachdr. Westport, Conn., 1980);
 N. G. L. Hammond u. G. T. Griffith: A history of Macedonia, 3 Bde. (Oxford 1972-88);
 A. E. Vacalopoulos: History of Macedonia, 1354-1833 (a. d. Griech., Thessaloniki 1973);
 F. Adanir: Die makedon. Frage. Ihre Entstehung u. Entwicklung bis 1908 (1979);
 J. de Jong: Der nat. Kern des makedon. Problems (1982);
 S. Pribichevich: Macedonia. Its people and history (University Park, Pa., 1982);
 S. Troebst: Die bulgarisch-jugoslaw. Kontroverse um M. 1967-1982 (1983);
 
Gesch. M.s, bearb. v. G. Wirth u. a., 2 Bde. (1985-86);
 M. Errington: Gesch. M.s (1986);
 N. G. L. Hammond: The Macedonian State (Oxford 1989),
 S. Sfetas: M. u. interbalkan. Beziehungen 1920-1924 (1992);
 W. Libal: Mazedonien zw. den Fronten (Wien 1993);
 C. Farmakis: Die »makedon. Frage« in der dt. Politik (1994);
 E. Hösch: Gesch. der Balkanländer (31995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Nationalitätenfrage: Pulverfass Balkan - Nationalitätenkonflikte im 19. Jahrhundert
 
 
II
Makedoni|en,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 25 713 km2
 
Einwohner: (1999) 2,01 Mio.
 
Hauptstadt: Skopje
 
Amtssprache: Makedonisch
 
Nationalfeiertag: 8. 9.
 
Währung: 1 Denar (Den) = 100 Deni
 
Zeitzone: MEZ
 
deutsch auch Mazedoni|en, amtlich makedonisch Repụblika Makedọnija, Binnenstaat in Südosteuropa, auf der Balkanhalbinsel, grenzt im Norden an Jugoslawien (im Nordwesten an Kosovo, im Nordosten an Serbien), im Osten an Bulgarien, im Süden an Griechenland, im Westen an Albanien. Makedonien umfasst 25 713 km2, (1999) 2,01 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Skopje, Amtssprache Makedonisch; Währung: 1 Denar (Den) = 100 Deni; Zeitzone: MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der am 22. 11. 1991 in Kraft getretenen Verfassung ist Makedonien ein souveräner, demokratischer und sozialer Staat; der Staatsform nach ist Makedonien eine Republik. Über die Einhaltung der Grundrechte (starker sozialer Bezug) wacht u. a. ein nach dem Vorbild des Ombudsmannes geschaffener Volksanwalt (auf acht Jahre vom Parlament gewählt). Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Vorsitzender der Sicherheitsrates ist der für fünf Jahre direkt gewählte Präsident. Er kann gegen Gesetzesbeschlüsse ein Veto einlegen, über das sich die Legislative nur mit absoluter Mehrheit hinwegsetzen kann. Der Staatspräsident kann wegen Verfassungs- und Gesetzesverletzungen vom Parlament mit Zweidrittelmehrheit beim Verfassungsgericht verklagt werden. Die gesetzgebende Gewalt liegt beim Einkammerparlament (Sobranje: 120 Abgeordnete für vier Jahre nach dem System der qualifizierten Mehrheitswahl in Einzelwahlkreisen gewählt). Eine vorzeitige Auflösung kann nur das Parlament selbst mit absoluter Mehrheit beschließen. Die vollziehende Gewalt wird schwerpunktmäßig von der Regierung unter Vorsitz des Ministerpräsidenten ausgeübt. Der Präsident ernennt jeweils den Kandidaten der Mehrheitspartei zum Ministerpräsidenten und beauftragt ihn mit der Kabinettsbildung. Die Regierung ist vom Parlament zu bestätigen und diesem verantwortlich. Eine Misstrauenserklärung des Sobranje löst die automatische Rücktrittsverpflichtung des Kabinetts aus.
 
Die bereits seit 1964 existierende Verfassungsgerichtsbarkeit wurde grundlegend reformiert (z. B. Einführung der Verfassungs-Beschwerde). Die neun Richter des Verfassungsgerichts werden vom Parlament für neun Jahre gewählt (Wiederwahl ist zulässig).
 
Parteien:
 
Einflussreichste Parteien sind die Innere Makedonische Revolutionäre Organisation - Demokratische Partei für die Makedonische Nationale Einheit (VMRO - DPMNE; deutsche Abkürzung: IMRO), der Sozialdemokratische Bund für Makedonien (SDSM; Nachfolgeorganisation des Bundes der Kommunisten), die albanische Partei für die Demokratische Prosperität (PDP), die Demokratische Partei der Albaner (DPA), die Liberaldemokratische Partei (LDP) und die Sozialistische Partei Makedoniens (SPM).
 
