Akademik

Schwäbische Alb
Schwäbische Ạlb,
 
in der Geologie Schwäbischer Jura, Mittelgebirge in Südwest-Deutschland, erstreckt sich, 220 km lang, bis 40 km breit, vom Hochrhein nach Nordosten bis zum Nördlinger Ries; weithin als flachwellige bis kuppige Hochfläche ausgebildet, 500-900 m über dem Meeresspiegel, im Lemberg 1 015 m über dem Meeresspiegel. Die Schwäbische Alb bildet das höchste Stockwerk des Schwäbisch-Fränkischen Schichtstufenlandes; an ihrem Nordwestrand setzt sie sich mit einer bis 400 m hohen Schichtstufe, dem Albtrauf, gegen das Vorland ab. Donauwärts dacht sie sich um mehrere 100 m bis auf 450-550 m über dem Meeresspiegel ab. Die aktive Rückverlegung des Albtraufs dokumentiert sich u. a. in einer Vielzahl vorgelagerter Auslieger und Zeugenberge, z. B. Plettenberg (1 005 m), Zollerberg (Hohenzollern, 855 m), Hohenstaufen (684 m), Achalm (707 m über dem Meeresspiegel).
 
Das Albvorland ist mit fruchtbaren Verwitterungsböden des Schwarzen Jura bedeckt. Der untere, geböschte Teil des Albtraufs ist überwiegend aus tonigen Schichten des Braunen Jura aufgebaut, die von den steil darüber ansteigenden harten Kalken des Weißen Jura geschützt werden. Diese bilden auch den größten Teil der Albhochfläche; entlang dem Albtrauf ist diese stark zertalt, mit Buckeln und Kuppen (Kuppenalb), die v. a. aus Riffkalk-Härtlingen bestehen; jenseits der Klifflinie (des tertiären Molassemeers), die sich von Tuttlingen über Münsingen bis südlich von Heidenheim an der Brenz hinzieht, wird die Schwäbische Alb flachwellig und eintönig (Flächenalb).
 
Formen des tertiären Vulkanismus finden sich im Gebiet der Kuppenalb um Bad Urach (Schwäbischer Vulkan) mit einer Vielzahl von vulkanischen Eruptionsstellen. Vor dem Albtrauf sind diese als Härtlinge herauspräpariert (Teck 773 m über dem Meeresspiegel); auf der Albfläche sind jedoch die Schlotfüllungen durch die Erosion stärker abgetragen worden, sodass die Schlote als feuchte bis vermoorte Hohlformen (»Hülen« oder »Hülben«; vielfach als Zisternen genutzt) in Erscheinung treten und damit Fremdkörper innerhalb der insgesamt durch starke Verkarstung gekennzeichneten Schwäbische Alb darstellen. Sie bildeten Ansatzpunkte der frühesten Besiedlung.
 
Zu den charakteristischen Karsterscheinungen gehören Trockentäler, Dolinen, Karstquellen und Höhlen (häufig mit prähistorischen Funden: Bären-, Nebelhöhle u. a.). Die Verkarstung ist auch Ursache der Wasserarmut der Hochfläche, deren Siedlungen durch Pumpwerke von den Tälern aus versorgt werden müssen.
 
Die Südwestalb (Randen-, Baar- und Hegaualb) erhält im Regenschatten des südlichen Schwarzwaldes nur verhältnismäßig geringe Niederschläge (650-900 mm im Jahr). In der Mittleren Alb - zwischen Tuttlingen und Ulm - nimmt deren Westteil (Großer Heuberg) mit Höhen von über 1 000 m über dem Meeresspiegel und einem äußerst rauen Klima (lange, schneereiche Winter und kurze Vegetationsperiode) eine Sonderstellung ein. Die Jahresniederschlagsmengen sinken von 1 070 mm im Norden donauwärts auf 600 mm ab. Die Ostalb und besonders deren Nordteil (Albuch und Härtsfeld) ist im Gegensatz zu allen anderen Gebieten mit Nadelwäldern bestockt. Ihre Altflächen neigen teilweise zur Vermoorung. Klimatisch und bodenmäßig begünstigt sind dagegen die südlichen Teile der Ostalb (auch Niedere Alb genannt), speziell die fruchtbare Ulmer Flächenalb.
 
Der Albtrauf und die Täler tragen überwiegend Laubwald. Auf der Hochfläche fehlt der Wald weitgehend; hier finden sich noch Reste von Steppenheide und neben Ackerland (Anbau von Getreide und Hackfrüchten) v. a. Weideland (Schafhaltung).
 
Trotz Wasserarmut und des im Vergleich zu den angrenzenden Landschaften kühleren Klimas (mittlere Jahrestemperatur 5,5-8,5 ºC) gehört die Hochfläche zu den altbesiedelten Gebieten. Von den Römern, die Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. den von Ebingen und Lautlingen nach Oberdorf (heutige Gemeinde Albstadt und Bopfingen) führenden Alb-Limes anlegten, wurde die Schwäbische Alb durch zahlreiche Straßen erschlossen. In fränkischer Zeit wurde das Gebiet planmäßig kolonisiert. Das Siedlungsbild wird von weit auseinander liegenden Haufendörfern bestimmt. Dicht besiedelt sind die südöstliche Alb und einige von Nordwesten eingreifende Täler. Hier entwickelten sich, aufbauend auf bodenständigem Gewerbe, seit Mitte des 19. Jahrhunderts Industriegassen mit Textil- und feinmechanischer Industrie: Aalen-Heidenheim an der Brenz im Osten, Balingen-Ehingen (Donau)-Sigmaringen in der Mittleren Alb und Spaichingen-Tuttlingen in der Südwestalb.
 
Literatur:
 
Die S. A., hg. v. G. Wagner (1958);
 H. Dongus: Die Oberflächenformen der S. A. u. ihres Vorlands, 2 Tle. (1977);
 O. F. Geyer u. M. P. Gwinner: Die S. A. u. ihr Vorland (31984);
 
Das große Buch der S. A., hg. v. E. W. Bauer u. a. (1988).
 

Universal-Lexikon. 2012.