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Verona
Bern (veraltet); Welschbern (veraltet)

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Ve|ro|na:
Stadt in Italien.

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Verona
 
[v-],
 
 1) Provinzhauptstadt in Venetien, Italien, 59 m über dem Meeresspiegel, beiderseits der Etsch, am Ausgang in die Poebene, 254 700 Einwohner; Bischofssitz; Universität (gegründet 1982), kunsthistorisches Institut, Museen (u. a. Naturhistorisches Museum mit Eozänfossilien von Boca), Bibliotheken; Opern- und Theateraufführungen im römischen Amphitheater (»Arena«; seit 1913 jährliche Opernfestspiele; Verkehrsknotenpunkt mit bedeutenden Handelsfunktionen (internationaler landwirtschaftlicher Großmarkt für Venetien, internationale Landwirtschaftsmesse, Pferdemesse, internationale Weinmesse Vinitaly); Holz- und Papier-, Metall- (u. a. Maschinen- und Waggonbau), chemische, pharmazeutische, grafische, Nahrungsmittelindustrie; Fremdenverkehr; Flugplatz.
 
Stadtbild:
 
Römisch sind das in der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts erbaute Amphitheater (ursprünglich 152 m lang, 123 m breit; rd. 22 000 Plätze), das augusteische Theater (1834 ff. und im 20. Jahrhundert freigelegt; oberhalb im ehemaligen Kloster San Girolamo Archäologisches Museum mit Ausgrabungsfunden), Reste der Stadtmauer und zweier Tore (u. a. Porta Borsari, um 80 n. Chr.) sowie eines Ehrenbogens. An der Stelle des römischen Forums entstand im Mittelalter die Piazza delle Erbe mit Marktbrunnen (um 1368), Markuslöwensäule (1523), Palazzo Maffei (1668) u. a. In der Nähe die Piazza dei Signori mit Palazzo del Comune (Ende 12. Jahrhundert, im Hof eine Freitreppe von 1446-50), Palazzo Grande (um 1365, im 15. und 16. Jahrhundert erweitert zum Palazzo del Capitanio), Palazzo del Governo (nach 1300) und der 1486-93 nach Plänen von Fra Giocondo im Frührenaissancestil erbauten Loggia del Consiglio. Unweit die romanische Kirche Santa Maria Antica mit den Scaliger-Gräbern. Die romanische Kathedrale Santa Maria Matricolare (1187 geweiht, im 15./16. Jahrhundert umgebaut) hat ein skulpturengeschmücktes zweistöckiges Portal (1139, Skulpturen von Nicolò) vor der reich gegliederten Fassade; das Baptisterium (1122-35; Taufbecken mit Säulen und Reliefs, um 1200) und der Bischöfliche Palast liegen an einer Flussbiegung der Etsch. Bedeutende gotische Kirchen sind Sant'Anastasia (um 1290 begonnen) und San Fermo Maggiore (Neubau über frühchristlichen Vorgängerbau zwischen 1065 und 1143, im 13. Jahrhundert umgebaut; mit Ober- und Unterkirche). Am westlichen Stadtrand die romanische Kirche San Zeno Maggiore (Neubau 1118 ff.) mit hohem Campanile, reich gegliederter Fassade (zweigeschossiger Portalvorbau mit Skulpturen von Nicolò um 1138; Bronzetüren mit biblischen Reliefszenen; um 1100, ergänzt um 1200) und Triptychon auf dem Hochaltar (von A. Mantegna, 1456-59). An der Etsch liegt die Scaligerburg (Castelvecchio; heute Museum u. a. der Veroneser Malerschule, 13.-18. Jahrhundert), ein 1354-75 errichteter, mächtiger Backsteinbau; die Scaligerbrücke (Nachbildung der 1945 gesprengten Brücke von 1355 mit Torturm von 1375), zinnenbewehrt wie die Burg, bildet mit ihr eine Einheit. Die Porta Palio (um 1550-57, eines der sechs neuzeitlichen Stadttore) wurde von M. Sanmicheli erbaut, der auch die Paläste Pompeij (mit Naturwissenschaftlichem Museum), Canossa und Bevilacqua schuf. An der Piazza Bra das Museo Lapidario Maffeiano (Antikensammlung). Die zahlreichen Baudenkmäler aus Antike, Mittelalter und Renaissance wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. - Zu den Bauten der modernen Architektur zählen das Gebäude der Banca Popolare di Verona (1973-80) von C. Scarpa (in Zusammenarbeit mit Arrigo Rudi), von Scarpa auch die »kritische Restaurierung« des Museo Castelvecchio; Risorgimento-Brücke (1966) und Bibliothek (1978 ff.) von P. L. Nervi.
 
Geschichte:
 
Verona, eine sehr alte Stadt im Gebiet der Räter, später der keltischen Cenomanen, wurde 89 v. Chr. römische Kolonie latinischen Rechts. Bei Verona (deutsch Bern) wurde Odoaker von dem Ostgotenkönig Theoderich dem Großen (»Dietrich von Bern«) besiegt, der Verona zu einer seiner Residenzen machte. 569 von den Langobarden erobert, wurde es Residenz König Alboins, zeitweise Mittelpunkt eines Herzogtums, in fränkischer Zeit (ab 774) Hauptort einer Grafschaft, dann der Markgrafschaft Verona. Im 10. Jahrhundert war Verona Zufluchtsort der Kaiser Ludwig III., des Blinden, und Berengar I. Seit der Belehnung (952) der Herzöge von Bayern mit der Mark Verona, die etwa das Gebiet zwischen Alpen, Gardasee und Adria umfasste, durch Otto I., dem Großen, stand Verona in engen Beziehungen zum Reich nördlich der Alpen (Handelsstraße, deutsche Bischöfe im 11. Jahrhundert). 976- 1151 war die Mark Verona mit dem Herzogtum Kärnten in Personalunion verbunden; Friaul, Krain und Istrien kamen 1077 an den Patriarchen von Aquileja. Anfang des 12. Jahrhunderts erlangte die Stadt Verona kommunale Selbstständigkeit, die durch wirtschaftliche und politische Bindungen an Venedig (Vertrag 1107) eingeschränkt wurde. 1164 gründete Verona mit anderen Städten des östlichen Oberitalien den Veroneser Bund, ein Militärbündnis, das sich 1167 zum Lombardenbund erweiterte. V. a. durch seinen Handel zu großer Bedeutung gelangt, verdoppelte Verona 1193 seinen Herrschaftsbereich durch die Erwerbung von Garda und dessen Umgebung. Ab 1259 unter der Herrschaft der Familie Scaliger (Della Scala), erlebte die Stadt den Höhepunkt ihrer Macht, bis sie 1387 an die Visconti von Mailand fiel. 1405 gelangte Verona an die Republik Venedig, 1797 wurde es mit Venetien österreichisch, gehörte 1805-14 zum napoleonischen Königreich Italien, nach dessen Auflösung mit Mantua, Peschiera del Garda und Legnago Teil des österreichischen »Festungsvierecks« in Oberitalien. 1866 verlor Österreich mit Venetien auch Verona an das Königreich Italien.
 
Literatur:
 
P. S. Zimmermann: Urbanistik der Hochrenaissance (1991).
 
 2) Provinz in Venetien, Italien, 3 121 km2, 815 500 Einwohner.
 

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Ve|ro|na: Stadt in Italien.

Universal-Lexikon. 2012.