Wappen:
 
Das Wappen zeigt eine über einer Gebirgslandschaft aufgehende Sonne, darüber zu einem Bogen zusammenlaufende Getreideähren. Im Bogengipfelpunkt ein fünfzackiger Stern.
 
Nationalfeiertage:
 
8. 9., zur Erinnerung an das Votum der Bevölkerung zur Unabhängigkeit 1991.
 
Verwaltung:
 
Makedonien gliedert sich in 33 Gemeinden und die Hauptstadt Skopje (mit fünf Gemeinden), der ein Sonderstatus zukommt. Organe der kommunalen Selbstverwaltung sind der Gemeinderat und der Bürgermeister, beide werden jeweils unmittelbar von der Bevölkerung gewählt. Neben Selbstverwaltungsangelegenheiten können ihnen auch staatliche Verwaltungsaufgaben übertragen werden, sofern diese nicht staatliche Verwaltungsbehörden wahrnehmen.
 
Recht:
 
Die vor der Unabhängigkeit des Landes (1991) getrennt bestehenden ordentlichen Gerichte und Wirtschaftsgerichte sind seitdem zu einem einheitlichen Gerichtssystem umgestaltet worden. Es gibt 27 erstinstanzliche Gerichte, drei Appellationsgerichte und das Oberste Gericht in Skopje. Alle erstinstanzliche Gerichte sind für Zivil- und Strafsachen zuständig, jedoch bleiben schwere Verbrechen, Handelssachen und Verfahren gegen den Staat und gegen öffentliche Körperschaften 15 von diesen Gerichten vorbehalten. Entscheidungen der erstinstanzlichen Gerichte können bei den Appellationsgerichten angefochten werden. Diese sind auch in erster Instanz für besondere Arten von Handelsstreitigkeiten zuständig. In letzter Instanz entscheidet das Oberste Gericht, das zugleich eine erstinstanzliche Zuständigkeit für Verwaltungsstreitigkeiten hat. Neben den ordentlichen Gerichten steht ein Verfassungsgericht, dem die Kontrolle der Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen obliegt.
 
In Makedonien gibt es keine größeren Kodifikationen, jedoch sind wichtige Rechtsgebiete neu geregelt worden, so u. a. durch Gesetze über Familienrecht (1992), Erbrecht (1996), Handelsgesellschaften (1996), Förderung von Investitionen (1993), Arbeitsverhältnisse (1993), gewerblichen Rechtsschutz (1993) und Urheberrecht (1996).
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der sich noch im Aufbau befindlichen Streitkräfte beträgt etwa 16 000 Mann. Das Heer (rd. 15 000 Mann) ist in vier leichte sowie drei mechanisierte Infanteriebrigaden gegliedert und überwiegend mit leichten Waffen sowie etwa 100 Kampfpanzern ausgerüstet. Die Luftwaffe verfügt über etwa 2 000 Mann und vier Kampfflugzeuge. - Das Land trat 1995 der »Partnerschaft für den Frieden« der NATO bei.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Makedonien ist ein im Einzugsbereich des Vardar liegendes Gebirgsland zwischen den Gebirgssystemen der Dinariden im Westen und der Rhodopen im O. Tektonische Bewegungsvorgänge haben immer wieder zu Erdbeben geführt (1963 verheerendes Erdbeben in Skopje). Das Land gliedert sich in eine Vielzahl unterschiedlich großer Einbruchsbecken, die von meist über 2 000 m über Makedonien aufragenden, zum Teil glazial überformten Gebirgsstöcken umrahmt sind. Schluchtartige Täler und verkehrsgünstige Pässe verbinden die einzelnen Becken miteinander. Höchste Erhebungen sind Korab (2 764 m über Makedonien) und die anschließende Šar planina (bis 2 747 m über Makedonien) im Nordwesten. Größte der eingeschalteten Beckenlandschaften ist die von der Crna Reka durchflossene, im Süden gelegene fruchtbare Pelagonija, die sich im griechischen Makedonien fortsetzt. Landwirtschaftlich gute Bedingungen bieten auch die Becken von Skopje im Norden und das Strumicabecken im Südosten. Im Südwesten sind die Einbruchsbecken von Ohrid- und Prespasee erfüllt, die aber nur zum Teil zu Makedonien gehören. Im Nordwesten des Landes erstreckt sich das 40 km lange Senkungsfeld der Pologebene, die vom Vardar, dem Hauptfluss Makedoniens, durchflossen wird, der anschließend eine Folge von kleineren Beckenlandschaften miteinander verbindet und somit eine bedeutende Verkehrsleitlinie (Teil der Morava-Vardar-Furche) bildet.
 
