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Wahhabiten
Wahhabiten,
 
die Anhänger einer puritanischen Bewegung des Islam, deren Begründer Mohammed Ibn Abd al-Wahhab (* um 1703, ✝ 1792) aus Ujaina (Nedjd) in Anlehnung an die Lehren des hanbalitischen Theologen Ahmad Ibn Taimija (* 1263, ✝ 1328) den Islam auf seine ursprüngliche Form zurückführen und alle nachkoranische Neuerungen ausmerzen wollte. Die Wahhabiten selbst bezeichnen sich als Muwahhidun (»Unitarier«), d. h. Bekenner der Einheit Gottes, und stützen sich auf Koran, Sunna und Hadith. Im Hinblick auf die alleinige Verehrung Gottes lehnen sie jede Art von Totenkult und Heiligenverehrung (einschließlich der Person Mohammeds) ab. Das koranische Alkoholverbot dehnen sie auf alle Genussmittel (z. B. Kaffee, Tabak) aus. Wer am Freitagsgottesdienst (Djuma) nicht teilnimmt oder die Almosensteuer (Zakat) nicht entrichtet, wird als Ungläubiger (Kafir) behandelt. Die altarabischen Strafgesetze wie Steinigung der Ehebrecherin oder Abhacken der Hand des Diebes werden strikt eingehalten. Infolge des Bilderverbots sind Film- und Theatervorstellungen untersagt. - Geschichte: Mohammed Ibn Abd al-Wahhab kehrte nach Aufenthalten in Basra, Bagdad, Kurdistan und Isfahan nach Ujaina zurück und verkündete dort seine neuen Lehren. Um 1740 gewann er in Darija (Stadtstaat bei Riad) den Stammesscheich Mohammed Ibn Saud (✝ 1765), dessen Nachfolger die Lehre über ganz Zentralarabien ausbreiteten und den ersten Staat der saudischen Dynastie begründeten (Sauditen). Sie eroberten 1804 Medina, 1806 Mekka und bedrohten die osmanische Herrschaft über Arabien. Nachdem der mit den Osmanen verbündete Ibrahim Pascha 1818 Darija, die Hauptstadt der Saudis, eingenommen und die Wahhabiten besiegt hatte, verloren die Sauditen die Führung an die einflussreiche Familie der Raschid. 1883 wurde das Haus Ibn Saud (Sauditen) aus Riad vertrieben und fand Zuflucht in Kuwait. 1902 gelang es (Abd al-Asis III.) Ibn Saud, nach Riad zurückzukehren und die Macht seiner Dynastie wieder aufzubauen. Die Lehren der Wahhabiten wurden zur herrschenden religiösen Doktrin in dem von ihm begründeten Königreich Saudi-Arabien und wirken auch über Saudi-Arabien hinaus in die islamische Welt hinein, beispielhaft die Grundlagen eines in seiner Glaubens- und Pflichtenlehre streng den islamischen Kerntraditionen verpflichteten Islam verkörpernd.
 
Literatur:
 
E. Peskes: Muḥammad b. 'Abdalwahhāb (1703-92) im Widerstreit. Unterss. zur Rekonstruktion der Frühgesch. der Wahhābīya (1993).

Universal-Lexikon. 2012.