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Cur|ri|cu|lum 〈n.; -s, -cu|la〉 Gesamtplan für den Unterricht, umfasst Inhalte u. Ziele, Methoden u. Ergebnisse; oV Kurrikulum [lat., „Rennen; Rennbahn“; zu currere „laufen, rennen“]
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auf einer Theorie des Lehrens u. Lernens aufbauender Lehrplan.
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I Curriculum,
mithilfe psychologischer Methoden entwickeltes Lernprogramm, um festgelegte, möglichst konkret beschriebene und in eine sinnvolle Reihung gebrachte Lernziele zu erreichen, deren Beherrschung anhand von Tests überprüft werden kann. Zu einem vollständigen Curriculum gehören auch die von der Sache wie vom Lernprozess her erforderlichen Materialien (Lehr- und Lernmittel).
Man unterscheidet je nach Bedeutung und Schwierigkeit der Lernziele: Basiscurricula (für alle Schüler) und Differenzierungscurricula (für bestimmte Schülergruppen, zu deren Ausbildung die ihrer Qualifikation gemäßen Lerninhalte zusammengestellt werden).
II
Curriculum
[mittellateinisch »Ablauf des Jahres«, »Weg«] das, -s/...la, bereits in der Bildungstheorie des Barock gebräuchliche Bezeichnung für Lehrplan, jedoch in der Aufklärung durch die deutsche Bezeichnung Lehrplan ersetzt. 1967 wurde der Begriff Curriculum von S. B. Robinsohn durch Übernahme aus dem angloamerikanischen Bereich erneut aufgegriffen, um in Anschluss an den internationalen Forschungsstand gegenüber einem isolierten Lehrplanverständnis die enge Verbindung zwischen der Auswahl und der Planung von Lehrinhalten, Bildungszielen und Lehrmethoden herauszustellen. Unter dem Gesichtspunkt dieser Wechselbeziehungen und in Hinblick auf eine Wirkungskontrolle (Evaluation) wurde Curriculum der Begriff für die wissenschaftliche fundierte Strukturierung organisierten Lernens. Unter Curriculum i. e. S. wird eine Unterrichtsvorbereitung (im Sinne einer Folge von Handlungsentwürfen) oder eine andere Kodifikation geplanter Handlungen verstanden, die in der Strukturierung eines beabsichtigten Lernprozesses besteht. Unter Curriculum i. w. S. wird die in einem begründeten Zusammenhang stehende Gesamtheit der Aussagen über die Aufgaben einer Bildungseinrichtung (z. B. Schulart) verstanden. Dabei werden Prozesse und Bedingungen thematisiert, unter welchen ein nach Lernziel-, Lerninhalts- und Lernorganisationsentscheidungen entwickelter Unterrichtsplan, ein Lehrwerk, Richtlinien, Rahmenpläne oder andere Vorgaben für die Planung von einzelnen Lernprozessen entstehen.
Das Interesse der Praktiker und Bildungspolitiker richtete sich auf eine umfassende Curriculumsrevision, an die weitreichende, einander zum Teil widersprechende Erwartungen geknüpft wurden: Transparenz und Demokratisierung der Entscheidungsprozesse über Lehrpläne und Richtlinien, Verbesserung der Steuerungswirkung des Unterrichts durch aufeinander abgestimmte Ziele und Mittel (Inhalte, Methoden und Medien), Legitimation und Hierarchisierung von Lernzielen, Ausgleich und Hebung von Qualitätsstandards, Bewährungs- und Erfolgskontrolle. Den verschiedenen Fragestellungen widmete sich die seit etwa 1970 stark ausgebaute Curriculumsforschung; sie suchte den Informationsgehalt und die Bedeutung der einzelnen Lehrstoffe unter Beachtung der individuellen und gesellschaftlichen Ziele zu erfassen, um damit Entscheidungen über die Bewertung und Auswahl einzelner Lehrinhalte und ganzer Lehrgefüge rational kontrollierbar zu machen. Anfänglich wurde eine langfristige Revision der Curricula für alle Schulformen, Fächer und Altersstufen angestrebt. Trotz großen Forschungsaufwands erwies sich die Ausarbeitung, Abstimmung und politische Durchsetzung neuer Curricula als äußerst schwierig. Gegenwärtig liegt der Schwerpunkt auf mittelfristigen Projekten und einzelnen Fächern und Ausbildungen, wobei versucht wird, Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse über Curricula durch Schaffung eines institutionalisierten Rahmens, in dem Staat und Gesellschaft, Wissenschaft und Schulpraxis zur Geltung kommen, zu verflechten. Während durchstrukturierte Curricula wenig Spielraum für individuelle Interessen von Schülern und Lehrern oder situationsgegebene Konkretisierungen und Unterrichtsziele gelassen haben, gewähren »offene Curricula« dafür Freiräume, d. h., im Rahmen des Curriculums stehen z. B. einige Texte, verschiedene Versuchsreihen u. a. zur Wahl.
In Österreich beziehen die neuesten, vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport erlassenen Lehrpläne (ab 1985) durchaus Ergebnisse der fachdidaktischen Curriculumsforschung ein, aber auch praxisnahe, in Schulversuchen gewonnene Erfahrungen von Lehrerarbeitsgruppen (Projektgruppen) wurden miteingebracht.
In der Schweiz wurde Curriculumsforschung u. a. an der Universität Freiburg und am Institut für Wirtschaftspädagogik der Hochschule Sankt Gallen betrieben, und nach Anstößen für die Erneuerung der Lehrpläne in den 70er-Jahren werden heute trotz einer gewissen Ernüchterung wieder Erkenntnisse aus der Curriculumsforschung aufgegriffen.
C.-Hb., hg. v. K. Frey, 3 Bde. (1975);
S. B. Robinsohn: Bildungsreform als Revision des C. u. Ein Strukturkonzept für C.-Entwicklung (61981);
Schulnahe C.-Entwicklung u. Handlungsforschung, bearb. v. W. Klafki u. a. (1982);
Hb. der C.-Forschung. Übersichten zur Forschung, Bd. 1: 1970-81 (1983);
K. Westphalen: Lehrplan - Richtlinien - C. (1985);
R. Dubs: C.-Entwicklung. Versuch einer Standortbestimmung, in: Bildungsforschung u. Bildungspraxis, Jg. 8 (Zug 1986),
H. 2;
M. Skilbeck: C.-Reform. Eine Übersicht über neuere Entwicklungen (a. d. Engl., 1992).
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Cur|ri|cu|lum, das; -s, ...la [engl. curriculum < lat. curriculum = (Zeit)ablauf] (Päd.): auf einer Theorie des Lehrens u. Lernens aufbauender Lehrplan; Lehrprogramm.
Universal-Lexikon. 2012.