Klima:
 
Das Klima ist stark kontinental geprägt mit sehr heißen, trockenen Sommern und kalten Wintern. Frost kann von Oktober bis April vorkommen. Im Süden zeigen sich durch das Vardartal eindringende mediterrane Einflüsse. Temperaturen von über 30 ºC im Sommer sind in den Beckenlandschaften sehr häufig; im Jahresdurchschnitt erhalten sie weniger als 500 mm Niederschlag im Osten und 700-900 mm im W. In den seewärts gerichteten Randgebirgen fallen bis 2 000 mm pro Jahr.
 
Vegetation:
 
In den Beckenlandschaften breitet sich als natürliche Vegetation Steppe aus, die aber fast überall von Ackerland oder anderen landwirtschaftlich genutzten Flächen eingenommen wird. Über ein Drittel des Landes ist bewaldet; die Berghänge werden von Sträuchern und Wäldern bedeckt, die größtenteils aus Buchen und Eichen, mitunter auch aus Kiefern bestehen. Nicht mehr genutzte Hochweiden wurden meist mit Nadelhölzern aufgeforstet. Bisher wurden drei Nationalparks eingerichtet, alle in Gebirgsregionen gelegen: im Westen der Mavrovo-Nationalpark, im Südwesten der zwischen Ohrid- und Prespasee liegende Galačia-Nationalpark und, westlich von Bitola um den Pelister (2 600 m über Makedonien), der Pelister-Nationalpark.
 
Bevölkerung:
 
Die Bevölkerungsverteilung ist sehr ungleichmäßig. Die Bevölkerung konzentriert sich in den fruchtbaren Zonen, den Beckenlandschaften; dort werden Einwohnerdichten von 300 Einwohner je km2 erreicht. Besonders dicht besiedelt sind das Vardartal und die Pelagonija. Die Gebirgsregionen werden nur noch partiell als Schafweiden genutzt und sind nahezu entvölkert. Ziele der anhaltenden Landflucht sind die meist an den Beckenrändern liegenden Städte, die seit dem Zweiten Weltkrieg ein sprunghaftes Wachstum zu verzeichnen haben. Der Anteil der Stadtbevölkerung lag 1998 bei 61 % (1948 bei 26 %). Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum (1990-98) beträgt 0,8 %. Die größten Städte sind Skopje (1994: 440 600 Einwohner), Bitola (75 400 Einwohner), Prilep (67 400 Einwohner) und Kumanovo (66 200 Einwohner).
 
Trotz seiner geringen Größe ist Makedonien ein Vielvölkerstaat. Nach der letzten Volkszählung von 1994 sind 66,5 % der Einwohner Makedonier, 22,9 % Albaner, 4 % Türken, 2,3 % Sinti und Roma und 2 % Serben. Die restlichen 2,3 % sind Kroaten, Montenegriner, Bulgaren, Aromunen u. a.; insgesamt werden in Makedonien 22 verschiedene ethnische Gruppen gezählt. Neben der Amtssprache Makedonisch werden Albanisch, Türkisch u. a. Sprachen der Minderheiten gesprochen. Die albanische Minderheit, die mehr Rechte fordert und ihren Bevölkerungsanteil mit etwa 40 % angibt, lebt v. a. im Westen des Landes, wo sich eine zunehmende Albanisierung vollzieht, noch verstärkt durch anhaltende illegale Zuwanderung. Im Kreis Tetovo stellen die Albaner etwa 60 % der Bevölkerung. Die rd. 40 000 Serben leben in Nordmakedonien, ihr Zentrum ist die Stadt Kumanovo.
 
Religion:
 
