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Luftschiff
Zeppelin; Starrluftschiff; Prallluftschiff; Blimp

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Lụft|schiff 〈n. 11lenkbares Luftfahrzeug, das wegen einer mitgeführten Gasfüllung leichter ist als Luft

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Lụft|schiff, das:
aus einem großen, lang gestreckten, mit Gas gefüllten Körper bestehendes Luftfahrzeug.

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Luftschiff,
 
Luftfahrzeug, das durch den aerostatischen Auftrieb einer Traggasfüllung (Wasserstoff oder Helium) getragen wird; angetrieben durch Propellertriebwerke (außerhalb des Luftschiffkörpers in Gondeln angeordnet), steuerbar mithilfe von kreuzförmig am Heck angeordneten aerodynamischen Ruderflächen.
 
Bauarten:
 
Starrluftschiffe besitzen ein mit einer Stoffbespannung überzogenes tragendes Innengerüst aus Leichtmetall zur Wahrung der Form und zur Aufnahme der Traggaszellen, Kraftstoffbehälter, Bedienorgane, Besatzungs- und Passagierräume oder anderer Nutzlast. Diese von F. Graf von Zeppelin eingeführte Bauart (1900 erster Aufstieg von LZ 1) zeichnete sich infolge des steifen Luftschiffkörpers durch gute Steuerbarkeit aus und wurde bis zu sehr großen Einheiten ausgeführt. Andere deutsche Starrluftschiffe waren die vom Typ Schütte-Lanz. Unstarre Luftschiffe bewahren ihre Form hingegen nur durch den inneren Überdruck ihrer Traggasfüllung auf den aus gummierten Geweben bestehenden Tragkörper (Prallluftschiff). Zu dieser Kategorie gehören die Luftschiffe A. von Parseval's. Die meisten Prallluftschiffe entstanden in den USA als Überwachungs- und Aufklärungsfahrzeuge. Kielluftschiffe sind halbstarre Luftschiffe mit stabilisierendem Kiel vom Bug bis zum Heck, daran sind Gondel, Motoren und Steuerflächen befestigt; z. B. U. Nobiles »Norge« und »Italia«.
 
Geschichte:
 
Die ersten Versuche der Motorisierung und Lenkbarmachung des Freiballons stammen von H. Giffard (1852), Weiterentwicklungen von P. Haenlein (1872), G. und A. Tissandier (1883 und 1884), C. Renard und H. C. Krebs (1884), E. G. Baumgarten und H. Wölfert (1882, Letzterer nach Baumgartens Tod nochmals 1897), D. Schwarz (1897) und A. Santos-Dumont (1900). Das erste wirklich brauchbare Luftschiff (Starrluftschiff) stammt von Graf von Zeppelin. Am 2. 7. 1900 startete sein erstes Luftschiff »LZ 1« (Inhalt 11 300 m3, 128 m lang, 2 Daimlermotoren von je 15 PS, Geschwindigkeit 32 km/h). 1908 wurde die »Luftschiffbau Zeppelin GmbH«, Friedrichshafen, gegründet, 1910 ein planmäßiger Passagierluftverkehr eröffnet. 1910-11 baute J. Schütte mit Unterstützung des Großindustriellen Karl Lanz das »SL 1«, 1913/14 das »SL 2«, das bereits alle wichtigen Merkmale aufwies, die von künftigen Luftschiffen übernommen wurden: stromliniger Schiffskörper, innen liegender Laufgang, seitlich am Rumpf angeordnete Maschinengondeln, einfache Leitwerke und Gasschächte. - Die ersten einwandfreien unstarren Luftschiffe stammen von Santos-Dumont, der am 19. 10. 1901 damit den Eiffelturm umrundete, und von A. von Parseval (1906).
 
Im Ersten Weltkrieg machte der Luftschiffbau große Fortschritte. Fahrtechnische Höchstleistungen: längste Dauerfahrt: 101 Stunden (LZ 120, 26.-31. 7. 1917); höchste Gipfelhöhe: 7 300 m (L 55, 20. 10. 1917); weiteste Fahrt: 6 757 km von Jambol in Bulgarien nach Khartum in Afrika und zurück (L 59, 21.-25. 11. 1917).
 
Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden u. a. das für die USA gebaute und dorthin auf dem Luftweg (erste Non-Stop-Atlantiküberquerung von Ost nach West) gebrachte Reparationsluftschiff LZ 126 (1924) sowie die großen Verkehrsluftschiffe LZ 127 (»Graf Zeppelin«; Inhalt 105 000 m3, Länge 236 m, Durchmesser 30,5 m, 45-50 Mann Besatzung, 20 Passagiere, 5 Dieselmotoren von je 550 PS) und LZ 129 (»Hindenburg«; Inhalt 200 000 m3, Länge 245 m, größter Durchmesser 41,20 m, Nutzlast 60 t, 4 Dieselmotoren von je 1 320 PS, Geschwindigkeit 125 km/h). LZ 127 nahm nach einem Rundflug um die Erde (1929) den Liniendienst über Süd- und Nordatlantik auf, LZ 129 folgte 1936. Dieses größte je im Einsatz befindliche Luftschiff fiel am 6. 5. 1937 bei Lakehurst einer Brandkatastrophe zum Opfer. Der Luftschiffbau in Deutschland wurde daraufhin, weil Helium als unbrennbares Füllgas zu teuer war, eingestellt. Ein letzter, 1938 fertig gestellter Neubau LZ 130 wurde nach Probefahrten abgewrackt (wie auch LZ 127). Auch die USA und Großbritannien gaben nach dem Verlust des englischen Luftschiffs R 101 durch Brand (1931) den Luftschiffsbau auf.
 
In den 50er-Jahren wurden in den USA von der Firma Goodyear Tire & Rubber Company so genannte Blimps (Prallluftschiffe) bis 30 m Länge und 40 000 m3 Inhalt gebaut. 1993 hat das deutsche WDL 1B von der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA die Musterzulassung erhalten. Der 60 m lange Blimp wird von der Luftschiffsgesellschaft in Mülheim an der Ruhr gebaut und von verschiedenen Unternehmen besonders für Werbefahrten eingesetzt. Völlig neu entwickelt wurde ein Hightech-Zeppelin ZNT (Zeppelin neuer Technologie) von der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH (ZLT) in Friedrichshafen. Technische Daten: Länge 75 m, Breite 19,5 m, Höhe 17,2 m, Volumen 8 200 m3, Höchstgeschwindigkeit 125 km/h. Der ZNT zählt zu den Starrluftschiffen, er nutzt jedoch auch Prinzipien der Prallluftschiffe. Als Füllgas dient Helium. Wenn der ZNT für die Wissenschaft arbeitet, ist die Gondel das Forschungslabor, als Verkehrsmittel haben in der Gondel 12 Passagiere Platz. Am 18. 9. 1997 hatte der Prototyp seinen Erstflug und befindet sich nunmehr seit drei Jahren in der Erprobungsphase. Die Musterzulassung wird für das Frühjahr 2001 erwartet. Am 2. 7. 2000, zum 100. Jubiläum des ersten Zeppelin-L.-Aufstiegs (LZ 1) wurde der ZNT auf den Namen »Friedrichshafen« getauft. Der zweite ZNT befindet sich im Bau. Die Cargolifter AG Mannheim entwickelt ein Luftschiff (260 m Länge, 65 m Höhe) für den Transport großer und schwerer Güter bis zu 160 t; 2004/2005 soll die Serienreife erreicht werden.
 
Literatur:
 
R. Italiaander: Hugo Eckener. Ein moderner Columbus (31984);
 
Schütte u. Co.. .. Der L.-Bau Schütte-Lanz 1909-1925, hg. v. J. Schütte (1926, Nachdr. 1984);
 F. Gütschow: Das L. Gesch., Technik, Zukunft (1985);
 H. von Schiller: Zeppelin. Aufbruch ins 20. Jh. (1988);
 J. Toland: Die große Zeit der L. (a. d. Amerikan., Neuausg. 1989);
 J. Eichler: L. u. Luftschiffahrt (1993);
 
Die L., bearb. v. D. Botting u. a. (a. d. Engl., 1993);
 
Unternehmen Zeppelin. Gesch. eines Konzerns, hg. v. H. G. Knäusel (1994);
 D. Haaland: Der Luftschiffbau Schütte-Lanz, Mannheim-Rheinau. 1909-1925. (21996);
 
Die großen Zeppeline, hg. v. P. Kleinheins (21996);
 Peter Meyer: Die Gesch. der dt. Zeppeline (21996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Ballone und Zeppeline
 

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Lụft|schiff, das: aus einem großen, lang gestreckten, mit Gas gefüllten Körper bestehendes Luftfahrzeug.

Universal-Lexikon. 2012.