Es besteht Religionsfreiheit. Die »Makedonische Orthodoxe Kirche« nimmt jedoch als Nationalkirche der Makedonier und größte Glaubensgemeinschaft eine herausgehobene Stellung im öffentlichen Leben ein. Mit über einer Mio. Mitglieder gehört ihr etwa die Hälfte der Bevölkerung an. 1967 durch einseitige Proklamation der Autokephalie aus dem Jurisdiktionsbereich der serbisch-orthodoxen Kirche ausgeschieden, versteht sich die »Makedonische Orthodoxe Kirche« ihr gegenüber als die ältere Kirche, was im Titel ihres in Skopje residierenden Oberhauptes (»Erzbischof von Ohrid und Makedonien«) zum Ausdruck kommt. Die orthodoxen Christen unter den Albanern, Serben, Montenegrinern und Bulgaren gehören ihren orthodoxen Volkskirchen an. Die wenigen katholischen Christen gehören zum Bistum Skopje (bis 1999 Skopje-Prizren mit einem großen Gebietsanteil in der Bundesrepublik Jugoslawien). Der Bischof von Skopje ist zugleich Exarch des Apostolischen Exarchats Makedonien (errichtet 2001), das fünf griechisch-katholische Gemeinden im Gebiet zwischen Strumica und der griechischen Grenze umfasst. Daneben gibt es kleine protestantische Gemeinden (Methodisten, Adventisten, Pfingstler, Baptisten). - 25-30 % der Bevölkerung sind Muslime (Albaner, Türken, Pomaken und slawische Muslime). Sitz des »Islamischen Seniorats« für Makedonien ist Skopje, wo auch eine geistliche Hochschule (Medrese) besteht.
 
Bildungswesen:
 
Das Angebot an Vorschuleinrichtungen ist ausreichend, die Einschulung erfolgt im achten Lebensjahr. Die Schulpflicht beträgt acht Jahre. Während dieser Primarschulzeit besteht Schulgeldfreiheit. Unterrichtssprache ist Makedonisch, ausgenommen an einer serbisch- und einigen albanischsprachigen Schulen. Die Analphabetenquote beträgt 6 %. Als weiterführende Schulen schließen die allgemein bildende Sekundarschule (Gymnasium), die mittlere technische Schule und die Lehrerbildungsanstalt an, deren erfolgreicher Abschluss auch das Abitur einschließt. Technische und berufliche Schulen bieten nach zwei oder drei Schuljahren Berufsqualifikationen. Je eine Universität gibt es in Skopje (gegründet 1949) und Bitola (gegründet 1979). Da die Universität in Priština in Kosovo (Jugoslawien), an der viele makedonische Albaner studierten, zunehmend unter serbischem Einfluss geriet, wurde 1994 in Tetovo trotz Diskriminierung durch die makedonische Regierung eine weitere Universität gegründet, die vornehmlich der Ausbildung der Albaner dient. In Skopje besteht ein Forschungsinstitut für Erdbeben.
 
Publizistik:
 
Presse: Es erscheinen vier Tageszeitungen in makedonischer Sprache: »Dnevnik« (unabhängig, Auflage etwa 55 000), »Večer« (gegründet 1963, etwa 50 000), »Nova Makedonija« (gegründet 1944, etwa 20 000) und »Utrinski Dnevnik«. Eine geringe Auflagenzahl haben die albanischsprachigen Zeitungen »Flaka« und »Fakti« sowie die türkischsprachige »Birlik«. - Nachrichtenagenturen sind »Makfaks«, »Mak-press« und »Mir«. - Rundfunk: Die staatliche Rundfunkanstalt »Makedonska Radio-Televizija« (MRT) strahlt je drei Hörfunk- und Fernsehprogramme aus, in Makedonisch, Albanisch und Türkisch. Daneben gibt es landesweite private Hörfunk- (u. a. »Kanal 77«) und Fernsehkanäle (»A 1«, »Sitel«, »Telma«, »Kanal 5«) sowie eine Vielzahl lokaler privater Rundfunksender.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Das lang andauernde griechische Handelsembargo gegen das nördliche Nachbarland (Schließung des Hafens Saloniki im Februar 1994; Aufhebung des Embargos Ende Oktober 1995) sowie die Folgen der von der UNO gegen Serbien und Montenegro verhängten Sanktionen gefährdeten das wirtschaftliche Überleben Makedoniens (vor Ausbruch des Bürgerkriegs führten die wichtigsten Handelsrouten für makedonische Waren durch Serbien). Während 1989 in Gesamt-Jugoslawien das Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner noch bei 2 540 US-$ lag, ging dieser Wert in Makedonien bis 1994 auf 790 US-$ zurück. Die Arbeitslosenquote lag 1996 bei 25 %. Die Hyperinflation (1992: rd. 1 690 %) konnte durch Einführung einer Nationalwährung, des Denars, bis auf fast (1997) null gesenkt werden. Makedonien befindet sich auf dem Weg zur Marktwirtschaft; auch hinsichtlich der Privatisierung der Staatsbetriebe wurden Fortschritte erzielt. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind Landwirtschaft, Bergbau und Industrie.
 
Landwirtschaft:
 
Ackerland sowie Wiesen und Weiden machen etwa je ein Viertel der Landesfläche aus. Wichtigster Sektor ist die Milchwirtschaft. Die Schafhaltung hat traditionell besondere Bedeutung (1992: 2,25 Mio. Tiere). In den fruchtbaren, dichter bevölkerten Beckenlandschaften und Flussniederungen werden, meist mit künstlicher Bewässerung, Weizen, Mais, Tabak, Reis, Kartoffeln, Zuckerrüben, Mohn, Baumwolle sowie zunehmend Gemüse, Wein und Obst angebaut.
 
Bodenschätze:
 
Das bedeutendste Bergbauprodukt ist Braunkohle (Fördermenge 1992: 6,5 Mio. t), die nordöstlich von Skopje abgebaut wird. Lagerstätten von Eisen-, Zink-, Kupfer-, Chrom-, Mangan-, Blei- und Nickelerz sind noch ungenügend erschlossen.
 
Energiewirtschaft:
 
Seinen Bedarf an elektrischer Energie kann Makedonien fast vollständig selbst decken. Bei einer installierten Gesamtkapazität von 1 430 MW stammt die Erzeugung zu (1993) 89 % aus Wärmekraftwerken auf Lignitbasis; Wasserkraftwerke decken lediglich Bedarfsspitzen ab. Völlig abhängig ist Makedonien dagegen von Rohölimporten (Jahresbedarf knapp 1 Mio. t.), die über den Freihafen Saloniki erfolgen.
 
Industrie:
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich neben der traditionellen Tabak-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie v. a. die Hütten-, chemische und Eisen verarbeitende Industrie. 1994 lag der Anteil des industriellen Sektors am BIP bei 50 %. Metallverarbeitung, chemische und Textilindustrie sind heute die herausragenden Branchen. Das UNO-Embargo gegen »Rest-Jugoslawien« und die ausgesetzten Erdöllieferungen via Griechenland hatten negative Auswirkungen auf das verarbeitende Gewerbe. So ging die Industrieproduktion im Zeitraum von 1991-95 um 46 % zurück, v. a. in den Branchen Metallverarbeitung und Maschinenbau. Durch verstärkte Investitionen (auch ausländische Unternehmen) ist seit 1996 wieder ein leichter Anstieg der Industrieproduktion zu verzeichnen.
 
Außenwirtschaft:
 
Die notwendig gewordene Neuorientierung der makedonischen Außenwirtschaft ist aufgrund fehlender beziehungsweise mangelnder Infrastruktur nur erschwert möglich. Nachdem der Handel mit den vormals wichtigsten Handelspartnern Serbien und Montenegro unterbrochen war, entfällt seit 1993 der Großteil des makedonischen Außenhandels auf die EU-Staaten. Aber auch mit Albanien, Bulgarien und der Türkei wurden die Austauschbeziehungen intensiviert. Wichtigste Exportwaren sind v. a. Agrarprodukte (Obst, Tabak, Baumwolle, Fleisch), Schuhe und Bekleidung sowie Eisen, Kupfer und Zink. Das Handelsbilanzdefizit betrug 1996 rd. 300 Mio. US-$; die Auslandsverschuldung (1994) 924 Mio. US-$.
 
Verkehr:
 
Von eminenter Bedeutung sind die Verkehrsverbindungen durch den Vardar-Korridor. Hier verlaufen Eisenbahnlinie und Schnellstraße (teilweise als Autobahn ausgebaut). Die Streckenlänge des gesamten Eisenbahnnetzes beträgt (1995) 699 km. Da ein Großteil des makedonischen Transithandels traditionell per Eisenbahn über serbisches Territorium abgewickelt wurde, ist nun der Warenaustausch mit den Ländern Mittel- und Westeuropas erschwert. Nach Albanien im Westen und Bulgarien im Osten gibt es keine Eisenbahnlinien. Anfang 1994 sagten Albanien, Bulgarien, Italien und die Türkei auf ihren eigenen Schienennetzen Transportkapazitäten für makedonische Waren zu. Auch die Straßenverbindungen sind noch unzureichend. Das Straßennetz in Makedonien umfasst (1995) rd. 10 000 km, davon sind etwa die Hälfte befestigte Straßen. Einen internationalen Flughafen gibt es bei Skopje und Ohrid.
 
 
Orientiert am AVNOJ-Programm von Jajce (1943) und hervorgegangen aus dem seit Frühjahr 1943 siegreichen kommunistischen Partisanenkampf unter Svetozar Vukmanović-Tempo, entstand in »Vardarmakedonien« 1944-46 eine (sozialistische) jugoslawische Teilrepublik mit eigener Verfassung (1945). Der am 2. 8. 1944 nach dem Vorbild des AVNOJ gebildete Makedonische Volksbefreiungsrat (Abkürzung ASNOM) strebte laut seinem Gründungsaufruf die Schaffung einer Balkanföderation (unter kommunistischer Führung) an. Mit der offiziellen Anerkennung der Makedonier in Vardarmakedonien (makedonische Sprache), die sich zuvor lange auch als Teil der bulgarischen Nation verstanden hatten, verstärkte sich die Konstituierung einer eigenständigen Nation.
 
Im Zuge des zunehmenden serbischen Nationalismus (v. a. Rede von S. Milošević auf der Großkundgebung zum 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, 28. 6. 1989, in der er Ansprüche auf »Südserbien« = Makedonien erhob) löste sich Makedonien von seinem bis dahin proserbischen Kurs (10. Parteitag des Bundes der Kommunisten Makedoniens, 26.-28. 11. 1989). Vor dem Hintergrund des sich 1989-92 auflösenden Jugoslawien (SFRJ) kam es auch in Makedonien ab 1989 zur Umbennung und Neubildung von Parteien, u. a. wurde im Juli 1990 die IMRO wieder gegründet, die fortan für die nationale Einheit des jugoslawischen, bulgarischen und griechischen Makedonien (in einer Balkanföderation) eintrat. Am 11./25. 11. und 9. 12. 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen statt, aus denen die IMRO als stärkste Gruppe hervorging, gefolgt vom Bund der Kommunisten Makedoniens - Partei der demokratischen Umgestaltung (Name seit 20. 4. 1991: Sozialdemokratischer Bund für Makedonien, Abkürzung SDSM) und der (albanischen) Partei für die Demokratische Prosperität (PDP; seit Februar 1994 gespalten). Am 27. 1. 1991 wählte das Parlament (das Sobranje) K. Gligorov im 2. Wahlgang zum Staatspräsidenten. Am 8. 9. 1991 (Nationalfeiertag) stimmte die Bevölkerung in einem Referendum mit 74 % für die staatliche Unabhängigkeit Makedoniens; die albanische und die (an Zahl geringe) serbische Minderheit boykottierten die Wahl. Nach der Erklärung der Unabhängigkeit (15. 9. 1991) konstituierte sich Makedonien mit Wirkung vom 19. 11. 1991 als unabhängiger Staat (zunächst nur von Russland, Bulgarien, Albanien sowie der Türkei anerkannt) und nahm am 20. 11. 1991 eine neue Verfassung an.
 
Auf der Grundlage einer am 10./11. 1. 1992 im albanischen Siedlungsraum organisierten Volksabstimmung (zu 99 % Zustimmung) proklamierte die albanische Minderheit am 5. 4. 1992 die »Albanische Autonome Republik Illyria« in ihrem Siedlungsgebiet. Bei den Parlamentswahlen vom 16./30. 10. 1994 wurde der SDSM stärkste Partei, gefolgt von der Liberalen Partei (LP) und der PDP; die IMRO hatte die Wahl boykottiert. Am 16. 10. 1994 wählte die Bevölkerung Gligorov erneut zum Staatspräsidenten. Am 3. 10. 1995 wurde er durch ein Attentat nationalistischer Extremisten schwer verletzt.
 
Nach den Wahlen vom 18. 10./1. 11. 1998 übernahm eine Allianz aus IMRO und DA unter L. Georgievski (* 1966; IMRO) die Regierung (in Koalition mit der PDP; Dezember 1999 Austritt der DA). Am 5. 12. 1999, im dritten Wahlgang und nach gerichtlicher Teilannullierung des vorigen Wahlergebnisses im zweiten Wahlgang, wurde B. Trajkovski (als Kandidat der IMRO) zum Staatspräsidenten gewählt.
 
In Nordwest-Makedonien, im Grenzgebiet zum Kosovo und (Süd-)Serbien, provozierten ab Frühjahr 2000 bewaffnete Aktionen extremistischer albanischer Freischärler (so genannte Nationale Befreiungsarmee, UÇK) mit dem Ziel einer ethnischen Föderalisierung Makedoniens, also der Teilung Makedoniens in eine Konföderation, einen drohenden neuen Konfliktfall für die gesamte Balkanregion. Nach Eskalation ab Januar 2001 kam es ab Mitte März 2001 zu schweren Kämpfen mit der Armee sowie zu Eindämmungsmaßnahmen der NATO (KFOR-Abkommen mit Jugoslawien zur Kontrolle des Aufmarsch- und Rückzugsgebiets der albanischen Rebellen in beiden Ländern); danach sezte eine Offensive der makedonischen Armee und Sicherheitspolizei um Tetovo, dem Zentrum der UÇK, und Kumanovo ein.
 
EU und internationale Gemeinschaft drängten auf Lösung der ethnischen Probleme durch politischen Dialog. Die Regierung wurde angehalten, mit einer verbesserten Integration der albanischen Minderheit in den makedonischen Staat (u. a. Stärkung ihrer Grundrechte und ihrer lokalen Verwaltung [Autonomie], Anerkennung des Albanischen als Amtssprache, Integration der Universität von Tetovo in das makedonische Bildungswesen) das Konfliktpotenzial zu entschärfen. Trotz Etablierung einer Allparteienregierung Mitte Mai 2001 und eines Waffenstillstands am 5. 7. 2001 - unter EU-Vermittlung - kam es noch bis August 2001 immer wieder zu schweren Kämpfen zwischen Armee und UÇK, v. a. um Tetovo und in Nordmakedonien.
 
Den durch die Expansion der UÇK verursachten weiter wachsenden Spannungen zwischen den beiden Bevölkerungsteilen schien die Regierung lange kein ähnliches Friedenskonzept wie die Nachbarn in Südserbien entgegensetzen zu können. Verhandlungen über einen Friedensplan von Präsident Trajkovski scheiterten im Juni wegen der mangelnden Zustimmung der Albanerparteien. Der ehemalige französische Kultur- und Verteidigungsminister François Léotard wurde Ende Juni 2001 zum ständigen Vertreter der EU in Skopje ernannt und dem Koordinator der EU-Außen- und -Sicherheitspolitik, J. Solana Madariaga, unterstellt. Nach zähen Verhandlungen zwischen Vertretern der vier grössten Parteien der slawischen und albanischen Makedonier (IMRO, SDSM, DPA und PDP) in Ohrid konnte am 13. 8. unter internationaler Vermittlung in Skopje ein Friedensvertrag unterzeichnet werden; wichtigste Punkte sind eine Polizeireform und ein offizieller Status der albanischen Sprache in Gebieten mit mindestens 20 % Anteil an der Bevölkerung. NATO-Truppen begleiteten die im Anhang des Friedensabkommens vereinbarte freiwillige Entwaffnung der UÇK bis zu ihrem offiziellen Ende am 26. 9. (Mission »Essential Harvest« auf Beschluss des NATO-Rates vom 22. 8., insgesamt 3 500 Mann NATO-Einsatzkräfte, »Task Force Harvest«; am 29. 8. im Bundestag Zustimmung zur deutschen Beteiligung). Trotz Erklärung der Selbstauflösung der UÇK (27. 9.) stagnierte der Friedensprozess zunächst wochenlang. So verzögerte sich die Realisierung der von NATO und EU seit Frühjahr 2001 geforderten Reformen, weil mehrere Abstimmungsrunden über die vereinbarte Verfassungsrevision als wichtigstem Teil des innenpolitischen Reformwerks ab 6. 9. 2001 im makedonischen Parlament notwendig wurden; über die 15 vereinbarten Änderungen der Verfassung konnte erst Ende Oktober eine endgültige prinzipielle Einigung erzielt werden, bevor sie am 16. 11. angenommen wurden. Auch die Amnestie für ehemalige UÇK-Kämpfer (mündliche Erklärung von Präsident Trajkovski) blieb lange fragwürdig und gilt als noch nicht abgeschlossen. Die Wiederherstellung der staatlichen Kontrolle über die 60 ehemals unter UÇK-Einfluss stehenden Dörfer begann im November 2001; notwendig waren allerdings Unterstützung und enge Zusammenarbeit mit OSZE, EU und NATO (Mission »Amber Fox«, ab 4. 10. 2001; erste NATO-Militäraktion unter alleiniger deutscher Führung).
 
Dennoch verlief der Friedensprozess auch in seiner zweiten Phase ab 6. 9. nur stockend, bgeleitet von einer leichten wirtschaftlichen Erholung. Nur mühsam war eine Einigung über die Verfassungspräambel zum Charakter des Staates als eines von ihn tragenden Ethnien gefunden worden. Am 21. 11. 2001 verlies der SDSM die am 13. 5. auf Druck der EU gebildete Regierung der nationalen Einheit. Das Gesetz zur lokalen Selbstverw. lenkte den Friedensprozess nach Ansicht der EU in die richtige Richtung. Wegen der schweren Wirtschafts- und weiterhin ungelösten politischen Probleme wird der Ausbruch neuer Kämpfe für möglich gehalten. Deshalb gelten eine Föderalisierung sowie verstärkte Wirtschaftshilfen der EU als dringend notwendig.
 
Zur Vermittlung im inneralbanischen Streit und zur Durchsetzung des Abkommens von Ohrid/Skopje wurde ein überparteilicher »Koordinationsrat« gebildet, der aber von der ehemaligen UÇK dominiert ist. Ende Mai2002 wurde als neue albanische Partei die »Demokratische Union für Integration« (DUI) gegründet; Gründer und erster Präsident ist der ehemalige UÇK-Chef Ali Ahmeti.
 
 
Nach dem Antrag auf völkerrechtliche Anerkennung der Unabhängigkeit (20. 12. 1991) blieb diese aufgrund griechischen Einspruchs, der sich ab 18. 2. 1994 bis zum Embargo steigerte, bis 8. 4. 1993 (Aufnahme in die UN) beziehungsweise Mitte Dezember 1993 (Anerkennung durch alle EU-Mitglieder außer Griechenland; Anerkennung durch die USA im Februar 1994) international versagt. Im Dezember 1992 erteilte der UN-Sicherheitsrat der UNPROFOR das Mandat, ein Kontingent von etwa 700 bis 800 (später von insgesamt 1 000) Blauhelmsoldaten nach Makedonien zu entsenden (Mandat im März 1995 verlängert). Die wirtschaftliche und politische Isolation konnte dann aber durch die Normalisierung des Verhältnisses zu Griechenland (Abkommen vom 13. 9. 1995 und Beschluss des Parlaments zum »Stern von Vergina«, 5. 10.), unterstützt durch die Aussetzung des UN-Embargos (1. 10. 1996) gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (SRJ), überwunden werden. Makedonien und die SRJ, von der sich Makedonien als einzige Teilrepublik auf friedlichem Weg zu trennen vermochte, erkannten sich gegenseitig an (8. 4. 1996. Wegen der albanischen Minderheit entstanden Spannungen mit Albanien. - Am 9. 11. 1995 wurde Makedonien in den Europarat aufgenommen; am 15. 11. 1995 schloss sich Makedonien dem NATO-Programm »Partnerschaft für den Frieden« an. - Die internationale Kosovokrise (1998/99; vorübergehende Stationierung von NATO-Truppen), besonders der zeitweilige Massenzustrom von Kosovaren (250 000; März bis Mai 1999), verstärkte das ethnische Ungleichgewicht in Makedonien und verschärfte ethnische Spannungen (u. a. Aktualisierung der »albanischen« und der »makedonischen Frage«). Das bilaterale Verhältnis zu Bulgarien wurde im Februar 1999 u. a. durch die Anerkennung einer makedonischen Nation vertraglich entspannt.
 
Im Februar 2000 war Makedonien als Mitglied des Südosteuropäischen Kooperationsprozesses (englische Abkürzung SEECP; gegründet 1996) mit fünf Balkanländern und der Türkei in Bukarest an der Unterzeichnung einer Charta für Zusammenarbeit und gute Nachbarschaft beteiligt, im Februar 2001 in Skopje an einer Charta zur Stabilität und Zusammenarbeit in der Balkanregion. Auf dem ersten Balkangipfel der EU Ende November 2000 hatte Makedonien gemeinsam mit anderen Balkanstaaten den Status eines potenziellen Kandidaten für einen Beitritt zur EU zuerkannt bekommen (ohne Zeitplan); im April 2001 folgte wegen der Schlüsselrolle Makedoniens in der Region das erste Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen der EU mit einem Balkanland. - Im Februar 2001 einigten sich Makedonien und Jugoslawien am Rand des vierten SEECP-Gipfeltreffens über den seit 1991 strittigen Grenzverlauf zwischen beiden Ländern. - In enger Zusammenarbeit mit EU und UN leisteten Griechenland und Bulgarien Makedonien 2001 hinsichtlich des Erhalts seiner Souveränität und territorialen Integrität Unterstützung. (Makedonien 2))
 
 
Südosteuropa-Hb., hg. v. K.-D. Grothusen, Bd. 1: Jugoslawien (1975);
 M. Panov: Geografija na SR Makedonija (Skopje 1976);
 
Räuml. Struktur- u. Prozeßmuster in der SR M., hg. v. K. Ruppert (1980);
 H. Büschenfeld: Jugoslawien (1981);
 W. Libal: Mazedonien zw. den Fronten. Junger Staat mit alten Konflikten (Wien 1993);
 W. Oschlies: Rep. M., 3 Bde. (1993-94);
 E. Hösch: Gesch. der Balkanländer von der Frühzeit bis zur Gegenwart (31995, Sonderdruck 1999);
 V. Meier: Jugoslawiens Erben. Die neuen Staaten und die Politik des Westens (2001).
 

* * *

Ma|ke|do|ni|en, -s: Region im nördlichen Griechenland.

Universal-Lexikon. 2012.